Praxis / Sound
Mein Testbass bringt ungefähr 4,2kg auf die Waage und ist damit zwar kein Fliegengewicht. Für einen Budget-Viersaiter geht das Gewicht aber absolut in Ordnung. Erfreulicherweise hängt der Bass zudem sehr gut ausbalanciert am Gurt, wodurch sich das Gewicht zusätzlich relativiert – kopflastige Bässe fühlen sich ja durch den Druck auf die linke Schulter immer etwas schwerer an, als sie in Wirklichkeit sind.
Der Hals ist mit einer Sattelbreite von 42mm nicht wirklich schmal und kommt mit einem robusten D-Profil, welches allerdings gut in der Hand liegt. Etwas Arbeit erfordert der Hals schon, wer aber beispielsweise mit Precision-Bässen generell gut klarkommt, wird auch den Hals des Harley Benton MM-84A SB auf Anhieb mögen.
Wer gerne in den die höchsten Lagen turnt, wird hingegen vielleicht etwas enttäuscht sein, denn der relativ klobige Halsfuß und ein etwas zu flaches Cutaway behindern leider den mühelosen Zugang zu den letzten zwei Bünden. Wenn Harley Benton die Ausstattung mit 24 Bünden schon so wichtig war, hätte man hier eigentlich auch die anderen Parameter anpassen müssen!
Aber lassen wir mal die Kirche im Dorf, denn wir haben es hier ja mit einem äußerst preiswerten Budget-Bass zu tun, der insgesamt einen wirklich sehr guten Spielkomfort bietet, nicht zu schwer ist und perfekt ausbalanciert am Gurt hängt – das ist schon allerhand! Zudem war das Werkssetup völlig in Ordnung, was ebenfalls einen guten Teil zur angenehmen Bespielbarkeit beiträgt. Also ab zum Amp, damit wir uns einen Eindruck vom Sound der Stingray-Kopie verschaffen können!
Zu Anfang hört ihr den Harley Benton MM-84A mit beiden Tonabnehmern in Singlecoil-Modus und neutraler EQ-Einstellung. Der Sound ist solide und eignet sich gut für simple Grooves, ich würde mir allerdings von den Roswell-Tonabnehmern etwas mehr Präsenz und Lebendigkeit in den Höhen wünschen.
Der Equalizer bleibt in nächsten Clip immer noch außen vor und wir schalten komplett auf den Halstonabnehmer. Im Humbucker-Modus mit beiden Spulen klingt der Halstonabnehmer nun deutlich knurriger und wärmer – ein cooler, tragfähiger Sound für fette R&B-Grooves!
Jetzt nähern wir uns dem typischen Stingray-Sound und hören uns den Stegtonabnehmer im Humbucker-Modus an. Obwohl ich mit dem EQ die Bässe und die Höhen stark angehoben habe, vermag der Harley Benton MM-84A allerdings nicht eben jenen fetten und knalligen Sound zu liefern, den man vom Original kennt. Im unteren Bereich klingt der Budget-Bass jetzt zwar etwas voller, der Sound wirkt aber insgesamt längst nicht so crisp und lebendig wie beim richtigen Stingray!
Der Grundcharakter ist aber fraglos da, und der praxistaugliche Sound lässt sich in vielen Musikrichtungen einsetzen. Logisch, bei einem derart günstigen Budget-Bass muss man vor allem in Punkto Tonababnehmer und Elektronik eben Abstriche machen – da ist die Stingray-Kopie von Harley Benton keine Ausnahme.
Wenn man, wie im nächsten Beispiel, beide Tonabnehmer des Harley Benton MM-84A im Humbucker-Modus fährt, bleiben Durchsetzungskraft und Ortbarkeit leider etwas auf der Strecke, weil die Tonabnehmer im oberen Bereich das Klangbild eher schwach abbilden. Mit einer starken Anhebung der Mitten und Höhen erntet man aber dennoch einen kräftig-rockigen Sound für den Einsatz in Bands mit härterer Gangart.
Jetzt bleibt uns nur noch eine weitere Position mit dem Pickup-Wahlschalter. Legt man den Schalter in Position 4, so ist nur die hintere Spule des Stegtonabnehmers aktiv. Der Bass klingt mit dieser Einstellung deutlich luftiger und offener als in den anderen Einstellungen und liefert einen wirklich schönen Sound für Akkord- und Solospiel: