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Harley Benton California True Tone Test

PRAXIS

Ich falle jetzt einfach mit der Tür ins Haus und rede nicht lange um den heißen Brei herum. Und das nur für den Fall, dass ihr die Hoffnung habt, einen Mesa/Boogie Sound in allen Facetten für ca. 1% des Originalpreises erwerben zu können. Logisch, dass das nicht gehen kann. Aber betrachtet man unseren Kandidaten eher als ganz normales Distortionpedal, dann sieht die Sache schon etwas anders aus. Dann gibt es nämlich durchaus die eine oder andere Klangfarbe, die interessant rüberkommt.    

Voice
Mit dem Voice-Regler lässt sich auf jeden Fall eine große Bandbreite an Distortionsounds erzeugen. Ich habe zuerst alle Potis in die 12-Uhr-Position gebracht und nur am Voice-Regler herumgeschraubt. Und siehe da, es tut sich tatsächlich einiges! Allerdings sollte man vorsichtig mit ihm umgehen, denn je nach Voice-Einstellung ändert sich auch der Pegel recht stark. Es beginnt bei 7 Uhr mit einem fast unverzerrten Ton, ab 9 Uhr gesellt sich eine erhebliche Menge an Bässen hinzu und auch der Verzerrungsgrad steigt ein wenig. Im weiteren Verlauf des Regelwegs nimmt dann der Gain-Faktor und die Kompression immer stärker zu, was ebenfalls zu einem wesentlich höheren Pegel führt. Das ist prinzipiell nichts Schlimmes, man muss es nur wissen, wenn man auf der Bühne mal schnell das Voicing wechselt, denn dann sollte man auch mit dem Levelregler die Endlautstärke neu justieren. Ihr hört jetzt fünf verschiedene Einstellungen des Voice-Reglers, bei denen ich den Level nicht nachgeregelt habe, alle anderen Potis stehen immer auf 12 Uhr.

GitarreLowMidHighLevelVoiceDrive
Les Paul121212127-9-12-15-1712
Audio Samples
0:00
HB California Les Paul Voice 7 HB California Les Paul Voice 9 HB California Les Paul Voice 12 HB California Les Paul Voice 15 HB California Les Paul Voice 17

Die Unterschiede – auch im Sound – sind absolut deutlich zu hören, und bei den hohen Einstellungen des Voice-Reglers wird es etwas matschig, hier ist dann ein regulierender Einsatz der Klangregelung gefragt. Belässt man die drei Regler in dieser Situation in der 12-Uhr-Position, klingt alles leicht blechern, aber wir wollen schauen, ob es irgendwelche Sweet Spots für gewisse Sounds gibt. Wir beginnen mit leicht angezerrten Tönen bei niedriger Voice-Einstellung und kreieren wie im folgenden Setting einen Blues-Sound. Aber Vorsicht mit dem Höhen-Regler, denn dreht man ihn zu weit auf, wird das Ganze schnell sehr unnatürlich und hart.

GitarreLowMidHighLevelVoiceDrive
ES-33511,5141014,5814
Audio Samples
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HB California ES-335 Blues

Mit Voice auf 10 und weit aufgedrehtem Drive kommt ein kerniger Mid Gain Sound aus der weißen Kiste.

GitarreLowMidHighLevelVoiceDrive
Les Paul101410121016
Audio Samples
0:00
HB California Les Paul Mid Gain

Man sollte also auf jeden Fall mit dem Zusammenspiel zwischen Voice und Drive experimentieren. Mal klingt ein niedriger Voice-Wert mit hohem Drive gut, es geht aber auch genau andersherum, wie das nächste Beispiel zeigt. Bei dieser Einstellung kommt ein stark komprimierter fuzzähnlicher Klang zustande, der für gewisse Einsätze aber durchaus seinen Charme hat.

GitarreLowMidHighLevelVoiceDrive
Les Paul10141012178
Audio Samples
0:00
HB California Les Paul Mid Gain 2

Klangregelung
Die Klangregelung arbeitet sehr effektiv, hier hat man sich recht gut an der Wirkungsweise des Mesa/Boogie Tonestacks orientiert. Je nach Einstellung des Mittenreglers bekommt der Sound eine ganz andere Färbung. Es geht wirklich extrem zur Sache, denn die Mitten werden recht breitbandig um die Centerfrequenz bei ca. 500 Hz gebogen und je nach Einstellung wird auch der Nachbarbereich beeinflusst. Dabei sollte ebenfalls mit dem Levelregler gegengesteuert werden, denn senkt man die Mitten komplett ab, wird auch der Pegel wesentlich leiser als zum Beispiel in der mittleren Position. Ihr hört im nächsten Beispiel vier verschiedene Einstellungen des Mid-Reglers, es geht los bei 7, dann 10, 14 und 17 Uhr. Die unterschiedlichen Pegel habe ich im Mischpult angeglichen. 

GitarreLowMidHighLevelVoiceDrive
SG107-10-14-179111615
Audio Samples
0:00
HB California SG Middle

Wie ihr bei den vorangegangenen Beispielen gehört habt, erzeugt der California True Tone keinen warmen und edlen Zerrsound, er geht eher etwas kratzbürstiger zur Sache. Der Name ist daher nicht Programm, aber wer auf der Suche nach schrägen Zerrsounds ist, der bekommt für das kleine Geld wirklich einiges geboten. Jetzt ein fuzzähnlicher Sound mit hohem Gain und zurückgenommenen Mitten – eine extreme Lead-Säge sozusagen. Wie es sich für solche Sägesounds mit hoher Verzerrung gehört, liefert das Pedal ein sattes Rauschen bei extremeren Einstellungen gratis dazu. Beim lauten Spielen fällt das nicht so ins Gewicht, aber in Spielpausen ist es besser, das Pedal auszuschalten.

GitarreLowMidHighLevelVoiceDrive
SG1581691216
Audio Samples
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HB California SG Fuzztone

Ausgangsschwachen Single Coil Gitarren greift unser Testkandidat gerne unter die Arme und bläst sie etwas auf. Die Klangtransparenz ist zwar nicht die beste und die Unterschiede verschiedener Gitarrentypen werden ebenfalls nicht so fein herausgearbeitet, aber das ist bei diesen Sounds auch gar nicht mehr so gefragt. Als Nächstes hört ihr eine Strat, die in den unteren Mitten mit dem Pedal weiter aufgepimpt wurde und einen entsprechend düsteren Zerrsound von sich gibt.

GitarreLowMidHighLevelVoiceDrive
Strat14910111711
Audio Samples
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HB Calofornia Strat Dark

Leicht angezerrte Töne funktionieren mit einer niedrigen Voice-Einstellung und hohem Gain meines Erachtens am besten. Man muss immer nur gut auf die Höhen aufpassen, damit es nicht zu bissig wird. Da ist zum Beispiel auch das Wechselspiel zwischen Mitten und Höhen wichtig, man kann die scharfen Höhen auch mit einem weiter aufgedrehten Mid-Regler etwas besänftigen. Es lohnt sich wirklich, viel mit der Klangregelung zu experimentieren, denn da passiert einiges.

GitarreLowMidHighLevelVoiceDrive
Strat12149,512716
Audio Samples
0:00
HB Blues Crunch Strat
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