Praxis
Die Gitarre gibt trocken angespielt einen recht hellen und klaren Ton von sich und den Bassbereich würde ich unverstärkt als drahtig bezeichnen. Uns interessiert, was die Pickups aus diesem Grundsound an den Amp weiterleiten. Es geht los mit den unverzerrten Sounds und dazu steht ein Tweed Deluxe bereit, der über eine 1×12 Box (Celestion Alnico Blue) gespielt wird. Der Lautsprecher wird mit einem Beyer Dynamic M-160 Bändchenmikrofon abgenommen.
Die Pickups liefern eine stattliche Ausgangsleistung, die einen unverzerrt eingestellten Amp recht schnell auch mal zu leicht angezerrten Tönen überreden können, aber das Ganze hält sich noch im normalen Bereich für Humbucker-Pickups. Die Teslas in der SC-DLX sind etwas kräftiger als typische Vintage-Style-Pickups, aber nicht so heiß wie moderne High-Gain-Humbucker. Mit der Split-Funktion lassen sich noch drahtigere und etwas schlankere Sounds erzeugen, der Pegelabfall bei Cleansounds hält sich dabei im üblichen Rahmen. Im ersten Beispiel hört ihr die sechs Kombinationsmöglichkeiten, zuerst die Humbucker-Sounds und dann mit aktivierter Split-Funktion. Anschließend zwei Beispiele, die in etwa die Bandbreite widerspiegeln, zuerst der etwas wärmere Jazz-Ton mit zurückgenommenem Tone-Poti und dann der knackige Funksound mit beiden Pickups im Split-Mode.
Wir kommen nun zu den verzerrten Sounds und auch da gibt unser Testmodell eine gute Figur ab. Der Tweed Deluxe wird mit einem Klon KTR gefüttert, im zweiten Beispiel hört ihr einen Sovtek MIG-50H mit vorgeschaltetem Walrus Ages und dann kommt der pure Marshall Plexi. Klanglich kann die SC-DLX Gotoh in allen drei Kombinationen überzeugen. Auch die Split Funktion liefert dabei gute Resultate (Bsp. 2). Man kann einen recht kräftigen Mid-Gain-Sound im Humbucker-Mode erzeugen und beim Aktivieren der Split-Funktion wird der Klang sehr gut entzerrt. Wählt man die Mittelstellung mit beiden Pickups, bekommt man einen recht knackigen Crunch-Ton, der auch sehr gut mit dem Anschlag kontrollierbar ist.
Und da sind wir auch gleich beim Thema Dynamik und Ansprache, das direkt genauer unter die Lupe genommen werden soll. Im ersten Beispiel liegt der Fokus auf der Übertragung des Anschlags und dem daraus resultierenden Zerrverhalten und im zweiten Beispiel wird getestet, inwieweit man den Zerrgrad per Volume-Poti an der Gitarre zurücknehmen kann. Der Sound mit zurückgenommenem Volume-Poti ist gut, die Höhen gehen nicht drastisch zurück und der Pegel bleibt auch recht stabil zwischen den Markierungen 5 und 10. Die unterschiedlichen Nuancen im Anschlag werden auch entsprechend klar an den Amp weitergeleitet. Dabei macht es sich durchaus bemerkbar, dass die Pickups im Vergleich zu ganz günstigen Instrumenten qualitativ eine Ecke höher liegen. Sound und Performance können sich locker mit Gitarren der nächsten Preiskategorie von 500 bis 600 Euro messen lassen.
Nun geht es an die höheren Zerrgrade und auch hier gibt es prinzipiell nichts zu beanstanden. Die SC-DLX Gotoh ist nicht unbedingt das moderne Heavy-Brett – was man ja schon am Finish sieht ;-). Aber man sollte sich von Bübchen-blau und Gold nicht irritieren lassen, unsere Kandidatin kann auch kernig austeilen, gerne auch mit heruntergestimmten Saiten. Klar, im direkten Vergleich zu einer High-Output-Gitarre mit hochwertigen Pickups kommt der Sound bei höheren Zerrgraden etwas pappig und die Pickups bringen einen Amp auch nicht übermäßig ins Schwitzen. Aber das eine oder andere Heavy-Riff lässt sich schon damit spielen. Auf jeden Fall bieten die Pickups eine recht gute Saitentrennung, sodass man bei höheren Zerrgraden auch Akkorde jenseits der Powerchords klar erkennen kann.
Zum Abschluss hört ihr die Harley Benton SC-DLX Gotoh noch im Band-Arrangement. Die Gitarre übernimmt die Leadparts, die Rhythmusparts wurden mit der DC-DLX Gotoh aufgenommen. Beide Gitarren liefen über einen Tweed Deluxe mit vorgeschaltetem Vertex Ultraphonix.
Morons MORONS! sagt:
#1 - 11.12.2021 um 14:04 Uhr
Vielen Dank für die aussagekräftigen Soundbeispiele, bei denen im Gegensatz zur Konkurrenz nicht mit Modellern oder dem "Referenzamp Dark Terror" gearbeitet wurde, sondern mit ordentlich mikrofonierten Verstärkern für Erwachsene.