Geringes Gewicht, leichter Neckdive
Pappel ist ein Holz mit vergleichsweise geringer Dichte und dementsprechend im Vergleich zu anderen Holzarten eher leicht. Dieser Fakt kommt natürlich dem Gesamtgewicht des Harley Benton PJ-74 Vintage zugute, der mit 3,9kg für einen Viersaiter absolut im grünen Bereich liegt.
Gerade bei klassisch konstruierten Schraubhalsbässen erkauft man sich ein angenehmes Gewicht nicht selten mit einer mehr oder ausgeprägten Kopflastigkeit, weil der leichte Korpus eben kein ausreichendes Gegengewicht zu der mit schweren Vintage-Mechaniken bestückten großen Kopfplatte bilden kann.
Darauf sollte man sich auch beim Harley Benton PJ-74 Vintage einstellen. Man muss den Bass entweder mit Gegendruck durch Auflage des rechten Armes oder eben mit der Greifhand zurechtrücken, damit er in einer guten Spielposition am Bassgurt hängt. Allzu tragisch ist es bei meinem Testbass aber nicht – ich hatte es in dieser Hinsicht schon mit wesentlich unangenehmeren Budget-Bässes zu tun!
Klassischer Preci-Hals
Der Hals besitzt eine Sattelbreite von 42mm und kommt mit einem rundlichen D-Profl. Wir haben es also erwartungsgemäß mit einem klassischen Precision-Hals zu tun, von den gefürchteten Baseballschläger-Ausmaßen sind wir aber gottlob weit entfernt. Das Profil ist etwas kräftiger als bei einem Jazz Bass, liegt aber alles in allem sehr gut in der Hand.
Ein seidenmattes Finish auf der Rückseite sorgt darüber hinaus für eine angenehme Haptik, im Bereich des eingelegten Skunk Stripes fühlt man allerdings minimale Unebenheiten. Mich hat das jedoch ehrlich gesagt nicht sonderlich gestört, zumal man von einem derart günstigen Budget-Bass keine super geschmeidige und perfekte Haptik erwarten kann. Und wer handwerklich einigermaßen begabt ist, kann die leichten Unebenheiten ohnehin fix mit einem feinen Schleifpapier beseitigen – kein großes Ding also!
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Sehr gutes Werks-Setup
Rein gar nichts zu meckern gibt es beim Setup des preiswerten Vintage-Viersaiters. Der Bass kam mit einer angenehm zu spielenden Saitenlage und perfekt justierter Halskrümmung bei mir an, sodass ich vor dem Test tatsächlich keinerlei Anpassungen vornehmen musste.
Selbst die Sattelkerben wurden bei diesem Modell ausreichend tief und gleichmäßig gefeilt, was im Budget-Sektor leider immer noch eher die Ausnahme als die Regel ist – ein dickes Lob von mir für die Endkontrolle bei Harley Benton!
Harley Benton PJ-74 Vintage – Sound
Nun wollen wir uns mit den klanglichen Fähigkeiten des Harley Benton PJ-74 befassen und hören uns zu diesem Zweck einige Audiobeispiele an, für die ich den Bass ohne zusätzliches Equipment aufgenommen habe – ohne Netz und doppelten Boden sozusagen.
In den ersten beiden Beispielen hört ihr den Harley Benton PJ-74 mit beiden Tonabnehmern in voller Lautstärke. Wunder sollte man von den Roswell-Tonabnehmern nicht erwarten, das PJ-Set sorgt bei unserem Testkandidaten allerdings für einen straffen, universell einsetzbaren Sound mit sehr präsenten Hochmitten. Die Qualität der Tonabnehmer geht für einen Bass in dieser Preisklasse völlig in Ordnung.
Mit der Tonblende lassen sich die Höhen bei Bedarf sehr effektiv herausfiltern. Dreht man den Regler zu weit nach links, wird der Sound allerdings etwas schwammig und setzt sich nicht mehr so gut durch – hier ist also Fingerspitzengefühl gefragt. Im zweiten Clip ist die Blende nur zu etwa 40% aufgedreht.
Mit dem vorderen Split-Coil im Solobetrieb liefert der Vintage-Viersaiter einen robusten Preci-Sound, der sich absolut hören lassen kann. Einen akkuraten Vintage-Sound hat der Budget-Bass freilich nicht zu bieten, der Sound besitzt aber ein volles Fundament und transparente Höhen für einen gute Ortbarkeit im Bandgefüge. Das Slap-Beispiel wurde mit leicht abgesenkten Höhen aufgenommen, damit es nicht ganz so heftig knallt.
Für mildere Preci-Sounds mit Vintage-Flair nimmt man einfach die passive Tonblende zur Hilfe und senkt die Höhen deutlich ab:
Ausflüge ins Jazz-Bass-Lager möglich!
Dank des flexiblen PJ-Tonabnehmer-Setups bietet der Harley Benton PJ-74 Vintage auch knochige und knurrige Sounds, wie man sie vom Jazz Bass kennt. Wer gerne virtuosere Basslines abfeuert oder filigranere Spieltechniken einsetzt, dreht also einfach nur den Stegtonabnehmer auf.
Harley Benton PJ-74 Vintage – das sind die Alternativen
Features | Harley Benton PJ-74 Vintage | Harley Benton PJ-4 Deluxe Series | Squier Affinity P Bass PJ LPB |
Mensur | 34“ | 34“ | 34“ |
Elektronik | passive, VVT | passive, VVT | passive, VVT |
Tonabehmer | Roswell PBA / JBA Alnico-5 Singlecoils | J-Style Singlecoil (Steg) und P-Style Split Coil (Mitte) | Keramik Jazz Bass Singlecoil (Steg) und Keramik Split Coil (Hals) |
Korpus | Pappel | Linde | Pappel |
Hals | Ahorn geschraubt, Lorbeer-Griffbrett | Ahorn geschraubt, Roseacer-Griffbrett | Ahorn geschraubt, Lorbeer-Griffbrett |
inklusive Gigbag | nein | nein | Nein |
Preis | 179,- Euro | 139,- Euro | 259,- Euro |
Produkt bei Thomann | Harley Benton PJ-74 Vintage kaufen (Affiliate) | Harley Benton PJ-4 Deluxe Series kaufen (Affiliate) | Squier Affinity P Bass PJ LPB kaufen (Affiliate) |