Praxis
Sound und Bespielbarkeit
Die Gitarre lässt sich gut bespielen und war aus dem Karton tadellos eingestellt. Der aufgezogene 010 – 046 Saitensatz fühlt sich erstaunlicherweise weicher an als bei meiner Les Paul, die mit einer Tune-o-Matic/Stop-Tailpice-Kombination bestückt ist. Man kann einen ähnlichen Effekt aber auch bei einer “normalen” Les Paul erreichen, indem man die Saiten von den Pickups her einfädelt und sie dann, wie bei einer Wrap-Around-Bridge, über das Stop-Tailpiece hin zu den Saitenreitern führt. Durch diese Maßnahme wird der Winkel der Saiten zu den Reitern verringert, was sich in einem besseren Spielgefühl bemerkbar macht. Wer also den Grip bei seiner Les Paul etwas entschärfen will oder dickere Saiten ausprobieren möchte, sollte das einfach mal ausprobieren. Aber kommen wir zurück zur Testgitarre. Die fehlende Ahorndecke beschert ihr einen trockenen Bass-Schub, wenig aggressive Mitten und cremige Höhen. Somit liefert die Gitarre einen klaren und grundsoliden Primärklang, bei dem Punch und Klarheit in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen. Trotzdem ist man schon alleine wegen des einsamen P90 in der Stegposition stilistisch sehr stark eingeschränkt. Kantiger Blues und beinharte Rock- und Punksounds lassen sich hier aber problemlos realisieren. Auch wenn die Gitarre erst ab einer guten Portion Gain aus den Pötten kommt, gibt es zunächst eine cleane, bzw. leicht gesättigte Einstellung mit meinem alten Vox AC 30. Der Ton ist sehr vintagemäßig und auch hier schon ziemlich rotzig, so wie es sein muss.
Wenn man das Tone-Poti auf etwa Halbgas zurücknimmt, kann man die oberen Höhen leicht entschärfen. Das Ganze hat aber seine Grenzen, denn je weiter man den Regler zurückdreht, umso leiser wird die Gitarre. Egal, wie dumpf man sie auch einstellt, jazzig wird es nie klingen, denn dafür tönt die gesamte Konstruktion viel zu rau. Hier drei Einstellungen des Tonreglers, beginnend mit voll aufgedrehtem Poti, Halbgaseinstellung und komplett zurückgedreht.
Kommen wir zur eigentlichen Bestimmung der Gitarre, den verzerrten Sounds. Hier kann sie absolut punkten. Neben einem guten Punkrock-Sound mit viel gesundem Attack kann man die Gitarre auch problemlos im härterem Blues-Segment und im Classic/Hardrock-Bereich einsetzen. Allerdings bekommt man wegen des P90 nie einen hochkomprimierten Metallsound hin, aber dazu wurde diese Gitarre auch nicht konzipiert. Deshalb bleibt hier auch bei sehr viel Verzerrung immer eine gewisse Klarheit im Attack erhalten. Der verwendete Amp ist mein alter 100 Watt JMP Marshall mit dem davorgeschalteten Baldringer Dual Drive.
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Im Gegensatz zu den cleanen Sounds erzeugt die Gitarre mit dem komplett zurückgedrehten Tonregler mit viel Verzerrung einen einigermaßen brauchbaren Ton, der teilweise an ein zurückgedrehtes Wah-Wah erinnert. Aber auch hier wäre es besser, wenn der Kondensator dem Signal nicht so viel Substanz nehmen würde. Hier wieder drei Beispiele mit unterschiedlichen Einstellungen des Tonreglers.
Ulrich Schramme sagt:
#1 - 19.11.2019 um 11:43 Uhr
Ich habe mir eine SC-Junior gegönnt und bin echt angetan. Einige meiner Gitarren sind erheblich teurer aber die Junior macht echt Spaß! Der Halsstab rappelt bei meinem Exemplar nicht, dafür ist die Wirkung beim Tonregler exakt gegensätzlich. Er tut nahezu nichts. Das stört mich aber wenig. Der Hals ist wirklich toll. Bin zufrieden und würde sie wieder kaufen.