Praxis
“Positionierbarkeit: Gut.” Das ist mein erster Eintrag zum Heil PR 30 auf der Kladde, die ich bei meinen Praxistests immer mitführe. Mit gut einem viertel Kilogramm ist es nicht zu schwer, um auch am Galgen in der Bassdrum die Position zu halten, die Länge von 16 und der Durchmesser von etwa fünf Zentimetern erlauben auch die etwas verstecktere Positionierung.
Der Grundklang des Mikrofons überrascht: Das Heil ist recht höhenreich, wirkt aber nicht so künstlich-resonierend, wie man es vielleicht von einem Tauchspulenmikrofon erwarten würde. Es gibt nicht sehr viele Mikros dieser Bauart, die derartig natürliche Höhen liefern können, ich möchte es in eine Reihe mit dem M88 und dem RE20 stellen. Bei Sprachanwendungen ist das vorteilhaft, aber auch zum Einfangen des Attacksounds einer Bassdrum, für Hi-Hats und für Gitarrenboxen. Sicher: Im Air-Band muss das Mikrofon passen, doch ist dieser höchste Frequenzbereich im Mix bei sehr vielen Signalen nicht mehr von Belang. Sprache klingt präsent, aber ohne nervige oder scharfe Anteile. Besonders amerikanische S-Laute (also mit etwas tieferer Zunge) klingen schön breit. Zwar wird unter den typischen Anwendungsgebieten des PR 30 von Heil gesungene Stimme nicht genannt, doch die Audiobeispiele zeigen, dass das Mikro im Studiobetrieb durchaus einen Versuch wert sein kann, zumal es sich etwas “spritziger” präsentiert als etwa ein SM 7B. Über den Abstand kann ein Sprecher oder Sänger sehr fein seine Bassigkeit regeln – die Kontrolle über den Proximity-Effekt gelingt hier vorbildlich und ist auch bei der Instrumentenabnahme nützlich. Mikrofoniert man Instrumente, wird man sich durchaus freuen, dass man mit der engeren Charakteristik eine höhere Ausblendung hinbekommen kann. Die rückwärtige Empfindlichkeit ist weiterhin gering genug, dass die Off-Axis von 180° ein wenig zu beiden Seiten wandert: geschenkt. Was erstaunlich ist: Heil schaffen es, das Pattern sehr stabil zu halten, was auf eine schlaue und ausreichend dimensionierte Schallführung hinweist. Und zuletzt: Die Poppempfindlichkeit ist ab Besprechungsabständen von 20-30 Zentimetern ausreichend gering.