Harley Benton HB-35Plus Lemon Test

Praxis

Sound/Bespielbarkeit

Die HB-35Plus sorgt mit ihrem satten D-Halsprofil für ein Vintage-Feel, was ihr sehr gut steht. Im Sitzen neigt sie ein klein wenig zur Kopflastigkeit, was bei dieser Bauform nicht ungewöhnlich und nach Auflegen des rechten Arms auf den Korpus auch kein Thema mehr ist. Am Gurt hängt sie ohnehin ausbalanciert.
Trocken angespielt zeigt sie sich frisch und in den Frequenzen ausgewogen, die Saiten schwingen lang und gleichmäßig aus. Uns interessiert aber natürlich, wie sie sich am Amp macht, daher aktiviere ich mein Marshall JVM 410 Topteil, das eine mit Vintage 30 Speaker bestückte 2×12″ Box antreibt. Ein SM57 dient als Mikrofon und wie immer wurde keine Aufnahme nachträglich bearbeitet.
Los geht es wie gewohnt im cleanen Kanal, dabei schalte ich alle drei Pickup-Positionen durch, beginnend am Hals.

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Clean: Picking, Alle 3 Pickup-Positionen

Das Klangbild der HB-35Plus ist aufgrund der verwendeten Hölzer erwartungsgemäß etwas höher angesiedelt und zeigt sich recht spritzig. Selbst der Hals-PU kann mit einem schlanken und in den Bässen ausgedünnten Sound aufwarten.
Da das Instrument über eine Splitfunktion verfügt, ziehe ich beide Potis heraus und wiederhole das Ganze.

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Clean: Picking, PU gesplittet, alle 3 Pickup-Positionen

Jetzt wird das Klangbild wesentlich drahtiger und öffnet sich in den hohen Frequenzen, ein knackiger Cleansound und gut herausgearbeitete Attacks sind die Folge, die für eine schnellere Ansprache sorgen.
Es folgt eine Akkordfolge, die ich im nächsten Beispiel ohne Splitfunktion spiele. Auch hier schalte ich alle drei Positionen jeweils durch.

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Clean: Strumming, alle 3 Pickup-Positionen

Der Hals-PU zeigt sich von seiner warmen Seite, in der Zwischenposition tendiert die HB-35Plus in Richtung Strat, der Stegtonabnehmer dann um einiges mittiger, was für eine ganz leichte Zerrung am Amp sorgt.Sehr schön!
Und wieder ziehe ich beide Volume-Potis heraus und spiele eine Funk-Figur.

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Clean: Funk-Style, PU gesplittet
Nicht nur äußerlich macht die Gitarre weitaus mehr Eindruck, als ihr Preisschild vermuten lässt.
Nicht nur äußerlich macht die Gitarre weitaus mehr Eindruck, als ihr Preisschild vermuten lässt.

Die Gitarre ist im Clean-Kanal recht vielseitig, im diesem Beispiel kann sie durchaus überzeugen, denn was hier zu hören ist, klingt definitiv nicht nach einem Instrument im unteren Preissegment, ganz im Gegenteil! Sie kommt ausgesprochen knackig daher und punktet mit einem authentischen Sound.
Es geht mit dem Crunch-Kanal des Marshalls weiter, im ersten Beispiel ohne, anschließend mit Splitfunktion.

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Crunch: Sound ohne Splitfunktion Crunch: Sound mit gesplitteten PUs

Die allermeisten Gitarren dieser Art erzeugen am zerrenden Amp einen recht speziellen, etwas verhaltenen Klang, wie auch hier. Natürlich fühlt sich der Steg-Pickup dabei ziemlich wohl, die anderen Positionen jedoch wirken leicht indifferent, was aber im entsprechenden Moment genau richtig ist, denn diese Sounds sind aus einer Solidbody-Gitarre meist nicht herauszuholen.
Natürlich darf auch ein Beispiel im High-Gain-Kanal nicht fehlen, dabei verwende ich jedoch nur den Stegpickup ohne Splitfunktion.

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High Gain: Steg-Pickup

Der Klang zeigt sich recht mittig ohne übertriebenes Bassfundament, allerdings ist das Höhenbild für meinen Geschmack etwas glasig, was bei den Anschlägen gut zu hören ist. Aber auch das ist typisch für die meisten Gitarren dieser Bauform.
Bevor es zum Fazit geht, habe ich noch einen kleinen Blues aufgenommen. Für den Cleansound ist die Zwischenposition im Split-Mode gewählt, soliert wird erst mit dem Halstonabnehmer, in der zweiten Hälfte dann mit dem Kollegen am Steg, beide im Crunch-Kanal des Amps und ohne Split.

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Songbeispiel: HB35 Blues

Auch mit höheren Lautstärken kann die Harley Benton gut umgehen, störende Feedbacks traten erst bei sehr hoher Lautstärke auf.

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Sir Schippers sagt:

#1 - 07.04.2021 um 07:59 Uhr

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? ? ? Ich spiele seit 1963 Gitarre seit ich in Liverpool war und habe bisher mehr als 100 Gitarren gespielt und besessen, leider auch einige tolle Stücke verkauft wie eine 63er Hank Marvin Strat die heute ein Vermögen wert ist. Kurzum, ich war neugierig und skeptisch zugleich und habe die Sendung mit Spannung erwartet.
Kam auch schnell.
Dann war ich zunächst einmal baff. Wie kann man zu diesem Preis eine solch schöne und durchaus gut verarbeitete Gitarre anbieten, 255 € und dazu noch mit Koffer.. Das ist sensationell.
Obwohl die Installatierten Saiten ganz ? sind habe ich meine geliebten Fender Rock n Roll aufgezogen.
Kurios aber wahr : in der mittleren Stellung klingt die schöne ES335 Kopie ähnlich wie meine Jeff Beck Strat. Nicht ganz so knochig dafür volumiger und ohne Effekte mit sauberem Sustain.
Natürlich trägt der AC30 Röhre einiges dazu bei.
Klasse ?
Die Chinesen ?? bauen mittlerweile fast perfekte Gitarren. Das habe ich bereits an einer traumhaften Rickenbacker Kopie bemerkt die ich mir zu Weihnachten gegönnt habe. Nur dass man 6 Wochen für Zustellung benötigt ist leider in Kauf zu nehmen.
Diese Gitarre von Thomann habe ich ins ❤️ geschlossen, ein Hammer im Low Budget Sektor

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