Harley Benton TB-70 SBK Deluxe Test

Praxis

Wirkliche Leichtgewichte wird man unter E-Bässen, die zum Großteil aus Mahagoni bestehen, eher selten finden. Auch mein Testkandidat fällt leider nicht in diese Kategorie, denn er bringt knapp 4,4kg auf die Waage und hat damit für Viersaiter-Verhältnisse durchaus etwas “Übergewicht”.
Darüber hinaus sollte man von einem Thunderbird-inspirierten Bass in Sachen Ergonomie nicht allzu viel erwarten: Shapings oder irgendwelche Rundungen zur Armauflage sucht man vergebens, und die Korpusform macht schon rein optisch keinen besonders komfortablen und einladenden Eindruck. Man kann den Vogel zwar im Sitzen spielen, die ersten Lagen rücken dann jedoch recht weit nach links und der rechte Arm liegt leider auch nicht wirklich bequem auf dem kantigen Korpus.

Ohne Neckdive läuft hier nichts: Beim Tragekomfort gibt es fraglos Bassmodelle, die dem Thunderbird eine Nase voraus sind!
Ohne Neckdive läuft hier nichts: Beim Tragekomfort gibt es fraglos Bassmodelle, die dem Thunderbird eine Nase voraus sind!

Dieser Umstand dürfte allerdings jedem Tieftöner, der sich für einen Thunderbird entscheidet, längst bewusst sein. Und ein echter Rocker spielt ja ohnehin nicht wirklich im Sitzen. Der eigenwillige Bass gehört an einen fetten Gurt und hängt dann etwa auf Kniehöhe des Tieftöners, um mit einem Plektrum malträtiert zu werden.
Und siehe da: In dieser Position lässt sich der TB-70 in der Tat spürbar bequemer spielen, auch wenn man sich aufgrund der Position des vorderen Gurtpins leider mit der leidigen Kopflastigkeit arrangieren muss. Hoher Spielkomfort zählt eben nicht zu den Stärken des TB-70 – dafür wurde der Thunderbird-inspirierte Bass am Ende des Tages aber eben auch nicht designed. Wir haben es hier mit einem kompromisslosen Rockbass mit eigenständigem Charakter zu tun, dem man gerne ein paar Schwächen verzeiht.

Dieser Bass ist was für echte Mädels und Kerle, die damit ordentlich die Bühne rocken wollen!
Dieser Bass ist was für echte Mädels und Kerle, die damit ordentlich die Bühne rocken wollen!

Kommen wir also zu den positiven Seiten des Harley Benton TB-70: dem Sound! Ohne Amp produziert der Bass bereits einen gesunden Ton mit viel Sustain, signifikante Deadspots sucht man, sicherlich nicht zuletzt dank der eingeleimten Halskonstruktion, erfreulicherweise vergebens.
Jetzt stellt sich nur die Frage, ob der TB-70 am Amp seinem Vorbild alle Ehre macht und wie ein richtiger Thunderbird klingt. Zur Beurteilung gibt es wie immer einige Audiobeispiele, für die ich den Harley Benton TB-70 ohne jegliches Zusatzequipment aufgenommen habe.

Audio Samples
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Both PU, flat

Der Harley Benton TB-70 liefert mit beiden Tonabnehmern in gleicher Lautstärke und neutraler EQ-Einstellung einen sehr fetten, leicht ausgehöhlten Sound mit klarem Thunderbird-Charakter. Mir fehlen allerdings etwas der Biss und die Aggressivität, die das Original von Gibson zur oberamtlichen Rockmaschine macht.

Eine gewisse klangliche Ähnlichkeit zum Original lässt sich nicht verleugnen, doch der TB-70 besitzt auch Eigenständigkeit!
Eine gewisse klangliche Ähnlichkeit zum Original lässt sich nicht verleugnen, doch der TB-70 besitzt auch Eigenständigkeit!

Nimmt man den Onboard-EQ zuhilfe und spielt den TB-70 mit dem Plektrum, so wird der Sound schon deutlich lebendiger und knackiger. Die Elektronik arbeitet relativ nebengeräuscharm – selbst mit voll aufgedrehten Höhen ernte ich kein nervendes Rauschen – Daumen hoch dafür!

Audio Samples
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Both PU, Bass-Boost: 60%, Treble-Boost: 100%, Pick-Style

Hier hört ihr ein Fingerstyle-Beispiel mit deutlich angehobenen Bässen und Höhen:

Audio Samples
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Both PU, Bass-Boost: 50%, Treble-Boost: 80%

Für mildere Sounds mit dezentem Vintage-Charakterdreht man einfach die Höhen komplett zu und schlägt die Saiten über den Halstonabnehmer an. Schade finde ich nur, dass der Halstonabnehmer beim TB-70 für Precision-ähnliche Sounds nicht solo geschaltet werden kann. In Sachen Flexibilität muss man beim Budget-Vogel von Harley Benton also gezwungenermaßen leichte Abstriche machen!

Audio Samples
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Both PU, Bass-Boost: 80%, Treble-Cut: 100%
Keine Frage: Das ist genau der richtige Bass für jede Rockband!
Keine Frage: Das ist genau der richtige Bass für jede Rockband!

Zieht man am Lautstärkeregler, so wird der Stegtonabnehmer in den Solobetrieb geschaltet. Ohne Unterstützung vom EQ klingt der Bridge-Pickup erwartungsgemäß etwas dünn. Hebt man die Bassfrequenzen jedoch deutlich an, so liefert der TB-70 einen knackigen Sound mit viel Punch und Durchsetzungsvermögen:

Audio Samples
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Bridge-PU, Bass-Boost: 50% Bridge-PU, Bass-Boost: 100%, Treble-Boost: 100%
Harley_Benton_TB_70_SBK_Deluxe_011_FIN
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