Praxis
Klang und Spielpraxis
Die zierliche CLF-200 WN wirft für ihre Größe beachtliche 1800 Gramm in die Waagschale. Die flachen Zargen schmiegen sich wie eine E-Gitarre am Körper an, weshalb die CLF auch problemlos aufrecht stehend gespielt werden kann. Allerdings sollte man noch einen zweiten Gurtpin am Halsfuß befestigen (lassen). Der relativ dünne Hals mit ausgeprägtem C-Shaping liegt gut in der Hand, einem Halsprofil, das vermehrt bei den Westerngitarren unterschiedlicher Hersteller zu finden ist. Die kurze Mensur (62,8 cm) trägt zu einer verminderten Saitenspannung bei und beansprucht die Greifhand weniger, auch weil die Bünde auf ganzer Länge spürbar schmaler sind. Werkseitig wurde der Hals korrekt eingestellt und auch der Halswinkel stimmt – bei Westerngitarren wird der Hals in einem Winkel von 0,5 bis 0,75 Grad vom Korpus weggeführt. Daraus resultiert auch bei unserer Kandidatin eine optimale Saitenlage, die zu der einen oder anderen virtuosen Einlage einlädt. Mit Schnarrgeräuschen muss man hier nicht rechnen, obwohl der Abstand der Unterkante der dicken E-Saite und der Bundkrone im ersten Bund nur ca. 3 mm beträgt. Vollklingende Barréakkorde lassen sich auch im oberen Bereich mit Leichtigkeit greifen, wobei der Spieler auch von der sanften Griffbrettwölbung profitiert. Auch der Linienspieler kann zeigen, was er kann. Die Werksbespannung mit einem 12er Satz EXP 16 kommt aber dann eher dem Picker und Strummer entgegen. Eine Parlor möchte sich jedenfalls nicht primär als Sologitarre definieren, zumal der spitze Halsfuß dem Melodiespiel in höheren Lagen Grenzen setzt und kein Cutaway den Zugang erleichtert.
Sicherlich bietet der kleine Klangkörper der CLF nicht den bassbetonten Ton einer Dreadnought, aber deshalb klingt unsere Probandin keinesfalls schlechter. Sie produziert einen zarten Naturton mit einem lebendigen Obertonspektrum, das durch die Bespannung mit obertonreichen Phosphorbronzesaiten auch noch angeregt wird. Die vergleichsweise hohe Grundfrequenz, die der kleine Resonanzkörper generiert, ist zwar gewöhnungsbedürftig, aber einen Vergleich mit Repräsentanten, die in der gleichen Gewichtsklasse spielen (z.B. Guild M-20 oder Fender Paramount), braucht die CLF deshalb keinesfalls zu scheuen.
Bei den folgenden Aufnahmen habe ich nur unwesentlich in das Frequenzspektrum eingegriffen. Die Höhen wurden ganz leicht angehoben. Der Bässe sind de facto unterrepräsentiert und wurden nicht mit einem EQ abgesenkt.
In der Disziplin “Pickings” konnte sich die CLF in überdurchschnittlicher Form präsentieren.
Auch Rhythmen mit dem Plektrum beherrscht die CLF, authentisch und in allen Dynamikstufen, wobei der kleine Resonanzkörper natürlich nicht so laut tönt wie der einer Jumbo oder Dreadnought. Aber man kann sie auch hart rannehmen, denn auch auf höchstem Lautstärkeniveau mischen sich vergleichsweise wenig blecherne Geräuschanteile in den Klang.
Das Spiel mit Akkorden (auch Barré) ist zudem auf ganzer Länge möglich, weil die Intonation und Saitenlage stimmen.
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Abschließend muss man feststellen, dass es der kleine Body nicht einfach hatte, sich bei der Aufnahmesession gegen seine gewichtigen großen Schwestern aus der Abteilung Dreadnought durchzusetzen, deren Klang man immer im Hinterkopf hat. Vielleicht ist die Parlor in einem Ensemble (mit Bass) dann doch besser aufgehoben.