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Hemingway DP-201 MKII Test

Praxis

Tastatur

Die 88-Tasten-Hammermechanik des DP-201 MKII macht für diese Preisklasse einen wertigen Eindruck. Sie ist gut spielbar und besitzt durch die leicht angeraute Oberfläche der schwarzen Tasten eine gute Griffigkeit. Die Anschlagdynamik kann in drei Stufen von weich bis hart oder auf einen festen Velocity-Wert eingestellt werden. Was die reine Hardware angeht, kann man sich bei der Tastatur für diesen Preis kaum beschweren. Allerdings lässt die Abstimmung der Anschlagstärke in Verbindung mit dem Klaviersound zu wünschen übrig, doch dazu gleich mehr.

Lautsprecher

Die Klangqualität der integrierten Lautsprecher ist bescheiden und genügt allenfalls den Ansprüchen eines Einsteigers. Gerade der voluminöse Flügelklang benötigt eigentlich ein hochwertigeres Wiedergabesystem, um klar und angenehm für das Ohr wahrgenommen werden zu können. Bei den größeren Hemingway-Modellen DP-501 MKII und -701 MKII sind schwere Holzgehäuse vorhanden, die einen guten Klangkörper für die Lautsprecher darstellen. Das Metallgehäuse des DP-201 MKII erzeugt mit den kleinen Lautsprechern dagegen keinen wahren Hörgenuss. Auch wenn man den Klang durch die großen BASS- und TREBLE-Regler verändert, wird es nicht merklich besser. Da empfiehlt sich die Verwendung eines Kopfhörers, denn damit werden die quäkenden Lautsprecher ausgeschaltet.

Sounds

Bleibt die Frage, ob der eigentliche Klaviersound über Kopfhörer oder den Stereoausgang wenigstens gut ist. Mit 64 Stimmen ist die Polyphonie des Hemingway DP-201 MKII nicht mehr ganz zeitgemäß, aber dennoch in den meisten Fällen ausreichend. Die Qualität des Piano-Samples ist ok. Hier habe ich zunächst alle acht „C“ vom C1 bis zum C8 angespielt, danach folgen zwei Aufnahmen, die mit den beiden Klavier-Klängen „Grand Piano“ und „Bright Piano“ gemacht wurden:

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Grand Piano C1 bis C8 Grand Piano Bright Piano

Das Bright Piano ist eine brillantere Variante des Grand Pianos und nutzt vermutlich eine andere EQ-Einstellung derselben Samples. Es eignet sich durch die hellere Klangfarbe eher für Pop und Rock, während das dumpfere Grand Piano eher für die Klassik- und Jazz-Abteilung eingesetzt werden dürfte.
Mir ist beim Spielen besonders die schlechte Velocity-Umsetzung aufgefallen. Dabei schaltet die Anschlagdynamik bei stärkerem Anschlag anscheinend nicht zwischen verschiedenen Samples um, es wird nur die Lautstärke angehoben und das Filter geöffnet. Dies geschieht aber sehr unausgewogen. In den folgenden Beispielen habe ich versucht, dieses Manko zu verdeutlichen, indem ich einen Einzelton und auch Akkorde repetierend mit langsam stärker werdendem Anschlag spielte:

Audio Samples
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Velocity Einzelton Velocity Akkord

Man erkennt deutlich, dass die Lautstärke zunächst stetig größer wird und dann plötzlich extreme Sprünge auftreten. Mit dieser unausgewogenen Abstimmung ist ein nuanciertes Spiel nicht wirklich möglich.
Eine schlechte Anpassung der Signalpegel zwischen den einzelnen Komponenten der Klangerzeugung führte bei unserem Testgerät auch zu einem weiteren unschönen Effekt: Stellt man die Anschlagdynamik auf die empfindlichste Stufe und die Lautstärke des Haupt-Klangs (M.Vol) im entsprechenden Untermenü auf den Maximalwert „127“, so gibt es auch bei normalem Spiel eine stark hörbare Verzerrung. Dabei ist es egal, wo der MASTER VOLUME Regler steht, die Verzerrung entsteht im Signalweg bereits vor der Endstufe und den Lautsprechern:

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interne Verzerrung

Natürlich ist dieser Effekt über Kopfhörer viel deutlicher zu hören als über die eingebauten Lautsprecher, weil diese ja selbst schon keine hohe Wiedergabetreue besitzen.
Neben den beiden akustischen Klavierklängen enthält das DP-201 MKII noch 14 weitere Sounds, die für ein wenig Abwechslung sorgen. „E. Piano 1“ ist brauchbar und kann vor allem von dem zuschaltbaren Chorus-Effekt profitieren, der in 13 verschiedenen Variationen einstellbar ist. „E. Piano 2“ ist eine Art Yamaha CP-70-Sound.

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E-Piano 1 E-Piano 2 Harpsichord Chorus-Effekte

Streicher und Pads eignen sich ganz gut, um im Dual-Modus Layer-Sounds zu erzeugen. Die beiden Bässe können im Split-Modus zweckmäßig mit der linken Hand gespielt werden. 

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Strings Warm Pad Upright Bass Electric Bass

Welche Klänge durch das Übereinanderlegen zweier Sounds im Dual-Modus entstehen können, zeigen die folgenden Beispiele:

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Grand Piano + Strings Bright Piano + Warm Pad E-Piano 1 + Fantasia

Weitere Einstellungen

Über die FUNCTION-Taste gelangt man in ein Menü mit weiteren Einstellmöglichkeiten. Hier kann man beispielsweise ein Feintuning vornehmen und das Lautstärkeverhältnis der beiden Sounds in den DUAL- und SPLIT-Modi justieren. Die Werte werden mit den TRANS-Pfeiltasten, die man auch zum Transponieren verwendet, verändert. Auch die Oktavlage und der Panorama-Wert im Stereobild können für die einzelnen Parts angepasst werden, ebenso wie die Intensitäten der Hall- und Chorus-Effekte, diese jedoch nur für das Gesamtsignal. Bei den größeren Hemingway-Modellen ist es hier sogar möglich, beispielsweise einem gelayerten Flächensound einen größeren Chorus-Anteil zu verpassen als dem Hauptklang. So weit reichen die Möglichkeiten beim DP-201 MKII nicht ganz. Die vorgenommenen Einstellungen können hier leider auch nicht abgespeichert werden, sondern müssen bei jedem Einschalten neu vorgenommen werden.

Recorder

Mit der Aufnahmefunktion des DP-201 MKII lassen sich zwei Spuren nacheinander aufzeichnen. Auf der Thomann-Website ist die Rede von fünf Tracks – das kann ich leider nicht bestätigen. Auf jeden Fall ist der eingebaute Recorder leicht zu bedienen und es gibt ein Metronom. Leider gibt es keine Möglichkeit, das Aufgenommene zu archivieren. Ich sehe diese Funktion daher eher als Übungshilfe, um beispielsweise die linke Hand eines Klavierstücks separat von der rechten Hand zu üben.

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