Heavyocity muss man gernhaben. Konsequent liefern sie hervorragend spielbare Librarys, mit denen man „Instant Emotions“ bekommt und Dramaturgie erzielen kann, selbst wenn man nicht sonderlich talentiert an den Tasten ist. All ihre Sample-Instrumente zielen mehr oder weniger auf Score-Producer, die schnell abliefern müssen – so auch in Vocalise 3.
In Hollywood und der Werbung hat eben kaum jemand Zeit für langwierige Kunstprodukte. Insofern fokussiert sich der explizite Klangweltkatalog Vocalise 3 darauf, möglichst schnell zum Ziel zu führen, ohne Charakter zu verlieren.
Heavyocitys Motto lautet: „Immer etwas mehr als die anderen“, und das mit viel Bewegung und den passenden Effekten dazu, stets spielbereit und am besten mit einer großen Klaviatur.
Details
Eigenständige Erweiterung
Vocalise 3 ist die neuste Sample-Library für den NI-Kontakt-Player von Heavyocity, die mit Vocal-Phrasen, Einzelstimmen, kleinen Chören und daraus abgeleiteten Drones, Pads und rhythmischen Klanglandschaften aufwartet. Ähnlich, aber nicht identisch zu Vocalise 1 und 2.
Vocalise 3 hat auch den Beinamen „Gravity Pack 08“ und stellt so Bezug zur großen Hybrid-Library Gravity her. Das GUI und die Effekte sind somit identisch, man fühlt sich also heimisch – trotzdem ist Heavyocity Vocalise 3 eigenständig und auch unabhängig davon nutzbar.
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Auf den ersten Blick gibt es jede Menge Ahhs, Mmhs und Ohhs – aber keine Uhhs. Das Ganze ist aber kein trockenes Quellmaterial für die sonntägliche Andacht, da schon alles etwas düster, episch und mystisch aufbereitet ist – oder besser gesagt: spielbereit, quasi herbeigezaubert, wie schwarze Magie. Auch zahlreiche Melodie-Fragmente und Phrasen finden sich hier und sogar an Flüstern wurde von Heavyocity gedacht.
Heavyocity Dark Ages
Viele Fragmente bestehen aus einer Fantasiesprache und muten dadurch wie kleine Zaubersprüche an; und zumindest ich visualisiere direkt tantrisch-zappelnde Jungfrauen, die lecker Krötenschleimsuppe köcheln. Hier und da wird es sogar nahöstlich und vor dem inneren Auge tun sich endlos spiegelnde und flimmernde Wüstendünen auf. Aber ich schweife ab…
Hauptsächlich haben weibliche Stimmen ihren Weg ins Heavyocity-Studio gefunden. Männerstimmen gibt‘s zwar auch, doch sind die deutlich in der Unterzahl in Vocalise 3 und außerdem auch namenlos. Die beiden Singenden Carla und Kristin sind in den meisten Fällen direkt benannt, sodass man ganz einfach ästhetisch passende Combos findet, anstatt vokale Flickschusterei betreiben zu müssen.
Endless Fun mit Vocalise 3
Darüber hinaus gibt es Stacks, also kleine Chöre, die mit Single Sounds oder Moving Sounds locken. Besonders letztere zaubern eine diffuse Größe ohne hörbare Loop-Points. Auf der anderen Seite findet man unter der Sektion Rhytmic die „Pedals“. Hier feuert man sequenzierte Loops mit Stutter-Effekten, Delays und Co. ab und hält sie, indem man das Fußpedal betätigt. Natürlich haben auch diese Backings zu 99% Stimmen zur Grundlage.
Alle Presets von Heavyocity Vocalise 3 sind mit reichlich pragmatischen Effekten versehen, so, wie man das von Gravity kennt. Nur, dass man sie hier nicht so oft aktiviert. Hauptsächlich ist viel Delay und Reverb an, sodass es keine totale Chaossuppe zu befürchten gibt. Hier und da hat man komplexere Soundeffekte parat gelegt, sodass man direkt in die Tasten greifen und dichte Strukturen abliefern kann.
Es gibt aber auch trockene Presets, um Finetuning zu betreiben. Der überwiegende Teil der Vocalise 3 Instrumente ist nach Key in eine sonst eher recht flache Unterordnerstruktur in die Library sortiert. Ein hörbares Pitch-Shifting ist über die Keyswitches möglich, gelegentlich aktiviert man so auch Stutter. Ausgewählte Instrumente enthalten Mickey-Mouse-Stimmchen, die allerdings mehr nach der „Die Antwoord“ als nach Helium-Action klingen, was ich eher positiv bewerten würde.
Intervalle spielt man klassisch über die Klaviatur, oft auch in variierenden Phrasierungen. Durch den Verzicht von gepitchten Zwischenstufen – es sei denn man will das explizit – klingt die gesamte Library grundsätzlich sehr warm und authentisch. Und damit weniger „processed“ als die beiden Vorgänger, Vocalise 1 und 2, die sich in Ästhetik und Struktur deutlich ähneln, was man nach all den Jahren durchaus als „ausgelutscht“ bezeichnen kann. Das heißt aber nicht, dass man sie nicht auch wunderbar mit der neusten Inkarnation für den eigenen „Trademark“-Sound verwursten könnte.
Fazit
Mit Vocalise 3 liefert Heavoycity eine weitere tolle Hybrid-Library für Chorales, die grundsätzlich gut zu bedienen und solide strukturiert ist. Etwas speziell ist die Ästhetik allerdings schon. Das wurde hoffentlich an meinen Beispielen deutlich – mir fällt es nämlich schwer, das in Worte zu fassen. Alle Beispiele habe ich ausschließlich mit der Library selbst und ohne weiteres Zutun von Effekten erstellt. Ich habe Kontakt allerdings teilweise mit bis zu fünf, sechs Instanzen gelayert. Finetuning war hier schon notwendig, ganz so krass wollte ich mich nicht im Details verlieren. Das ist natürlich ein Umstand, der die Beispiele hier und da etwas unrund wirken lässt, sich im Kontext einer vollständigen Produktion mit verschiedenen Librarys aber sicherlich versandet. Preislich ist Heavyocity Vocalise 3 im Hinblick auf die Zielgruppe aber vollkommen realistisch. Trotzdem wäre es aber an der Zeit, eventuell mal ein Bundle aus allen drei Vocalise Librarys zu schnüren. Schön wäre es ebenfalls, wenn man die Librarys zusammenführen könnte und dadurch nicht in drei unterschiedlichen Kontakt-Instrumenten stöbern müsste.
- Modern-cineastischer Sound
- Pragmatische Sortierung
- Gute Spielbarkeit
- keine Uhhs
Features
- Vocal-Library
- Chorstimmen und Snacks
- Pads, Dornes und Phrasen
- 7 GB Content
- Effekte wie bei Gravity
- Preis: 99,- Euro