Bei einem Verkaufspreis von rund 150 Euro sind die Erwartungen an Qualität, Verarbeitung, Einstellung und Hardware an ein Instrument normalerweise nicht sonderlich hoch. Daher war ich sehr positiv überrascht, nachdem ich die Gitarre aus dem Karton genommen hatte. Halsneigung und Saitenlage waren sehr ordentlich eingestellt, die Bünde sauber verarbeitet und abstehende Bundkanten und andere kleine Mängel gab es auch keine. Dazu waren die Bünde so gut poliert, dass auch Bendings locker von der Hand gehen. Letzteres war für mich besonders auffällig, weil ich neulich eine höherpreisige Gitarre zu Gast hatte, bei der ich die Bünde erst einmal ordentlich einspielen musste, bis kratzfreie Bendings und Vibratos möglich waren. Es kann also direkt losgehen und für die Aufnahmen wird ein Sovtek MIG-50H verwendet. Der Amp läuft über eine Marshall 4×12 Box (Celestion G12M), die mit einem Neumann TLM-103 abgenommen wird. Wir starten mit der generellen Bestandsaufnahme bei unverzerrtem Sound und hören erst einmal alle fünf Pickup-Kombinationen.
Die Tonabnehmer generieren einen recht stattlichen Pegel, was in dieser Form auch zu erwarten war. Die Singlecoil-Positionen sind bei Cleansounds etwas leiser, was sich aber später beim Einsatz von Zerrpedalen relativiert, denn dann wird dieser etwas niedrigere Pegel mit einem dezenten Overdrive quittiert. Mit den zwei zusätzlichen Pickup-Kombinationen mit Singlecoil-Sounds ist die R-446, zumindest was die Grundsounds angeht, wirklich gut aufgestellt. Besonders bei den Kombinationen mit beiden Pickups, egal ob Humbucker- oder Singlecoil-Mode, macht die Gitarre mit unverzerrten Sounds eine gute Figur.
Die beiden Tonabnehmer entlocken einem Amp oder Overdrive-Pedal durch ihre etwas höhere Ausgangsleistung ein Quäntchen mehr an Verzerrung, der Zerrgrad lässt sich aber immer noch ganz ordentlich per Anschlagsdynamik steuern. Um das Ganze mal im Gesamtkontext einzuordnen: Es sollte bei einem so günstigen Preis klar sein, dass wir es hier nicht mit der Klanggüte von Boutique-Pickups mit extrem hoher Auflösung in den Dynamikstufen und einer sehr klaren Saitentrennung zu tun haben. Die Performance der Pickups würde ich im Mittelmaß einordnen mit leichter Tendenz nach oben. Denn es werden auch Feinheiten übertragen, die Steuerung über das Volume-Poti funktioniert, allerdings sind die Sounds bei höheren Zerrgraden mitunter etwas pappig. Aber alles in allem ist es schon erstaunlich, was aus der Gitarre herauskommt. Hier sind die Overdrive-Sounds.
Die R-446 ist natürlich für die Rennstrecke konzipiert, High-Gain-Sounds sind die Schokoladenseite der Gitarre. Die Pickups helfen bei höheren Zerrgraden am Amp oder am Distortion-Pedal ordentlich mit und erzeugen eine kernige Zerre. Positiv fällt auf, dass der Bassbereich recht klar und drahtig übertragen wird, was vor allem bei Gitarren im niedrigen Preissegment nicht alltäglich ist. Da wird es gerne mal matschig und auch die einzelnen Saiten kommen bei Akkorden nicht so klar rüber. Das funktioniert bei der R-446 generell schon recht gut. In den Höhen wird es in Kombination mit manchen Zerrpedalen oder Amps etwas hart, aber wie gesagt, man kann hier keine Klangwunder erwarten. Die Bespielbarkeit ist wirklich sehr gut, hohe Lagen sind entspannt erreichbar und auch die Intonation ist dabei problemlos. Generell bleibt die Gitarre gut in Stimmung, auch bei heftiger Bearbeitung der Saiten und bei Downtunings gibt es ebenfalls nichts zu beanstanden.
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Zum Abschluss hört ihr die Gitarre mit verschiedenen Sounds im Bandarrangement.
Floyd Hendrix sagt:
#1 - 13.11.2022 um 00:31 Uhr
Ich habe die Gitarre in Graphit Schwarz, bei einem befreundeten Gitarristen mal anspielen dürfen und wieder einmal beweist Thomann / Harley Benton das sehr gute Gitarren nicht schamlos überteuert sein müssen. Einzig die Artec Tonabnehmer, halten mich persönlich vom Kauf ab. Warum man hier von den wirklich guten Roswell Tonabnehmer abgewichen ist und Artec verbaut hat, weis wohl nur Thomann. Sollten im Laufe einer eventuellen Modellüberatbeitung, andere Tonabnehmer verbaut werden, werde ich mir auch eine R-446 in Graphit Schwarz zulegen.