Bei Harley Benton handelt es sich um eine Marke des Musikhauses Thomann, unter der sich Vertreter nahezu aller Instrumentengattungen versammeln, darunter auch eine ganze Reihe preisgünstiger Akustikgitarren. Hergestellt werden die Instrumente in China, wobei die Herkunft bekanntermaßen schon lange kein Qualitätskriterium mehr ist, wie diverse Tests in der Vergangenheit bewiesen haben.
In ihrer Konstruktion orientiert man sich überwiegend an den klassischen Vorbildern, so auch bei der CLD-30SCM CE, die zum Test ansteht. Die Initialen CL stehen übrigens für Custom Line und sollen die Wertigkeit der Instrumente dieser Reihe unterstreichen.
Details
Resonanzkörper
a) Größenverhältnisse
Die Korpusform ist unverkennbar: eckige Schultern, breite Taille. Die Abmessungen wurden im Maßstab 1:1 von der echten “Flachschulter” (Referenz: HD-28) übernommen. Einen entscheidenden Beitrag bei der Tonproduktion leisten natürlich auch die verbauten Hölzer und die Qualität derselben. Der Hersteller war bei der Auswahl sehr wählerisch.
b) Materielle Beschaffenheit
Harley Benton setzt auf eine Mischung aus Zeder für die Decke und Mahagoni für Boden und Zargen. Das ausgewählte A-Grade Deckenholz mit einem warmen gelblichen Farbton und feinen Maserungen stammt aus Nordamerika. Die seidenmatt versiegelte und polierte Decke setzt sich aus zwei gleich großen Teilstücken zusammen und hat genügend Raum zum Atmen und Resonieren.
Das Schallloch in Normalgröße wird mit einem Ring aus echtem Perlmutt verziert. Den Deckenrand säumt ein schlichter schwarz-weißer Zierstreifen. Ansonsten setzt der Hersteller bei diesem Modell auf schlichte Eleganz. Die Decke wird mit einem aufgeklebten Deckenschoner, einem authentischen Teardrop aus Tortoise, vor Kratzern mit dem Plektrum bewahrt. Der konturierte aufgeleimte Saitenhalter besteht auch hier aus dem Griffbrettmaterial Palisander, bei dem die Saiten konventionell mit den Ball-Ends und mit schwarzen Pins am Unterbauch arretiert werden. Eine einteilige Kunststoff-Stegeinlage überträgt die Saitenschwingungen auf die dünne Zederndecke. Das Material mit dem kryptischen Namen “Tusq” wird von der Firma Graph Tech in den Vereinigten Staaten produziert. Der Werkstoff soll dicht und beständig sein und einen positiven Einfluss auf die Übertragung der Obertöne ausüben. Die Stegeinlage liegt schräg in der Fräsung, um die unterschiedliche Saitensteifigkeit zu kompensieren.
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Der Body der CLD-30 SCM besteht aus rotbraunem A-Grade Mahagoni, das in Afrika geschlagen wurde. Der Boden ist aus zwei gleich großen Teilstücken “bookmatched” zusammengesetzt. Die hellen und dunklen Maserungen auf der einen Seite werden auf der anderen Seite gespiegelt. Das Material ist besonders leicht, denn mit 1900 Gramm ist unsere Testkandidatin das Leichtgewicht in unserer Auswahl. Zargen und Boden sind seidenmatt-transparent versiegelt. Ein Binding aus rotschwarzem Tortoise schützt rundum die Stoßkanten an Boden und Decke.
c) Interieur
Unter der Decke sind zwei längere Leisten fixiert, die sich am Schallloch überkreuzen (X-Bracing). Der Schnittpunkt der beiden Balken direkt hinter dem Schallloch wurde vorversetzt (= advanced). Diese Maßnahme soll der Decke angeblich noch mehr Hub verleihen. Außerdem wurden die beiden Hauptstreben im unsichtbaren Ausläuferbereich einwärts (konkav) gewölbt und sollen der dünnen Decke ein gesteigertes Schwingungsmoment ermöglichen, da sich mit der Aushöhlung auch die Bewegungsmasse reduziert.
Hals mit Griffbrett
Kopfplatte und Hals aus afrikanischem A-Grade Mahagoni sind aus einem Stück hergestellt. Der spitze Halsfuß aus dem gleichen Material ist standardgerecht mit dem Halsblock im Innenraum verzapft und verleimt. Die Schwalbenschwanzverbindung hält ausgezeichnet und kann nachträglich kaum mehr korrigiert werden. Alle drei Komponenten (Hals, Halsfuß und die Unterseite der Kopfplatte) sind seidenmatt lackiert. Die Halskrümmung lässt sich mit einem eingelegten Truss-Rod verändern, der auch dem Hals mehr Stabilität gibt. Der Hals wurde allerdings werksseitig optimal eingestellt, sodass kein Handlungsbedarf besteht.
Auf dem nicht eingebundenen Griffbrett aus Palisander befinden sich eingefräste Nano Pearl Punkteinlagen, die als Bundmarkierer dienen – der Oktavbund ist mit einem Doppel-Dot optisch hervorgehoben. Die Saiten laufen über einen sorgfältig gefeilten und ausgerichteten Sattel aus Tusq, der mit 4,5 cm etwas breiter ausfällt. Mit gemessenen 12 cm am Sattel ist der Halsumfang deshalb auch vergleichsweise groß, aber die klobigen V-Hälse, die Martin und diverse andere Hersteller früher produzierten, sind inzwischen völlig von der Bildfläche verschwunden.
Kopfplatte
Die geschlossene Kopfplatte bildet mit dem Hals eine komplette Einheit. An beiden Unterseiten sind drei geschlossene Grover Gussmechaniken (Standardgröße) mit griffigen Stimmflügeln verschraubt, die reibungslos und präzise arbeiten.
Elektronik
Der Fishman Sonicore Isys+, den man in der oberen Zarge findet, kann z.B. auf einer Bühne einen unüberhörbaren Beitrag zur Verstärkung des Instrumentes leisten. Die Kontrolleinheit hat einen 2-Band-EQ, einen Volume-Regler, einen Phasenumkehrschalter und einen Tuner an Bord. Zwei kleine Drehreglern justieren den Sound (Treble, Bass) “al gusto” und das eingebaute Stimmgerät arbeitet präzise. Beim Stimmvorgang kommuniziert der Spieler mit drei Leuchtdioden. Allerdings lässt sich der Kammerton nicht kalibrieren (a = 440 Hz). Phase eliminiert komfortabel Brummschleifen und Feedbacks. Ein 9V-Block für die Energieversorgung der Elektronik ist im Lieferumfang enthalten, das Batteriefach befindet sich neben dem Gurtknopf in der unteren Zarge. Der Transducer, ein Fishman Sonicore, sitzt unter der Stegeinlage und produziert ein niederohmiges Signal.