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Harley Benton Dr. Chord Pro Test

Mark Knopflers Guitar George von der Gruppe „Sultans Of Swing“ wird als Ratgeber offensichtlich nicht mehr benötigt, denn im digitalen Zeitalter haben gedruckte Grifftabellen mehr und mehr ihre Schuldigkeit getan. Per Knopfdruck und Display wird heute geboten, was das Griffbrett braucht.

Auch der Chordfinder DR. CHORD PRO mit integriertem Stimmgerät und Metronom gehört zu dieser Spezies und mit ihm soll man sich die Welt der Zusammenklänge und alle entsprechenden Bezeichnungen erschließen können. Aber wie sicher ist der Doc wirklich in seinem Fach, oder sind auch Kunstfehler vorprogrammiert?

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Details

Das rechteckige Kunststoffkästchen mit den Abmessungen (B x H x T) 120 x 70 x 28 mm präsentiert sich mit 150 Gramm relativ leicht und besitzt ein für seine Maße recht großes Display.

Wird die Power-Taste gedrückt, erstrahlt es in einem angenehm beruhigenden Blau. Auf dem rechteckigen Grundriss wird der Ausschnitt eines Griffbretts mit einem Umfang von fünf Bünden angezeigt. Sechs vertikale Linien stehen für die sechs Saiten. Die Bezeichnung der entsprechenden Saite mit einem Großbuchstaben findet man am unteren Rand des Diagramms, die tiefe E-Saite auf der linken, die dünne E-Saite auf der rechten Seite. Sechs horizontale Linien bilden die Bundstäbchen ab, das oberste kann dabei auch als Sattel verstanden werden. Aber auch Ausschnitte des Griffbretts werden abgebildet, wenn sich der Griff in einer oberen Lage befindet. Eine Bundangabe wie „5 fr“ = 5. Bund auf der Seite der tiefen E-Saite lässt erkennen, um welchen Ausschnitt es sich handelt. Am Sattel beziehungsweise am tiefsten Bund über dem Diagramm werden klingende, aber ungegriffene Leersaiten von einer „0“ dargestellt. Nicht klingende oder abgedämpfte Saiten werden durch ein „X“ vertreten. Linkshänder können sämtliche Diagramme auf Knopfdruck auch spiegeln.

Der Chordfinder stellt insgesamt fünf Modi zur Verfügung, die mit der Mode-Taste ausgewählt werden. Aber nur die ersten beiden sind für die Griffe zuständig. Im Find-Chord-Position-Mode kann ein Akkordsymbol auf Knopfdruck (OK) im Diagramm bildlich dargestellt werden. Ein Symbol besteht dabei höchstens aus vier Ziffern, die separat definiert werden können, nämlich einem Grundton (C, C#, D, D# usw.), dem Klangtypus (Moll, Dur, Sept) und aus zwei zusätzlichen Intervallen, die auch als Farbton erscheinen und numerisch (z.B. b9, 13) dargestellt werden. Kleine runde Dots, die auf den Saiten Platz nehmen, geben die Positionen auf dem Griffbrett an. Es bleibt aber nicht bei einem einzigen Vorschlag. Dr. Chord ist in der Lage, dem Anwender vier weitere Angebote in unterschiedlichen Lagen auf dem Griffbrett zu unterbreiten.

Im Find-Chord-Name-Mode geht es umgekehrt zu. Einem „Griff ohne Namen“ soll ein Akkordsymbol zugewiesen werden. Mithilfe der Pfeiltasten können die runden Dots auf dem stilisierten Griffbrett platziert werden. Auf Knopfdruck erhält dann dieser „namenlose“ Vertreter ein Symbol. Insgesamt kennt Dr. Chord 2640 Akkorde und Bezeichnungen. Da staunt selbst Guitar George.

Der Doc hat aber noch mehr drauf. Er kann sich in ein chromatisches Stimmgerät (Modus 3) verwandeln. Eine E-Gitarre kann dann am Eingang auf der rechten Seite angeschlossen werden. Mit dem eingebauten Mikrofon (links unten) können auch akustische Instrumente in die richtige Stimmung versetzt werden. Sobald die Klinkenbuchse benutzt wird, ist das Mikro stumm geschaltet.

Beim Aktivieren des Gerätes wird die aktuell eingestellte Referenztonhöhe im Display angezeigt. Die Standard-Referenztonhöhe ist werkseitig auf 440 Hz justiert. Die Referenz kann aber in 1-Hz-Schritten auf jede Stimmung zwischen 410 und 480 Hz (!) kalibriert werden. Eine solche Leistung können sogar viele teure Stimmgeräte nicht erbringen. Sein Auflösungsvermögen zwischen A0 (27,5 Hz) und C8 (4186,01 Hz) ist schon gewaltig und damit größer als der Tonumfang eines Klavieres (ca. A2 bis C5). Darüber hinaus lässt sich der Chordfinder in ein Metronom (Modus 4) und einen Tongenerator (Modus 5) verwandeln, wobei der eingebaute Lautsprecher deren Signale übermittelt. Der Lautstärkeregler befindet sich an der linken Seite. Der Doc ist also ein echtes Multitalent.

