Praxis
Wichtig: In den Hörbeispielen werden die Tonabnehmer-Kombinationen wie folgt angegeben:
1 – Steg-Pickup
2 – beide Pickups
3 – Hals-Pickup
Der Hals fühlt sich in der Tat ganz schön mächtig an, wenn man diese Dimensionen nicht gewohnt ist und primär seine Zeit mit „normalen“ Gitarren verbringt. Aber durch das schlankere Shaping wird der Unterschied abgemildert, auch wenn man nicht mit großen Händen und langen Fingern gesegnet ist. Die werkseitige Einstellung von Halskrümmung und Saitenlage ist in Ordnung, es scheppert nichts dramatisch und auch der Abstand der Saiten ist recht gleichmäßig und relativ flach. Lediglich die Bünde könnten etwas besser poliert sein, aber bei dieser Preisgestaltung legt man für den letzten Schliff auch gerne selbst Hand an. Wer längere Gigs mit dem Instrument spielen möchte, der sollte gut trainiert sein, denn die R-458 bringt satte 4,5 kg auf die Waage. Ob sie auch auch entsprechend fett klingt?
Als Erstes widmen wir uns den Tonabnehmer-Kombinationen bei unverzerrtem Sound. Zuerst habe ich die „normalen“ Saiten bedient und eine simple Akkordfolge mit allen drei Pickups aufgenommen.
Die Hi-Gain Humbucker haben nicht unbedingt den Monster-Pegel, der einen Amp kollabieren lässt. Verglichen mit den sehr leistungsstarken EMGs müssen sie sich weiter hinten anstellen. Den Klang würde ich als abgerundet und eher weich bezeichnen. Die Höhen kommen beim Cleansound auch beim Steg-Pickup nicht bissig, das Instrument hat auch ohne die beiden zusätzlichen tiefen Saiten schon ein gutes Bassfundament.
Diese sind nun an der Reihe. Auf ihnen muss man auf jeden Fall konzentriert zu Werke gehen, denn das Tracking besonders auf der F#-Saite ist nicht besonders schnell. Hier bestimmt der Kampf gegen die Physik das Spielen, es ist die Kombination dicke Saite, tiefer Ton und kurze Mensur. Es hat schon seinen Grund, warum die meisten E-Bässe seit über 50 Jahren längere Hälse haben. Der Halspickup klingt in den tiefen Bereichen einen Hauch undefiniert, nimmt man den Steg-Tonabnehmer dazu, wird es wesentlich klarer.
Man muss mit der Gitarre nicht unbedingt nur die Metal-Säge fahren, durch die beiden tiefen Saiten kann man natürlich auch Bass und Gitarre in einem kombinieren. Gerade für Gitarristen, die öfters im Duo mit Sänger/Sängerin spielen oder selbst singen und spielen, könnte das eine sehr reizvolle Angelegenheit sein, um das Frequenzspektrum des Instruments nach unten zu öffnen. Zwar muss man ziemlich weit greifen, aber mit etwas Übung klappt auch das.
Akkorde lassen sich zwar auch auf den tiefen Saiten spielen, aber hier zählt die Präzision, denn gerade bei den dicken Saiten und dem schmaleren Abstand der Saiten zueinander ist ganz schnell die Nachbarsaite mit abgedämpft. Das kann man aber dem Instrument nicht in die Schuhe schieben, denn die Alternative wäre ein breiterer Hals, und der wäre dann doch zu viel.
So klingen Akkorde mit B, E, A und D-Saite bei einem unverzerrten Sound. Dabei sollte auf jeden Fall der Stegpickup mit im Spiel sein, denn er überträgt den Bassbereich wesentlich transparenter, was bei diesen tiefen Akkorden auf jeden Fall wichtig ist.
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Jetzt geht es aber endlich an die Zerrsounds, die ja eigentlich das Haupt-Betätigungsfeld unseres Testinstruments darstellen. Ich habe die R-458 zuerst einmal vor meinen Marshall-Plexi geschnallt und auch er hat mir die etwas schwache Ausgangsleistung der Pickups bescheinigt. Der Zerrsound ist trotz weit aufgerissenen Volumes nicht so stark und schmatzig wie zum Beispiel mit einer SG oder Les Paul. Mir persönlich fehlt hier der aggressive Biss, den eine solche Gitarre eigentlich haben sollte.
Das Gleiche bestätigt sich auch bei den High-Gain-Sounds. Hier fehlt es dem Instrument leider an Durchsetzungsfähigkeit, den man besonders in diesem Bereich braucht. Vor allem in den tiefen Gefilden wird der Ton recht matschig.
Das war jetzt die langsame Variante in der Bedienung der dicken Saiten, zum Abschluss habe ich das Tempo ein wenig hochgeschraubt, weil ich wissen wollte, wie sich das Tracking und die Übertragung dort verhalten.Bei der E-Saite ist noch alles in Ordnung, die B und F#-Saite lassen sich eher schwer bei höheren Anschlagstempi bearbeiten. Auch hier fehlt es dem Ton an Definition für eine gute Ansprache und das entsprechende Spielgefühl. Ihr hört im folgenden Beispiel das Riff auf den drei unterschiedlichen Saiten.