Praxis
Die beiden Solidbass-Tops bieten eine Clip-LED zur optimalen Pegelanpassung des Basses. Wenn das Signal zu stark ist, sollte sich das Lämpchen also eigentlich rot färben. Selbst mit voll aufgedrehtem Input-Regler bleibt die LED der Solidbass-Tops allerdings grün, obwohl mein passiver Jazz Bass ein relativ starkes Signal liefert. Und selbst mit keinem meiner aktiven Bässe kann ich die LED zu einer Reaktion überreden. Der praktische Nutzen dieses Features hält sich also eher in Grenzen.
Weitere Kritik muss ich bezüglich der Signalqualität des Kopfhörerausganges loswerden: Der Rauschpegel ist hier doch vergleichsweise hoch, sodass die Nerven beim stillen Üben mit Kopfhörer auf die Dauer etwas strapaziert werden. Entwarnung kann ich dagegen hinsichtlich bezüglich der Nebengeräusche des Lüfters (oder im Falle des Solibass 600H: der beiden Lüfter) geben. Im Wohnzimmerbetrieb haben die Ventilatoren während meiner Testphase den Betrieb zu keiner Zeit aufgenommen; offensichtlich war hier wohl keine Kühlung nötig.
Damit qualifizieren sich die Topteile durchaus für das Üben in den eigenen vier Wänden. Wenn die Amps bei Bandproben oder Gigs stärker und länger belastet werden, springen die Lüfter natürlich an, das moderate Rauschen versendet sich aber komplett im Bandsound.
Nun wollen wir uns anhand einiger Kangbeispiele einmal anhören, was die preisgünstigen Harley-Benton-Basstops in Sachen Sound zu bieten haben:
Wenn man die vier EQ-Regler in der Mittelstellung belässt, so klingen die beiden Amps ziemlich neutral und ausgewogen. Der Auflösung ist logischerweise nicht so detailgenau wie bei deutlich kostspieligeren Topteilen, ich persönlich vermisse aber ehrlich gesagt rein gar nichts. Die Solidbass-Tops liefern einen sehr klar-runden und durchsetzungsstarken Sound, mit dem man ausgezeichnet arbeiten kann. Außerdem gefallen mir die direkte Ansprache und der “griffige” Ton der Amps. Man hat sprichwörtlich das Gefühl, dass der Ton an den Fingern hängt – hier spielt mit Sicherheit die traditionelle Class-A/B-Endstufe eine entscheidende Rolle.
Jetzt kommt der Vierband-Equalizer in’s Spiel: Für das nächste Beispiel habe ich die Hochmitten und die Höhen angehoben, damit der Sound präsenter und im Bandmix besser ortbar wird. Die Filter wirken eher subtil; man muss schon ordentlich an den EQ-Reglern drehen, um eine deutliche Wirkung zu erzielen. Die Einsatzfrequenzen machen allerdings absolut Sinn – das Ergebnis klingt denn auch entsprechend musikalisch:
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Auch der leicht gescoopte Slapsound im nächsten Clip kann sich hören lassen: Ich habe hierfür sowohl die Bässe als auch die Höhen deutlich angehoben und die Hochmitten leicht abgesenkt. Zusätzlich wird der Sound mit dem Smart-Kompressor relativ stark komprimiert.
Der Onboard-Kompressor entpuppte sich im Test für mich übrigens als echtes Highlight der neuen Solidbass-Tops. Klar, die einzelnen Parameter eine Kompression können mit der Ein-Regler-Bedienung logischerweise nicht gezielt angepasst werden. Die Abstimmung des Kompressors ist jedoch absolut gelungen, sodass der Sound auch bei heftigen Kompressionen nicht entstellt wird. Der Bass klingt kompakter und dichter, aber zu keinem Zeitpunkt verwaschen. Auch Nebengeräusche bleiben weitestgehend außen vor.
