PRAXIS
Orgelsektion
In Sachen Orgel ist das SK1 natürlich Chef. Wir finden hier drei verschiedene Hammondtypen, und darüber hinaus eine Farfisa, Vox Continental und eine Pfeifenorgel. Die Zugriegel funktionieren je nach gewähltem Orgeltyp unterschiedlich, eben jeweils so, wie bei den Originalen.
Die Leslie-Simulation ist recht ordentlich, aber als Besitzer und Fan der NeoInstruments Ventilator Leslie-Simulation kann ich es mir nicht verkneifen, den direkten Vergleich anzustellen. Also, hier ein Audio mit dem internen SK1 Leslie und eines mit dem SK1 Sound über den Ventilator. Der Mikrofonabstand lässt sich im SK-Leslie übrigens virtuell verändern.
Bisher war es ja noch Geschmackssache, welche Lesliesimulation besser gefällt, aber wenn Overdrive dazukommt, dann geht der Punkt recht eindeutig an den Ventilator.
Also, ich empfehle hier entweder die Verwendung eines richtigen Leslies oder den Ventilator, wobei man dafür ein Kabel oder einen Adapter bräuchte, der das Orgelsignal aus der 8-Pol-Buchse abgreift, weil die normalen Line-Outs auch die anderen Sounds übertragen, die nicht durch das Leslie sollen.
Piano
Das Akustikpiano des SK1 ist durchaus brauchbar. Es kann vielleicht nicht wirklich mit den Pianos des (ungefähr gleich teuren, aber nur monotimbralen) Nord Electro 3 mithalten, aber es macht schon eine gute Figur. Wie gesagt, die Tastatur des SK ist sehr gut zum Klavierspielen geeignet.
E Pianos
Beim lockeren Drauflos-Jammen macht auch das Rhodes einen guten Eindruck.
Für dich ausgesucht
Allerdings zeigen sich beim genaueren Hinhören doch einige Schwächen. Zum einen haben wir es hier mit nur vier Velocitylayern zu tun, und die Soundsprünge zwischen ihnen sind recht krass. Hier ein Ton, den ich stetig immer fester anschlage.
Zum anderen sind die Samples, um Speicherplatz zu sparen, kurz geloopt und werden künstlich gefadet, was dazu führt, dass gehaltene Töne sehr steif und statisch wirken.
Ein bisschen Effekt schadet dem Rhodes ganz und gar nicht.
Ähnlich ist die Situation beim Wurlitzer, bei dem ich nur drei Layer hören kann.
Das Clavinet klingt recht gut, wobei man aber auch anmerken muss, dass Clavinets leichter zu sampeln sind als Rhodes und Wurlitzer.
Insgesamt würde ich sagen, dass die E-Pianos des SK1 nicht schlechter sind als das, was Yamaha, Roland, Korg und Kurzweil seit Jahren in ihren Workstations verbauen, aber an zeitgemäße, amtliche Emulationen kommen sie längst nicht heran. Auch dem Konkurrenten Nord Electro können sie hier keinen Zacken aus der Krone schlagen, obwohl dessen E-Pianos auch nicht immer allererste Sahne sind (mehr zu diesem Thema im bonedo-Feature „Die Geschichte der E-Piano-Clones“)
Sonstige Sounds
Beim Thema Strings fällt auf, dass das SK1 über keine Samples von akustischen Streichern verfügt, sondern nur Solina und analoge Synthstrings bietet. Allerdings sehe ich das nicht unbedingt als Nachteil, da synthetische Strings auf der Bühne oft besser funktionieren als gesampelte (siehe „Shortcut Streichersounds auf der Bühne“) Hören wir einige weitere Sounds, die ebenfalls im SK1 herumschwirren.
Die Sounds lassen sich übrigens nicht editieren, nur einen Effekt kann man sich aussuchen. Vor allem bei den Pads vermisse ich die Möglichkeit, den Filter Cutoff zu steuern. Für dieses Feature hätte ich auch gerne auf die vier Equalizer Potis auf dem Frontpanel verzichtet. Ich habe sowieso nie verstanden, warum fast jedes Keyboard einen Equalizer hat. So etwas überlasse ich normalerweise dem Frontmischer oder drehe am Keyboardverstärker.
