PRAXIS
Im Praxistest widme ich mich als Erstes den beiden Preamps und bin gespannt auf die Röhrenemulation von Nummer A. Der typische Hartke-Sound befindet sich auf der Soundskala bekanntermaßen deutlich im Hifi-lastigen Bereich und wird von nicht wenigen Bassisten als eher kalt und sehr höhenlastig empfunden. Mit dieser zusätzlichen Vorstufe, die einen röhrenähnlichen Sound liefern soll, möchte man der Beurteilung wohl etwas entgegenwirken und den Verstärker mit neuen Klangvariationen bereichern. Ihr könnt den Preamp A im Audio Sample „Pre A“ hören und selbst beurteilen, mir persönlich fehlt die wohlige Wärme im Bass und der typische „Grind“ in den oberen Mitten, die einen richtigen Röhrensound ausmachen. Lediglich das Frequenzspektrum erinnert an den Klang eines Verstärker mit echten Röhren. Trotzdem unterscheidet sich Preamp A soundmäßig signifikant von der gewohnt ausgewogen und vielleicht etwas farblos klingenden Solid-State-Vorstufe mit der Bezeichnung Pre B und ist deshalb ohne Zweifel eine echte Bereicherung. Der Reiz liegt eher im Mischen der beiden Preamps. Ausgehend von einer 50/50 Dosierung kann man den Sound sehr schön in eine etwas voluminösere und rockmäßige Richtung trimmen, indem man dem Emulations-Preamp A den Vorzug gibt. Oder man bleibt im eher neutralen und unauffälligen Bereich, indem man Preamp B die Hauptrolle überlässt. Mein bevorzugtes Setting war letztendlich doch eine 50/50 Mischung der beiden Vorstufen, der HA2500 liefert dann einen soliden und kompakten Sound mit sehr guter Definition, ist aber im Tiefenbereich durch Preamp A etwas fülliger und wirkt insgesamt gutmütiger und eine Spur wärmer als im Preamp-B Solobetrieb. Ein toller tragfähiger Universalsound, mit dem man sich in sämtlichen Musikrichtungen sehen lassen kann.
Soll es doch einmal extremer klingen, leistet der grafische EQ mit üppigen 10 Bändern gute Dienste. Mit den geeigneten EQ-Kurven – ein paar davon schlägt Hartke in der Bedienungsanleitung vor – kann man den Sound wirkungsvoll nach seinem Geschmack formen oder dem Instrument anpassen. Der EQ arbeitet effektiv und klingt richtig gut, wenn man extreme Einstellungen vermeidet. Zudem lässt er sich mit einem Taster ein- und ausschalten, man kann also schnell zwischen komplett verschiedenen Sounds wechseln – ein Fußschalter für diese Funktion wäre die Krönung, allerdings fehlt ein Anschluss.
Die Contour-Abteilung mit ihren sehr breitbandig ausgelegten Low- und High-Pass-Reglern überzeugt mich nicht komplett. Wenn es schnell gehen muss, lässt sich damit sicherlich akustischen Problemen wie Höhenrauschen oder Dröhnbässen mit einem Handgriff entgegenwirken, mit dem grafischen EQ funktionieren solche Eingriffe allerdings feinfühliger, wenn auch zeitaufwendiger. Auch der Kompressor zeigt sich eher mittelmäßig, in milden Dosierungen relativ wirkungslos und bei stärkerem Einsatz nicht unbedingt eine Bereicherung für den Sound. Das Klangbild wird durch die Komprimierung zwar kompakter, verliert aber auch an Durchsetzung und Charakter. Ich würde ihn eher als Limiter-Tool zum Abfangen von Pegelspitzen empfehlen, damit die Boxen bei heftiger Dynamik nicht in Mitleidenschaft gezogen werden. Leistungsmäßig liefert der HA2500 das, was Hartke in der Werbung für sein Produkt verspricht, denn bei kleinen und mittleren Gigs kommt man mit dem kleinsten HA-Modell wirklich gut klar. An einer Box oder Boxenkombi mit 4 Ohm, zum Beispiel einer 4x10er mit viel Membranfläche, produziert der HA2500 einen superstabilen Sound in ordentlicher Bandlautstärke und geht auch an der Belastungsgrenze nicht in die Knie. Auch kippt der Tiefenbereich nicht weg und das gefürchtete Kreischen in den Höhen bleibt ebenfalls aus. Wer in einer richtig lauten Band spielt oder öfter größere Räume mit der Bassanlage von der Bühne beschallen muss, der sollte allerdings eines der stärkeren Modelle der HA-Serie in Betracht ziehen.
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