Wer auf mildere Sounds mit Vintage-Charaktersteht, kommt mit einer starken Absenkung der Höhen schnell an sein Ziel. Bei der Aufnahme des nächsten Beispiels habe ich darüber hinaus die Bässe und Tiefmitten deutlich angehoben:
Im letzten Beispiel hört ihr meinen passiven Jazz Bassmit dem Stegtonabnehmer im Solomodus. Eine Anhebung der Bässe und der Tiefmitten mit dem EQ des Solidbass-Tops sorgt hier für ein solides Fundament und ordentlich Punch:
Abschließend wird sich für einige Bassisten sicherlich die Frage stellen, welches der beiden Tops denn nun die richtige Wahl ist. Da beide Modelle die gleichen Features besitzen, hängt die Entscheidung einzig davon ab, wie viel Leistung man benötigt. Für kleinere Gigs oder Proben mit moderat spielenden Bands ist man mit dem Solidbass 300H bereits sehr gut gerüstet. Die erreichbare Lautstärke ist bemerkenswert und der Sound bleibt auch bei höheren Pegeln straff und tragfähig.
Wer auf Nummer sicher gehen will, greift natürlich zum stärkeren Solidbass 600H. Für läppische 40,- Euro mehr bekommt man die doppelte Leistung und hat somit selbst auf größeren Bühnen nicht das Gefühl, untermotorisiert zu sein. Und selbst mit einer kompakten 8-Ohm-Box liefert der Solidbass 600H noch bandtaugliche Lautstärken – man gewinnt also nicht nur an Leistung, sondern auch an Flexibilität. Da wäre für mich als Kunde die Frage, zu welchem Amp ich greifen soll, ziemlich schnell geklärt!
Lars Guitarhearts sagt:
#1 - 14.12.2020 um 22:36 Uhr
Also ich hab den 300er , seit Erscheinungsdatum, der klingt aber nicht so ?
BonedoLeser sagt:
#1.1 - 15.12.2020 um 08:29 Uhr
Hallo Lars,
meiner Erfahrung nach macht auch der Bass, die Saiten und die individuelle Anschlagstechnik (nicht unbedingt in der Reihenfolge) mehr aus, als der Amp. Ausnahme ist vielleicht ein Charakter-Vollröhren-Amp.
Als ich das Bassspielen angefangen habe und Unterricht hatte, hatte mein Lehrer auch immer einen besseren Sound als ich, wenn ich ihm meinen Bass in die Hand gedrückt habe. Also alles gleich nur bessere Finger-Technik. Und ich meine rein den Klang...
Und Rainer hier ist einfach ein exzellenter Bassist, der wahrscheinlich aus jedem Equipment ein besseren Klang herausbekommt, als z.B. ich.
Aber und vielleicht gerade deswegen wäre es bei Amp- und Effekttests schön, wenn die Autoren angeben würden, mit welchen Instrumenten und Saiten sie spielen. Zumindest mir würde das helfen den Klang einzuordnen.
Gruß
BonedoLeser
Antwort auf #1 von Lars Guitarhearts
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenRainer-bonedo sagt:
#1.2 - 15.12.2020 um 12:43 Uhr
Hallo Lars,BonedoLeser hat schon Recht. Bei den Audiobeispielen spielt natürlich auch das Instrument und der Bassist bzw seine Spieltechnik eine Rolle. Ich nehme bei Amps immer das direkte Signal aus dem symmetrischen Di-Out auf und verwende weder im Signalweg noch in der Nachbearbeitung irgendwelche Geräte oder Plugins, die den Klang verändern könnten – eine Box kommt für die Aufnahmen in der Regel ebenfalls nicht zum Einsatz. Die Solidbass-Amps klingen mit neutraler EQ-Einstellung erstmal ziemlich clean und färben den Sound deines Basses wirklich kaum. Wenn du also einen ähnlichen Bass wie ich spielst (passiver Jazzbass im Solidbass Test), sollte sich der Sound aus dem Di-Ausgang nicht allzu drastisch vom Sound in meinen Audiobeispielen unterscheiden. Wenn du deinen Solidbass-Amp, was ich mal annehme, mit einer Box spielst, sieht die Sache natürlich anders aus. Boxen haben logischerweise auch einen entscheidenden Einfluss auf den Sound.Danke und viele Grüsse!
Rainer
Antwort auf #1 von Lars Guitarhearts
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