Praxis
Die Instrumente werden in Indonesien gefertigt, woher ich schon einige Budget-Gitarren zum Test hatte (z.B. Squier Esquire), die mit einer recht guten Fertigungsqualität im Vergleich zum Preis punkten konnten. Das sieht auch bei der DC-60 Junior nicht anders aus. Die Bünde sind sauber eingearbeitet, es stehen keine scharfen Kanten seitlich ab und auch die Bespielbarkeit ist in Ordnung. Die Bünde sind ausreichend poliert, nichts kratzt bei Bending oder Fingervibrato. Auch die Abrichtung der Bünde ist erstaunlich gut für ein Instrument in dieser Preisklasse. Bei der Saitenlage war man nach oben hin etwas großzügig und hat die höhere Variante mit mehr Abstand gewählt, was den Vorteil hat, dass auch bei härterer Betätigung nichts dramatisch schnarrt. Und so ein Instrument spielt man ja auch eher in der Art Pete Townshends mit einer harten Rechten als im Stile eines Shredders, der eine möglichst flache Saitenlage benötigt. Wir haben zum Test beide erhältlichen Modellvarianten bekommen, die DC-60 Junior in Pelham Blue und im klassischen Outfit in Faded Cherry. Beide Gitarren sind bis auf die Farbe mit den identischen Zutaten bestückt und sie haben trocken angespielt einen recht hellen Ton mit knackigem Anritt, also genau das, was man von einem solchen Junior-Modell auch erwartet. Die Gitarre in Pelham Blue klingt einen Hauch höhenbetonter, was natürlich nicht auf die Lackierung zurückzuführen ist, sondern wieder einmal die Tatsache bestätigt, dass Gitarren (auch im Niedrigpreis-Sektor) Unikate sind, was ihr auch über den Verstärker hören könnt. Dazu gibt es einen direkten Vergleich beider Gitarren über dieselben Amps mit identischen Einstellungen. Beim Cleansound ist das ein Fender Twin Combo (Mikrofon: Beyerdynamic M160) und für die Zerrsounds wurde ein Marshall Plexi mit einer 4×12 Box (Celestion G12M) benutzt, die mit einem Neumann TLM-103 abgenommen wurde.
Mit einem Pickup ist man naturgemäß limitiert, was die Klangvariationen angeht, aber das trägt zur Besinnung auf das Wesentliche bei: Die Soundformung über den Anschlag mit Pick oder Finger und die Arbeit mit Volume- und Tone-Regler. Generell liefert der Roswell P90 keinen allzu scharfen Ton, sodass man selbst mit aufgedrehtem Tone-Poti ganz knackige Cleansounds erzeugen kann, die nicht in den Ohren klingeln (Bsp. 1). Im zweiten Beispiel hört ihr die Gitarre mit weit zurückgedrehtem Tone-Regler (4 von 10) für einen etwas weicheren Klang. Auch das funktioniert.
Die leicht angezerrten Sounds bis zum mittleren Zerrbrett sind der Bereich, in dem die DC-60 Junior am besten klingt, was auch nicht verwundert. Der P90-Pickup sorgt für einen schmatzigen Ton und überträgt auch die üblichen dynamischen Spielereien mit unterschiedlichem Anschlag und Anschlagstärke. Auch mit dem Volume-Poti kann der Sound entsprechend entzerrt werden. Für eine Gitarre in dieser Preisklasse funktioniert das wirklich gut, obwohl gemessen an höherpreisigen Instrumenten natürlich noch einige Luft nach oben ist, das sollte klar sein. Verglichen mit den Originalen aus den USA hat die DC-Junior eine etwas schwächere Auflösung bei höheren Zerrgraden und auch in puncto Saitentrennung sieht das mit einem qualitativ hochwertigen Pickup etwas besser aus. Aber noch einmal: Für einen Preis von 199 Euro liefert die Gitarre eine gute Performance. Hier sind vier Beispiele mit einem Sovtek MIG-50 und einem vorgeschalteten Walrus Ages Overdrive Pedal.
Bei den High-Gain-Sounds wird es etwas schwieriger, aber da kommen P90-Pickups generell an ihre Grenzen. Einerseits bieten sie nicht die Ausgangsleistung von Humbuckern, andererseits sind sie bei der Aufnahme von Nebengeräuschen recht großzügig, sodass vor allem bei High-Gain-Sounds ein Gate oder in Spielpausen ein schneller Griff zum Volume-Regler von Vorteil ist. Für Gated-Fuzz-Sounds kann man die Gitarre wirklich begeistern, denn auch mit zurückgenommenem Tone-Poti sind einige interessante Fuzz-Varianten möglich. Im ersten Beispiel hört die DC-60 Junior mit einem Beetronics Vezzpa Fuzz und für das zweite Beispiel habe ich die Gitarre vor einen Peavey 6505 geschnallt, um die Tauglichkeit für High-Gain-Riffs mit Downtuning abzuklopfen.
Für dich ausgesucht
Zum Abschluss hört ihr beide Modelle noch in einer Aufnahme mit Drums und Bass mit diversen Crunch- und Overdrive-Sounds.