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Harley Benton B-450/550/650 Progressive Series Test

Praxis

Natürlich befinden sich die drei Progressive Modelle B450, B550 und B650 in verschiedenen Gewichtsklassen, denn schließlich werden die Hälse mit zunehmender Saitenanzahl breiter und die zusätzliche Hardware tut ihr Übriges. Alle drei Bässe sind in dieser Hinsicht für ihre Klasse aber absolut in Ordnung, der Fünfsaiter geht mit nur 3,8 kg sogar noch als Leichtgewicht durch. Einen Hauch weniger, nämlich 3,7 kg, bringt die viersaitige Version auf die Waage und der größte im Trio, der sechssaitige B650 ist mit seinen 4,8 kg logischerweise auch der schwerste. Aber selbst der Sechssaiter hängt angenehm am Körper und drückt durch das leichte Shaping an der Rückseite nicht in die Rippen. Sowohl beim B-550 als auch beim B-650 hat der Hals einen leichten Zug zum Boden, von kopflastig würde ich aber nicht sprechen, denn mit einem breiten, rutschfesten Gurt ist davon nichts mehr zu spüren und alle Bässe hängen in einer komfortablen Spielposition am Körper. Die Hälse haben nur ein dünnes, mattes Finish auf dem Rücken und fühlen sich dementsprechend sehr geschmeidig an – nichts klebt oder bremst beim Spielen. Die Halsprofile würde ich als sehr gelungen bezeichnen. Durch die Abflachung des D-Profils sind sie nicht zu mächtig, man hat aber trotzdem ordentlich was in der Hand – ein guter Kompromiss zwischen komfortabler Bespielbarkeit und solider Haptik, würde ich sagen.

Das Flaggschiff der Serie: Der 6-saitige B-650 Progressive
Das Flaggschiff der Serie: Der 6-saitige B-650 Progressive

Der Viersaiter kommt mit einem Saitenabstand von 19 mm an der Brücke, was man als Standard bezeichnen kann und gut mit allen Spieltechniken funktioniert. Richtig eng geht es dagegen beim Fünf- und Sechssaiter zu, beide haben nämlich nur 16 mm Abstand zwischen den Saiten. Für virtuoses Solo- und Akkordspiel kann das sehr angenehm sein, zum Slappen ist aber ein größerer Saitenabstand in der Regel angenehmer. Zumindest für den Fünfsaiter hätte ich mit 17 mm oder 18 mm ein Mittelding zwischen den Saitenabständen der beiden anderen Bässe gewählt, damit er noch kompatibler mit sämtlichen Spieltechniken und möglichst vielen Bassisten ist. Wie dem auch sei, alle drei Kandidaten lassen sich insgesamt komfortabel spielen, nicht zuletzt, weil auch die Bundierungen tadellos ausgeführt sind und eine niedrige Saitenlage ohne Nebengeräusche ermöglichen. Zudem kamen alle Bässe ordentlich eingestellt bei mir an, lediglich beim B-650 musste ich die Saitenlage etwas korrigieren, um ihn in die Spur zu bringen. Hier sollte die Endkontrolle von Thomann vielleicht etwas genauer arbeiten, damit auch ein Einsteiger, der nicht sofort die richtigen Handgriffe kennt, ein gut eingestelltes Instrument bekommt.

Nun aber zur Hauptdisziplin meiner Testkandidaten, dem Sound. Der Name „Progressive Serie“ und die Optik der Instrumente machen die Richtung ja eigentlich schon klar, in die es soundmäßig mit den neuen Harley Benton Bässen geht – modern und flexibel sind die Stichwörter. Genau so präsentieren sich die Instrumente am Verstärker, der Sound aller drei Bässe ist straff, solide und durchaus detailreich, ein guter Ausgangspunkt für zahlreiche Klangvarianten. Der Viersaiter zeigt sich zwar etwas offener und luftiger als die beiden Geschwister und der Sechssaiter hat aufgrund seiner höheren Masse ein etwas dichteres Mittenbild und klingt deshalb fokussierter, insgesamt ist der Unterschied zwischen den Modellen aber nicht gravierend.

Audio Samples
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HB-450 Flat HB-450 Treble Boost HB-550 Bridge PU, Bass Boost HB-550 Neck PU HB-650 Akkorde HB-650 hohe Lage

Im oberen Bereich geben sich alle drei relativ zurückhaltend, keinesfalls dumpf, aber eben auch nicht besonders aggressiv und strahlend, wie man es von einem modernen Bass vielleicht gerne hören würde. Für manche Sounds und Geschmäcker ist der milde Höhen- und Hochmittenbereich aber genau richtig, und wer es etwas crisper braucht, nimmt einfach den EQ zu Hilfe und dreht die Höhen rein. Das funktioniert auch wirklich sehr gut, denn die Frequenz des Höhenreglers ist absolut passend gewählt und öffnet den Sound auf eine unaufdringliche Art nach oben. Der Bassregler arbeitet genau so zielgerichtet, das Fundament lässt sich damit ordentlich aufblasen, ohne den Sound ins Matsch-Nirvana zu verfrachten. Die Abstimmung des EQs ist durchaus geschmackvoll und seine Arbeitsweise wirklich effektiv. Im Zusammenspiel mit dem Balance-Regler kann man den Instrumenten viele Sounds entlocken, die fast immer durchsetzungsstark und definiert bleiben und folglich auch im Bandkontext gut funktionieren.

Eine Erwähnung wert ist auf jeden Fall, dass der Preamp kaum Nebengeräusche verursacht, selbst mit voll aufgedrehten EQ-Reglern bleibt der Bass erstaunlich ruhig und rauscharm. Bemerkenswert ist diese Tatsache vor allem deshalb, weil man immer die Preisklasse im Blick behalten muss, in der wir uns hier befinden. Und die gesamte Elektronikausstattung, also sowohl die Tonabnehmer wie der chinesische Preamp sind in diesen Bässen wirklich von ordentlicher Qualität – in der Budget-Klasse alles andere als selbstverständlich.

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