Der Jazz Bass eignet sich hervorragend als Instrument für Einsteiger – sein Hals ist angenehm schlank, seine Handhabung ist denkbar simpel und die Tonabnehmerausstattung mit zwei Singlecoils-Tonabnehmern stellt dem aufstrebenden Bassisten verschiedene Sounds für die diversen Spieltechniken und Musikrichtungen zur Verfügung. Deshalb bieten viele Music Shops das legendäre Fender-Modell auch in der Einsteigerversion für Anfänger an.
Günstige Exemplare, die sich für die ersten Schritte durchaus eignen, bekommt man somit bereits für deutlich unter 100,- Euro. Für Bassisten, die nicht nur künstlerisch, sondern auch handwerklich begabt sind und keine Angst vor dem Schraubenzieher haben, hat die Firma Harley Benton sogar ein “Do-It-Yourself Jass Bass-Kit” zum selber Zusammenschrauben im Programm.
Details
Vorwort Zusammenbau
Der Zusammenbau des Bausatzes gestaltet sich dank der Steckkontakte und der guten Beschreibung vergleichsweise einfach. Etwas Vorwissen wäre durchaus von Vorteil, es geht aber auch mit einem gesunden Maß an handwerklichem Geschick. Leuten mit zwei linken Händen würde ich von diesem Bausatz allerdings eher abraten.
Eines vorweg: Sowohl der Korpus als auch der Hals wurden lediglich versiegelt und für die unterschiedlichen Lackierungsarten vorbereitet. Wenn man die Teile ohne Lackierung zusammenbaut, kann sich im Laufe der Zeit Schmutz in den Poren sammeln, was je nach Geschmack allerdings auch seine optischen Reize haben kann. Vor dem Zusammenbau sollte man die unterschiedlichen Schrauben und Bauteile aus den Tütchen herausholen und den Inhalt entsprechend in einzelne Gläser bzw. Kunststoffbehälter legen. (Bitte auf keinen Fall alle Bauteile in einen Topf werfen, da man sonst später das entsprechende Teil nur unter Mühen wiederfindet!) Außerdem empfiehlt es sich, Hals und Korpus separat bereits so weit wie möglich fertig zu montieren und erst als letzten Schritt vor dem Saitenaufziehen zusammenzuschrauben, damit man nicht immer das komplette Instrument wegen irgendeiner kleinen Schraube herumdrehen muss.
Vormontage Hals
Die Montage des Halses ist sehr einfach und beschränkt sich in Grunde auf die Installation der Mechaniken und des Saitenniederhalters. Um die Mechaniken zu montieren, werden zuerst alle Hülsen von der Vorderseite des Halses in das Führungsloch hereingeschoben. Danach können die Tuner von der Rückseite der Kopfplatte aus eingesetzt und angeschraubt werden. Umgekehrt hat es bei unserem Test-Zusammenbau übrigens nicht geklappt, d.h. wenn man zuerst die Mechaniken ohne Führung anschraubt, bekommt man die Hülse anschließend nicht in mehr die Bohrung. In der originalen Montageanleitung hat sich übrigens ein Fehler eingeschlichen, denn hier wird die Installation von Gitarrenmechaniken mit Schraubenmuttern beschrieben, die die Tuner von der Vorderseite der Kopfplatte aus befestigen. Dies ist hier aber nicht der Fall; anscheinend hat man den Abschnitt einfach nur aus der Montageanleitung eines Gitarrenbausatzes kopiert. Also bitte nicht irritieren lassen und weiter im Test! Jede Mechanik wird mittels vier kleiner Schrauben mit dem Hals verbunden, wobei die Löcher im Großen und Ganzen gut vorgebohrt wurden. Der Saitenniederhalter kommt zu guter Letzt an die Reihe und wird in die dafür vorgesehene Bohrung geschraubt. Wie sich zum Schluss herausstellte, hätte ich mit diesem Schritt eventuell noch bis zum Besaiten warten sollen, weil die Bohrung für den Saitenhalter ein wenig zu weit nach unten geraten ist und die D-Saite leider immer wieder herausflutscht. Das ist aber nichts Weltbewegendes und kann im Nachhinein schnell korrigiert werden.
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Die Korpusmontage
Zuerst wird das Schlagbrett festgeschraubt, weil die Pickup-Ausfräsung als Führung dient. Danach kann der Halstonabnehmer mittels der vier dazugehörigen Federn und Schrauben von oben in die passende Pickup-Öffnung geschraubt werden. Dazu werden zuerst vier Schrauben von oben durch die Pickup-Bohrungen geschoben und dann vier Federn von unten aufgesteckt. Der eigentliche Einbau der Tonabnehmer ist daher etwas tricky, weil man aufpassen muss, dass die Federn nicht immer wieder nach unten herausfallen, sobald man den Tonabnehmer in die Pickup-Fräsung steckt. Für das Hereinschrauben haben wir anstelle des Kreuzschraubendrehers einen Akkubohrer verwendet, weil man hier ohne Vorbohrung ins Holz bohren muss und etwas mehr Power braucht. Das funktioniert sicher auch mit dem passenden Schraubendreher, aber wir sind in diesem Fall den bequemeren Weg gegangen.
