7 strings, anyone?
Ich habe in meinen jungen Jahren ausschließlich Sechssaiter gespielt und bin dementsprechend relativ große Bässe mit breiten Hälsen gewöhnt. Mit einem Siebensaiter hatte in meiner inzwischen langen Laufbahn als Tieftöner allerdings noch keinen Kontakt – für mich ist dieser Test also auch eine Art Debüt! Und ich muss gestehen, dass die siebte Saite dann doch noch einmal einen deutlichen Unterschied in Sachen Handhabung und Spieltechnik macht!
Aber rollen wir das Feld am besten vorn vorne auf. Die BZ-Bässe sind prinzipiell eher kompakt und grazil gebaut, sodass der Korpus des Siebensaiters trotz des überbreiten durchgehenden Halses nicht absurd groß ausfällt. Zudem sorgen Abrundungen an den richtigen Stellen dafür, dass keine unangenehmen Druckstellen an den Rippen oder am Oberarm entstehen.
Wirklich gewöhnungsbedürftig ist allerdings der Hals, der eine Sattelbreite von satten 62mm besitzt und in den hohen Lagen natürlich noch deutlich breiter wird, weil der Bass mit Saitenabständen von 18mm an der Brücke kommt, die bei Fünf- oder Sechsaitern nicht unüblich sind. Eine große Herausforderung ist zum einen das Abdämpfen der gerade nicht gespielten Saiten, und zum anderen fühlt es sich schon ungewohnt an, wenn quasi die gesamte Hand beim Spielen der tiefen Saiten über dem Griffbrett schwebt. Ich habe ja relativ kleine Hände und muss die Finger in den ersten Lagen schon sehr strecken, um die tiefen Töne auf der H-Saite zu erreichen. Hier ist also verständlicherweise etwas Geduld gefordert, bis man sich an die Parameter gewöhnt hat!
Gewicht und Balance
Der extra breite Hals besitzt aber natürlich auch einen Effekt auf die Balance des Basses. Sieben nicht allzu leichte Mechaniken sorgen außerdem für zusätzliches Gewicht der extralangen 35“ Zoll-Halskonstruktion. Die Folge ist eine leichte Kopflastigkeit, sodass man den Bass beim Spielen regelmäßig zurechtrücken muss. Allzu schlimm ist es aber nicht – mit einem sehr breiten, aufgerauten Gurt bekommt man die leichte Dysbalance schon gut in den Griff!
Auch gewichtsmäßig fällt mein Testbass mit 5,3kg nicht komplett aus dem Rahmen. Klar, das Gewicht ist schon eine Ansage, aber mit einem Siebensaiter wird man in der Regel ja keine langen Coverband-Gigs abreißen.
Für dich ausgesucht
Der Harley Benton BZ-7000 II NT ist eben ein Bass für besondere Gelegenheiten, für die man die spezielle Handhabung und das stattliche Gewicht eben gerne in Kauf nimmt. Das sollte man allerdings nur tun, wenn man für die Mühe mit einem tollen Sound belohnt wird. Ob der Harley Benton BZ-7000 II NT klanglich überzeugen kann, werden wir jetzt anhand einiger Audiobeispiele beurteilen, für die ich den Siebensaiter ohne zusätzliches Equipment aufgenommen habe.
Harley Benton BZ-7000 II NT: Sound
Im rein passiven Betrieb liefert der Harley Benton BZ-7000 II NT ohne Frage einen soliden Sound, der in meinen Ohren allerdings eine gewisse Kühle mit sich bringt. Hierfür gibt es sicherlich mehrere Gründe: Zum einen führen üppige Laminierungen und viel Masse nicht unbedingt zu einer dymanischen Ansprache und einer gewissen Offenheit im Sound, durch die ein Basssound als spritzig und lebendig wahrgenommen wird. Der Ton wirkt bei derart konstruierten Bässen im Gegenteil eher etwas steif und schlimmstenfalls „langweilig“.
Zum anderen können in der Budget-Preisklasse logischerweise nicht die besten Materialien verwendet werden, welche den konstruktionsbedingten Nachteilen klanglicher Art durchaus entgegenwirken können. Unterm Strich besitzt der Harley Benton BZ-7000 II NT also nicht unbedingt die klarste H-Saite und verfügt trotz Mono-Rail-Stegkonstruktion nicht über die beste Tontrennung. Er liefert aber unterm Strich immer noch einen runden und ausgewogenen Sound, mit dem man ohne Frage gut arbeiten kann.
Im Aktivbetrieb geht die Sonne auf!
Ich habe es schon beim Test des viersaitigen Harley Benton BZ-4000 II festgestellt, und nun bestätigt es sich auch beim Siebensaiter: Der Preamp von Tesla macht bei den BZ-Modellen den Unterschied und haucht den Bässen wirklich massiv Leben ein! Im ersten Beispiel hört ihr einen spritzigen Sound mit ordentlich aufgedrehten Mitten- und Höhenreglern, und im zweiten Beispiel gibt es einen leicht gescoopten Sound mit geboosteten Bässen und Höhen.
In beiden Fällen wirkt der Harley Benton BZ-7000 II NT sofort wesentlich präsenter und lebendiger als im passiven Betrieb! Die Dreiband-Elektronik arbeitet zudem relativ nebengeräuscharm, was in dieser Preisklasse durchaus bemerkenswert ist.
Und sogar der Stegtonabnehmer-Sound kann sich wirklich hören lassen, wenn man den Equalizer zur Hilfe nimmt. Für die Aufnahme habe ich das Fundament mit einer Bassanhebung gestärkt und die Mitten für zusätzlichen Punch und Biss ebenfalls deutlich angehoben.
Zum Abschluss gibt es noch einen kurzen Clip, der sich aus einer Bassspur, einer Akkordspur und einer dritten Spur für die Melodie-Improvisation zusammensetzt. Hier habe ich bei der Nachbearbeitung in Sachen Transparenz und Separierung der Spuren mit Plugins in Logic Pro X etwas nachgeholfen.
Das Ergebnis spricht für sich – kaum jemand würde vermutlich ahnen, dass für die Aufnahme ein Budget-Siebensaiter verwendet wurde, der für schlappe 599,- Euro über die Theke geht.