Angetrieben wird das Gerät von einer 9V-Blockbatterie. Über den Netzteilanschluss an der oberen Seite lässt er sich aber mithilfe eines entsprechenden Adapters auch mit Strom aus der Steckdose versorgen. Leider gehört dieser nicht zum Lieferumfang.

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Praxis

Wir beginnen mit dem Find-Chord-Position Mode. Wir wollen Griffe für ein Symbol suchen, in unserem Fall für Am9. Wir drücken die Mode-Taste und wählen mit der Pfeiltaste (links) die Funktion CHORD 1 aus und bestätigen die Eingabe (OK). Der Cursor, der als Platzhalter für den Grundton fungiert, blinkt. Mit den beiden Up-und-Down-Pfeiltasten kann man jetzt alle 12 Stufen der chromatischen Tonleiter ansteuern. Hat man die richtige Stufe, in unserem Fall natürlich A, gefunden und mit OK bestätigt, dann springt der Cursor zur nächsten Position, die das Tongeschlecht des Akkords bestimmt, in unserem Fall Moll. Mit den beiden Pfeiltasten bewegt man sich nun durch das Menü, bis das kleine m für Moll erscheint. Wenn diese Eingabe durch OK bestätigt ist, kann die erste Farbe ausgesucht werden, hier das Intervall = 9. Anschließend bietet der Cursor die Wahl einer zweiten Farbe an, die wir aber ignorieren und leer bestätigen. Schon wird im Diagramm das erste Angebot unterbreitet. Auf dem Display erscheint ein Griff mit dem Grundton a im 5. Bund auf der tiefen E-Saite, der kleinen Terz c im 3. Bund auf der A-Saite, der Quinte e im 2. Bund auf der D-Saite, der kleinen Septime g auf der leeren Saite, der None b auf der leeren B-Saite und der Quinte e auf der dünnen E-Saite. Die Tonbezeichnungen (a, c, e, g, h, e usw.) werden unter dem Diagramm angezeigt. Es werden darüber hinaus noch vier weitere Griffe (u.a. ein vollklingender Barréakkord im 5.B.) vorgeschlagen.

Beim Umsetzen wird allerdings schon ein gehöriges Maß an Kreativität erwartet, denn die Fingersatzangaben fehlen. Außerdem muss ein mehr oder weniger geschultes Ohr beurteilen, ob der Klang sich auch in den musikalischen Zusammenhang einfügen kann. Das Thema Stimmführung kommt ebenfalls zu kurz. Umkehrungen oder Klangausschnitte bietet der Doc nicht an.

Das integrierte chromatische Stimmgerät verrichtet einen makellosen Job und mit dem Metronom kann man arbeiten. Insgesamt neun verschiedene Tempi können vorprogrammiert werden, die dann bei der Performance sukzessiv abgerufen werden.

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Allein das integrierte Stimmgerät rechtfertigt den Gerätepreis, das Preis-Leistungsverhältnis stimmt deshalb auf jeden Fall. Technisch ist der Chordfinder ohne Fehl und Tadel. Mit ihm kann der Einsteiger elementare Erfahrungen sammeln, aber da Dr. Chord nicht erklärt, sollten sich vor allem Anfänger ein Theoriebuch zulegen, um im Dschungel der Zusammenklänge zu überleben. Der wohlgemeinte Rat vom erfahrenen Guitar George wird also weiter benötigt.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Integriertes chromatisches Stimmgerät
  • Mit Mikrofon für akustische Instrumente
  • Preis-Leistungsverhältnis
  • Stimmumfang
  • Kalibrierung
Contra
  • Keine Didaktik (Chordfinder)
  • Keine erkennbare Systematik (Chordfinder)
Artikelbild
Harley Benton Dr. Chord Pro Test
Für 13,90€ bei
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Facts
  • mit chromatischem Stimmgerät und Metronom
  • beinhaltet 2640 Chords
  • für Rechts- und Linkshänder-Akkorde
  • Chord Search Funktion (Fingerposition auf dem Griffbrett und Akkordname für die Fingersatz auf dem Griffbrett)
  • Stimmumfang: A0 (27,5 Hz) – C8 (4186,01 Hz)
  • Kalibrierung: 430 – 450 Hz
  • Tongenerator: C4 (32,7 Hz) – B4 (493,883 Hz)
  • Metronom mit Tempoeinstellung von 30 – 250 BPM
  • Beat: 0-9
  • Kopfhörerausgang
  • Auto Power Off
  • integriertes Mikrofon
  • Maße (BxHxT): 120 x 70 x 28 mm
  • Gewicht: ca. 150 g (inkl. Batterie)
  • Stromversorgung mit 9V Batterie (im Lieferumgang) oder durch ein optionales 9V-Netzteil
  • Preis: 17,90 EUR
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