Masterkeyboardfunktionen
Allen Lesern, die nun nach dem Lesen dieses Berichtes ernüchtert sind und bedauern, dass das SK2 nun doch nicht als das perfekte All-in-one-Keyboard taugt, sei an dieser Stelle doch noch etwas Hoffnung gemacht. Denn die Hammond Stage Keyboards haben noch einen Trumpf im Ärmel, nämlich die Masterkeyboardfunktionen. In Verbindung mit einem externen Tonerzeuger wie zum Beispiel einem Laptop mit Mainstage kann man sich nämlich doch noch eine amtliche zweimanualige Maschine basteln. Die beiden Manuale des SK2 senden zunächst einmal auf zwei verschiedenen MIDI-Kanälen, zusätzlich lässt sich am MIDI IN noch ein Basspedal oder ein Extrakeyboard anschließen, das dann im SK mitverwaltet und auf einen dritten MIDI Kanal geroutet wird. In den Programmen gibt es drei externe Zonen mit speicherbarem Tastaturbereich, Volumen, Program Change, Bank Change, Transpose und Damper Pedal on/off. Interessant wird es nun, da die Drawbars MIDI-Controllerbefehle senden, und zwar auf den Nummern 12-21, wenn sie auf „lower“ stehen und 22-30 bei „upper“. Somit hätte man 18 Controller zur Hand, mit denen man seine Plug-Ins im Laptop steuern könnte. Also, wer die Idee der zweimanualigen Workstation interessant findet und vielleicht sowieso mit Laptop arbeitet, der sollte sich das SK2 auf jeden Fall genauer anschauen. Sogar bei einem von jedem Laptopuser gefürchteten Totalausfalls hätte man immer noch die internen Sounds des SK2 zur Verfügung und die super Orgel sowieso, um den Gig in Würde zu Ende bringen zu können.
Markus sagt:
#1 - 03.12.2011 um 14:02 Uhr
Der Leslieeffekt klingt wirklich ordentlich, aber der Overdrive, naja...
Welcher der 4 Algos der SK1 war denn im Klangbeispiel aktiv ? War das der "Beste" ?
Xaver Fischer sagt:
#2 - 05.12.2011 um 21:12 Uhr
Das war der Overdrive Typ, der im Preset "Rock Organ" verwendet wurde. Welcher von den 4 Typen das war hab ich nicht geguckt, aber ich nehme an das war "Tube". Einen besseren habe ich auf jeden Fall nicht gefunden.
Markus sagt:
#3 - 14.12.2014 um 13:04 Uhr
Hab die SK1 seit Juli 2014. Sofort auf 8.4 upgegradet und Jim Alfredsons Tonewheel geladen. Die ersten 2Monate hat mich das Gerät nicht sehr begeistert. Die meisten Werkspresets sind fade oder langweilig. Das liegt wohl daran das den Leslie Einstellungen der Pepp fehlt. Hier hat aber Hammond offensichtlich in vorhergehenden Updates nachgebessert. Gilt auch für die Overdrives.
Scheinbar hatten sie vergessen die Neuigkeiten in Presets einzuarbeiten.
Ich muss sagen, jetzt nach einem Halben Jahr hab ich die SK1 programmtechnisch im Griff. Das was ich heute aus der Kiste herauszaubere ist der Hammer. Wenn mann es möchte kommt da enorm Druck raus, das Leslie hat einen genialen, fast analogen schmierigen Sound, die Overdrives kommen passabel ( obwohl hier noch Verbesserungs potential herrscht. Die Vk8m ist da besser). Es wurde immer wieder in Foren bemängelt das die Orgel in den oberen Stimmlagen schrillig wird. Das stimmt wenn man sich nur mit den Werkspreset befasst. Bei meinen selbst Programmierten Sounds hab ich das Problem nicht. Man bekommt das gut mit diversen Einstellungen zwischen EQ, Tonewheel set , Chorus und Leslie hin.
Die Tastatur: vielfach als Komprimiss bemängelt. Ist sicher Geschmackssache. Aber vom ersten Tastenanschlag an hab ich mich hier zu hause gefühlt. Sie liegt mir dermassen gut beim Orgel spielen, und auch fürs Piano find ich die Tastatur klasse. Für zum Üben zu Hause und generell Live völlig Ausreichend. Für Studio aufnahmen ist sicher ein aktuelles Piano mit Hammermechanik besser.
Extra Voices: seit den neuen Pianosounds in den Upgrades und die neuen Librarisets bekommt man gute Samples in die Kiste die Spass machen und sich vor der Kongurenz nicht verstecken brauchen.
Rundum jetzt ein Tolles Gerät, was ursprünglich einige Schwierigkeiten hatte.