Praxis
Runde Schultern hin oder her, bei der CLJ-45E VS handelt es sich einfach um eine sehr große Gitarre. Entsprechend unbequem spielt sie sich, speziell im Sitzen. Mit einem Gurt – für den der zweite Gurtknopf angenehmerweise vorhanden ist – tut man sich erheblich leichter.
Dafür liegt der Hals schlank und rund in der Hand. Mit seinen 43 Millimetern Breite kommt er den hauptamtlichen Akustikern entgegen, ohne dabei die E-Gitarristen zu verschrecken – ein guter Kompromiss!
Für dich ausgesucht
Der erste Kontakt mit den Saiten verläuft überraschend straff – eigentlich zu straff für eine Slope Shoulder. Des Rätsels Lösung ist die Mensur, also die schwingende Saitenlänge. Sie entspricht mit 25.5″, also rund 65 Zentimetern, dem Maß einer Dreadnought vom Martin-Typ, während eine authentische Slope Shoulder mit der kurzen Gibson-Mensur ausgestattet ist. Und die liegt bei 24.75″, also nicht ganz 63 Zentimeter, was bei gleicher Saitenstärke zu einer deutlich geringeren Saitenspannung und vor allem zu einer anderen Obertonausprägung führt.
Das sorgt dafür, dass die CLJ-45E VS tatsächlich mehr nach einer Standard-Dreadnought als nach einer typischen Slope Shoulder tönt – was natürlich kein Nachteil ist. Aufgrund der Bauart mit gesperrten Zargen und Boden wird die Klangfülle und die Dynamik einer vollmassiven Gitarre nicht ganz erreicht, aber die Elemente, die den typischen Sound ausmachen, sind auch hier gut wahrzunehmen.
Das bedeutet in der Praxis, dass sowohl die Bässe als auch die Höhen gut vernehmbar im Klangbild enthalten sind. Das kommt besonders gut bei einem leichten Anschlag zur Geltung, wenn man mit der Harley Benton einen weichen Klangteppich legen möchte. Generell fühlt sich die Gitarre mit einem starken Anschlag nicht ganz so wohl; das gilt sowohl für Picking als auch für Rhythmusarbeit.
Der Tonabnehmer bildet den Klang erfreulich genau ab, obgleich es natürlich immer deutlich nach Piezo tönt. Das bedeutet, dass er Pickings und Strumming sauber überträgt, aber bei stärkerem Anschlag hörbar in die Knie geht, und zwar deutlicher als die Gitarre selbst.