Praxis
Für den Praxistest gibt es folgenden Versuchsaufbau: Ich habe meinen Kemper Profiler über den Monitor-Output direkt an die FRFR-112A angeschlossen. Der Equalizer dieses Ausgangs ist neutral eingestellt, damit ich auch direkte Vergleichsmöglichkeiten zu den anderen Boxen und zu meinem Referenz-Sound aus den Abhörboxen der Regie habe (Genelec 8050A). Ich habe die Box dann mit diversen unterschiedlichen Amp-Profilen und Gitarren getestet. Eigentlich hätte ich euch gerne einen amtlichen Audiovergleich wie beim Speaker-Test oder dem Pickup-Marathon geliefert, aber das ist aufgrund der unterschiedlichen Lautsprecherkonstruktionen auch mit ähnlicher Mikrofonierung leider nicht vergleichbar einzufangen. Deshalb gibt es “nur” Worte. Bei den Profilen waren verschiedene Amps (Fender, Friedman, Divided by 13, Dumble, Vox, Marshall, Mesa Boogie) aus dem Angebot von Michael Britt, BM Profiles und anderen im Einsatz.
Frequenzgang – Vergleich mit Studio-Speaker
Ich habe die Box erst einmal mit neutraler EQ-Einstellung und ohne die Box-interne Speakersimulation getestet. Vom Frequenzbild her gab es keine großen Ausrutscher, der Sound ist einigermaßen linear, hat aber einen etwas kräftigeren Bassbereich. Das ist natürlich auch abhängig von der Positionierung, ob die Box auf dem Boden liegt oder steht, denn je nachdem erhält man auch einen erhöhten Anteil an Bassfrequenzen. Aber das ist normal und kann bei Bedarf mit dem EQ sehr feinfühlig angepasst werden.
Wiedergabe unterschiedlicher Amp-Sounds
Generell kann die Box mit unterschiedlichen Amp-Charakteren bespielt werden. Egal, ob Vintage-Style oder moderne High-Gain-Klänge, meines Erachtens gibt es keine bestimmten Sounds, die in irgendeiner Form besser oder schlechter klingen. Unter der Lupe betrachtet ist die Klangqualität natürlich nicht so hochwertig wie bei Mitbewerbern in unserem Testmarathon, für die aber auch deutlich höhere Preise aufgerufen werden. Das macht sich zum einen in der Höhenwiedergabe bemerkbar, in der Fender- oder Vox-Profile einfach nicht so perlig klingen, wie man es kennt, bzw., wie es über die Studiolautsprecher übertragen wird. Dann ist der Bassbereich etwas undefiniert und die unteren Mitten sind recht präsent. Was zu einem fülligen Sound bei geringen Lautstärken führt – zum berühmten “Wohlfühl-Sound”, wenn man leise alleine spielt – wird bei höheren Lautstärken etwas mulmig und weniger knackig. Dort fehlen dann die oberen Mitten für den durchsetzungsstarken Ton.
Für dich ausgesucht
Sound mit Akustikgitarre
Mit Akustikgitarren klappt es entsprechend ordentlich, aber auch hier sind die Höhen nicht so fein und perlig. Ähnlich wie beim E-Gitarrensound kann man gut damit arbeiten, aber es fehlt eben eine gewisse Transparenz in der Klangübertragung. Dort macht sich selbstverständlich der Preis bemerkbar, denn für wenig mehr als 200 Euro kann und darf man keine klanglichen Wunder erwarten.
Schalldruck – Abstrahlverhalten – Rauschen
Der Schalldruck ist auf jeden Fall bühnentauglich, vor allem, wenn man die Box als Wedge vor sich liegen hat. Aber man sollte im optimalen Abstrahlwinkel stehen, denn bewegt man sich heraus, wird es etwas leiser und undefinierter. Das ist übrigens kein Nachteil, denn so kann man für sich ein ordentliches Brett einstellen, ohne dass der Rest der Band die volle Breitseite abbekommt. Das Rauschen ist relativ gering.
Speaker-Simulation
Um die Speakersimulation der FRFR-112A zu nutzen, muss sie im Modeler für den Monitorausgang ausgeschaltet werden, denn zwei Simulationen hintereinander bringen keinen guten Sound. Benutzt man einen Modeler, der über einen separaten Ausgang mit abschaltbarer Speakersimulation verfügt, sollte man das auf jeden Fall ausprobieren, denn mit der in der FRFR-112A integrierten kann man recht gut arbeiten. Mit der aktivierten Simulation wird der Sound etwas direkter und ich hatte das Gefühl, als ob das berühmte Tuch vor den Lautsprechern weggenommen wird. Die Höhen und oberen Mitten sind stärker vertreten, Bass- und untere Mitten werden ausgedünnt, was im Vergleich zum neutralen Sound zuerst etwas dünn und spitz klingt, aber eine bessere Durchsetzungskraft im Bandkontext zur Folge hat. Diese Funktion ist ganz klar eine Bereicherung für die Box.
Kern Dieter sagt:
#1 - 28.06.2022 um 12:33 Uhr
Hab die Box jetzt auch hier (in Verbindung mit dem Fractal Audio FM3). Kann den Test von Herrn Dill nur bestätigen. Es wäre hilfreich wenn in der Bedienungsanleitung sthene würde wofür SIM1-4 und die EQ-Settings PA, Git1, Git2 eigentlich gedacht wären... da könnte HB nachbessern. Aber eine günstige Lösung für ältere Amp-Modeler und desgleichen ohne Lautsprecher Simulationen ist das Teil allemal! Für eine aktuelle Situation mit (wie Kemper, Line 6 Helix, Fractal Audio) mit aktuellen LS-Sims ist das Gerät aber denkbar ungeeignet weil die Box das Signal schon sehr dumpf abgibt (von Wegen dicke Decken auf der Box ;))