Als nächstes kommt der Stegpickup an die Reihe. Bevor dieser eingebaut werden kann, muss zuerst sein Anschlusskabel durch eine Bohrung ins Elektrofach gelegt werden. Danach erfolgt dieselbe Einbau-Prozedur wie beim vorderen Tonabnehmer.
Kommen wir zum Einbau der vormontierten und fertig verkabelten Elektronik. Sie befindet sich auf einem verchromten und separaten Teilstück des Schlagbretts und wird später mit drei Schrauben auf den Korpus geschraubt. Bevor man ihn einbaut, muss man das blaue Erdungskabel in eine Bohrung schieben, bis es unter der Brücke wieder herauskommt. Das abisolierte Ende wird später beim Anschrauben zwischen Brücke und Korpus eingequetscht und kommt so mit den Saiten in Verbindung, wodurch das Instrument geerdet ist. Bei Gitarren mit passiven Pickups ist es unerlässlich, auf die abschirmende Wirkung unseres Körpers zu setzen (sprich: die Saiten zu erden), damit es nicht brummt.
Jetzt brauchen wir nur noch die Pickups anzuschließen! Da alle Verbindungen mittels Steckkontaken realisiert werden, benötigt man keine Lötkolbenkenntnisse. Der vordere Pickup kommt an den vorderen Regler und der Stegpickup wird entsprechend an das hintere bzw. mittlere Poti angeschlossen. Nachdem die Elektronik angeschraubt ist, kann dann auch die Brücke befestigt werden. (Hier unbedingt auf das Erdungskabel achten!)
Der Zusammenbau
Nachdem Korpus und Hals fertig sind, können beide Parts zusammengeschraubt werden. Vor dem Zusammenbau haben wir die entsprechenden Schrauben mit dem Akkubohrer erst einmal ohne Hals in die Vorbohrungen am Korpus hereingeschraubt und drehen lassen, bis sie beim Drehen gutes Spiel hatten. Die Bohrungen sind nämlich ziemlich eng, sodass sich die Schrauben anfangs auch ohne Gegenstück festzogen. Für die letztendliche Halsbefestigung schiebt man den Hals in die Halsausfräsung am Body und dreht beide Teile gleichzeitig um. Danach legt man die Hals-Backplate mit der dazugehörigen schwarzen Schutzdichtung passend über die vier Schraublöcher und schraubt den Hals fest. Hier kann man bei Bedarf wieder einen Akkuschrauber zur Hilfe nehmen. Aber bitte mit Gefühl vorgehen, denn nach “ganz fest” kommt bekanntlich “ganz lose”!
Jetzt müssen nur noch die Saiten aufgezogen werden, und das gute Stück ist bereit für einen ersten Klangtest.
Stefan Rauchegger sagt:
#1 - 05.01.2017 um 09:08 Uhr
Mit der künstlerischen Gestaltung der Kopfplatte, ändert sich ja die Kopflastigkeit und vielleicht auch deadspots, wenn ich das richtig verstehe?! Gibt es eine Empfehlung, wo zb. der Schwerpunkt des Halses liegen sollte (welcher Bund?!)? Wegfräsen geht immer, aber wieder dazutun wird schwierig ;-) thx & lg
Gioi Geniale sagt:
#2 - 14.04.2020 um 15:22 Uhr
Ich habe das Schwester-Modell bestellt, den P Bass. Es ist unglaublich, wie viel Qualität für wie wenig Geld geliefert wird.
Ich gehe mal davon aus, dass der P und der J qualitativ gleichwertig sind, mit den Unterschieden bei den PUs mit bereits verlöteter Potiplatte, bei der Korpusform inkl Schlagbrett.
Die ganze Ausrüstung ist - natürlich dem Preis geschuldet - sehr einfach gehalten. Aber definitiv nix zu meckern.
Am anderen Ende der Preisskala geben die Custom Modelle den Ton an. Wo Kunden Wünschen dürfen...Die klobige Kopfplatte verhindert natürlich Plagiatsstreitereien mit dem grossen F.
Der Bass groovt, drückt und knurrt wie er soll. Die Töne scheinen mir über das Griffbrett verteilt sehr gleichmässig zu sein. Habe weder Deadspot noch hörbare Ueberbetonung festgestellt. Das Instrument liegt auch sehr gut in der Hand, bzw am Gurt. So, dass mit einer guten Saitenlage und Griffbretteinstellung kein Vergleich mit wesentlich teureren Modellen gescheut werden darf.Ich leistete mir den Spass, ein MM Modell daraus zu schnitzen (Kopfplatte mit 3 plus 1 Mechaniken und Powerhumbucker Pickup).
Und das Vergnügen der Farbgebung: Es lohnt sich sehr, nicht zu den billigsten Spraydosen zu greifen. Ich musste eine Gitarre, die ich eben billig eingefärbt habe, wieder total abschleifen, das die Farbe einfach verschmiert trocknete. Die teurere Farbe wäre wesentlich günstiger gewesen...Unterm Strich 5/5