Praxis
Der HBZ-2004 wiegt runde 4,3 Kilo und liegt damit für einen Viersaiter noch im Rahmen. Viel wichtiger als das reine Gewicht ist aber die Gesamtergonomie. Und hier kann unser Kandidat ohne Einschränkung punkten, denn er hängt ausgesprochen balanciert und stabil am Körper, keine Spur von Kopflastigkeit oder sonstigen Unannehmlichkeiten. Auch mit dem Hals dürften die meisten Basser auf Anhieb klarkommen. Harley Benton hat mit dem Profil ein gutes Mittelmaß zwischen einem schlanken Jazzbass- und einem fleischigen Precisionhals gefunden, es liegt gut in der Hand und ist komfortabel zu spielen. Unser Kandidat kommt gut eingestellt aus dem Karton und auch die Bundierung ist recht ordentliche ausgeführt, allerdings mit einer kleinen Unregelmäßigkeit, die dazu führt, dass die E-Saite ab dem achten Bund zum Scheppern neigt. Aber damit kann man leben, in der Budgetklasse gibt es eben keine Weltklassebundierung. Gleiches gilt für die Stimmmechaniken an der Kopfplatte, sie verrichten ihren Dienst zuverlässig, laufen aber etwas hakelig und schwer.
Doch kommen wir zum wichtigsten Thema im Praxistest, dem Sound des in China gefertigten Basses. Unter seinen Tonabnehmerkappen sitzen zwar Singlecoils, der Bass klingt aber schon in neutraler Einstellung sehr fett und breit, was eher an den Sound von Humbuckern erinnert. Das Fundament ist wirklich satt und stabil, die Höhen sind transparent, aber nicht harsch, alles in allem also ein ausgewogener, moderner Sound, der sich für viele Musikrichtungen eignet. Allerdings würde ich mir für manche Sounds etwas mehr Durchsetzungskraft in Form von Hochmitten wünschen, denn hier gibt sich der HBZ-2004 etwas zurückhaltend. Ein Grund, er für Rockbassisten, die sich gegen kräftige Gitarren durchsetzen müssen, vielleicht nicht die beste Wahl ist. Davon abgesehen bietet der der Einstiegs-Edelbass aber jede Menge praxistauglicher Sounds, was nicht zuletzt am beherzt zupackenden Zweiband-EQ liegt. Mit dem Bassregler lässt sich der Klang sehr schön anfetten, ohne ins Dröhn-Nirvana abzudriften. Das funktioniert gerade in Verbindung mit dem etwas knochiger klingenden Bridge-Pickup sehr gut und zaubert warme, erdige Fingerstyle-Sounds aus dem Mahagoni-Bass. Auch der Höhenregler verfehlt seine Wirkung nicht, das Klangbild wird präsenter und transparenter und eignet sich hervorragend für Slap- oder Plektrumklänge.
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Insgesamt macht der Preamp des HBZ-2004 einen guten Eindruck auf mich, zudem rauscht er kaum, selbst mit voll aufgedrehten Reglern sind keine nennenswerten Nebengeräusche zu vernehmen. Eine in dieser Preisklasse durchaus bemerkenswerte Eigenschaft.
Gegen Ende meiner Testfahrt mit dem Budget Harley machte sich dann allerdings der Panoramaregler selbstständig. Besonders tragisch war das nicht, denn wer einigermaßen mit einem Schraubenschlüssel umgehen hat das Poti im Handumdrehen wieder festgeschraubt. Dennoch ist das eine Erfahrung, auf die man auch bei einem supergünstigen Instrument wie dem HBZ-2004 nach so kurzer Benutzung gerne verzichten würde.
Chris sagt:
#1 - 25.10.2013 um 11:50 Uhr
Hm, interessanter Test. Was allerdings bei solchen Schnäppchen im Musikbereich immmer fehlt, sind Fragen, die man sich bei anderen Produkten wie Smartphones oder Jeanshosen schon lange stellt: Kann man solche Preise wirklich machen, ohne dass entweder die Umwelt oder die Menschen, die das bauen, in irgendeiner Form dabei zu kurz kommen? Wer weiß ...
Matze sagt:
#2 - 28.10.2013 um 20:06 Uhr
Hallo Chris, Deine Frage finde ich wichtig! Nur ist die Antwort nicht gerade leicht: Viele Einsteiger-Instrumente werden in Asien gebaut, die Arbeitsbedingungen dort sind nicht mit Mitteleuropa vergleichbar! Aber es ist ja nicht unbekannt, dass z.B. auch die Arbeiter und Angestellten bei Warwick "zu kurz kommen" (um Deine Formulierung zu zitieren).