Harley Benton JP-550P Test

Praxis / Sound

Die tadellose Verarbeitungsqualität des Harley Benton JP-55OP trägt einen nicht unerheblichen Teil zum erstaunlich hochwertigen Eindruck des Budget-Basses bei. Der Hals sitzt extrem passgenau in der Ausfräsung, an der Bundierung gibt es keinerlei Ungenauigkeiten, und alle Oberflächen fühlen sich seidig und geschmeidig an.

Darüber hinaus gibt es auch in Punkto Setup nichts zu beanstanden. Ganz im Gegenteil: Der Bass kam perfekt eingestellt mit korrekt justierter Halskrümmung und einer relativ flachen Saitenlage bei mir an! Sogar die Sattelkerben wurden absolut korrekt gefeilt, sodass sich der schöne Harley Benton Bass auch in den die tiefen Lagen leicht und komfortabel spielen lässt.

Perfektes Werks-Setup: Dieser Bass lässt sich ausgezeichnet bespielen!
Perfektes Werks-Setup: Dieser Bass lässt sich ausgezeichnet bespielen!

Erstklassiger Spielkomfort!

Komfort ist ein gutes Stichwort, denn der Spielkomfort stand beim Design der neuen Modelle offensichtlich ganz weit oben auf der Agenda! Das beginnt bereits beim Gewicht: Mein Testbass bringt sehr angenehm zu tragende 4kg auf die Waage. Die Balance des Basses ist zudem absolut perfekt – er hängt mit leicht nach oben ragendem Hals am Gurt und kann stundenlang ohne großen Kraftaufwand und unangenehme Druckstellen am Körper gespielt werden.

Ebenfalls sehr gelungen ist in meinen Augen das Halsprofil des Harley Benton JP-55OP. Die Sattelbreite beträgt 45mm, das Profil ist relativ flach und die Saitenabstände betragen 18mm, sodass sich der Fünfsaiter wirklich in allen Lagen nahezu mühelos spielen lässt – fette Grooves gehen genauso leicht von der Hand wie Akkorde oder schnelle Läufe jenseits des 12. Bundes!

So stellst du eine perfekte Bespielbarkeit deines Basses ein!
So stellst du eine perfekte Bespielbarkeit deines Basses ein!
Workshop: Gitarren-Hals / Bass-Hals einstellen

Harley Benton könnte die Haptik mit stärker abgerundeten Griffbrettkanten sicherlich noch etwas optimieren – der Hals würde sich dann noch eine Spur geschmeidiger und schmaler anfühlen. Hier kann man aber die Kirche ruhig mal im Dorf lassen: Der Harley Benton JP-55OP kostet zum Zeitpunkt des Schreibens dieses Tests gerade mal schlanke 249,- Euro und bietet dafür wirklich einen bemerkenswert hohen Spielkomfort!

Das Preis-Leistungsverhältnis bei Harley Benton ist wieder einmal beeindruckend!
Das Preis-Leistungsverhältnis bei Harley Benton ist wieder einmal beeindruckend!

Schwingungsstark und homogen!

So weit so gut, aber die Königsdisziplin ist natürlich der Sound – deshalb wollen wir als nächstes herausfinden, ob das neue Modell hier genauso souverän punkten kann! Mein Eindruck im Trockenmodus ohne Amp ist schon ziemlich positiv: Der Bass zeigt sich sehr schwingungsstark und verfügt über ein sattes Sustain. Lediglich am fünften Bund auf der G-Saite schwächelt der Fünfsaiter etwas. Hier kippt C schnell in die Obertöne und besitzt weniger Fundament. Kein großes Ding, sowas kommt durchaus auch bei wesentlich kostspieligeren Schraubhals-Bässen vor.

Edelbässe – wir machen euch den Mund wässrig!
Edelbässe - wir machen euch den Mund wässrig!
Testmarathon Edelbässe

Sound

Wie sich der Harley Benton JP-55OP am Amp macht, werden wir jetzt anhand einiger Audiobeispiele beurteilen. Der Bass ging komplett nackt und ohne Umwege in mein Apogee Audio-Interface und wurde mit Logic Pro X aufgenommen.

Die Alnico-Pickups machen einen guten Job und bescheren dem JP-55OP absolut praxistaugliche Sounds. Natürlich ist die Auflösung nicht ganz so fein wie bei kostspieligeren Pickups; gemessen am Preis geht die Qualität der HB-Pickups aber absolut in Ordnung.

Der Fünfsaiter klingt mit dem Balance-Regler in Mittelstellung sehr ausgewogen – das Fundament ist solide und die luftig-offenen Höhen sorgen für einen schöne Präsenz. Ein P/J-typischer Allroundsound, mit dem man in sehr vielen Musikrichtungen bestens bestehen kann. Die H-Saite des Harley Benton JP-55OP ist übrigens über jeden Zweifel erhaben. Sie liefert fundamentstarke Töne mit bester Definition und ist gut in den Gesamtklang integriert!

Selbst die H-Saite unseres Testkandidaten kann sich hören lassen!
Selbst die H-Saite unseres Testkandidaten kann sich hören lassen!

Bei der Tonblende ist hingegen etwas Vorsicht geboten, denn völlig zugedreht wird der Sound leider zu undurchsichtig und schmiert in dichten Mixes schnell ab. Auf dem Reglerweg liegen aber dennoch einige schöne Klangvarianten. Für die Aufnahme des nächsten Beispiels habe ich die Blende nur zu etwa 10% geöffnet. Der Sound wirkt durch den abgesenkten Höhenbereich deutlich runder und wärmer als im vorherigen Beispiel:

Audio Samples
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Beide PU, Tone: 10%

Der Split-Coil-Pickup sitzt beim JP-55OP nicht in der typischen Preci-Position, sondern etwa 2 cm weiter links in Richtung Hals. Die knurrigen Mitten bleiben deshalb etwas auf Strecke, der Pickup liefert im Solomodus dennoch einen absolut praxistauglichen Sound mit deutlich wahrnehmbarem Preci-Charakter:

Audio Samples
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Neck-Pickup, Tone: 100%

Für den knackigen Slapsound im nächsten Clip habe ich den oberen Bereich mithilfe der Tonblende etwas entschärft. Mir gefällt sehr, was ich hier höre!

Audio Samples
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Neck-Pickup, Tone: 80%
Harley Benton JP-55OP

„Vintage“ kann der P/J-Fünfsaiter natürlich auch. Mit leicht geöffneter Blende klingt der Budget-Bass erwartungsgemäß nicht ganz so warm und fett wie ein Vintage-Preci, der Sound passt aber sicherlich sehr gut in’s Soul- oder R&B-Genre:

Audio Samples
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Neck-Pickup, Tone: 20%
Klingen alte Bässe besser als neue?
Klingen alte Bässe besser als neue?
Vintage-Bässe: Alles nur Voodoo?

Ich muss aber gestehen: Ganz oben auf meiner Favoritenliste liegt aber der Stegtonabnehmer-Sound des Harley Benton JP-55OP. Sein Singlecoil klingt wirklich wunderbar knurrig und besitzt auch ganz ohne EQ-Unterstützung ausreichend Fundament für tragfähige Grooves im Stile z. B. eines Jaco Pastorius. Die Tonblende habe ich bei der Aufnahme etwa zur Hälfte zugedreht, damit der Sound etwas milder und wärmer erscheint:

Audio Samples
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Bridge-Pickup, Tone: 50%
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