Vor 40 Jahren wurde das Album „4630 Bochum“ oder einfach „Bochum“ von Herbert Grönemeyer veröffentlicht. Dieses Album hat deutsche Popgeschichte geschrieben und verhalf Herbert Grönemeyer endgültig zum Durchbruch in der deutschen Musiklandschaft.
4630 Bochum – die Texte
40 Jahre ist es jetzt her, dass “Bochum” veröffentlicht wurde und auch wer nie der große Herbert Grönemeyer Fan war, konnte sich diesem Album nicht entziehen, denn die Lieder liefen damals im Radio rauf und runter. Auch ich konnte mich mit den Liedern “Alkohol” und “Männer” identifizieren. Wahrscheinlich war ich noch zu jung, um die Romantik in “Flugzeuge im Bauch” zu verstehen, aber die Schmuseballade lief natürlich auch noch Jahre später auf jeder Teenanger Party. Die Ruhrpotthymne “Bochum” fand ich natürlich sehr cool, aber inhaltlich konnte ich sie als junger Badenser nicht verstehen, denn um Freiburg wurde Landwirtschaft betrieben und keine Kohle abgebaut. Doch gerade solch ein Stück macht sicherlich auch den Erfolg dieses Albums aus, weil Herbert Grönemeyer Bochumer ist und die Ruhrpottler die inhaltliche Tragweite dieses Stückes sofort verstanden.
Die Eigenschaft eines Künstlers besteht darin, dass er seinem Publikum aus der Seele spricht. Grönemeyer hat mit seinen Texten die Lebenswirklichkeit seiner Generation in der Bundesrepublik sehr gut beschrieben und konnte damit viele Zuhörer von sich überzeugen. Grönemeyer hatte etwas zu sagen und tat das in einer Form, die nicht radikal wirkte, aber trotzdem eine kritische Haltung einnahm. Die Texte waren mehr als reine Schlagerfloskeln. Bis heute stellt sich die Frage, wann ein Mann ein Mann ist, wir setzen uns immer noch mit Amerika auseinander und die Parkplatzsuche treibt uns in den Wahnsinn. Eifersucht und die Fragen nach dem Sinn des Lebens beschreibt Herbert Grönemeyer und er beschreibt, ohne die Moralkeule zu schwingen und gibt so dem Publikum Raum, das Gesungene einzuordnen. An diesen Texten hat kaum der Zahn der Zeit genagt, nur der Ruhrpott hat sich sehr verändert. Bald wird der verrußte Ruhrpott, wie ihn Grönemeyer besingt und man ihn aus den Fotos von Chargesheimer kennt, eine Erinnerung an eine andere Zeit sein. Doch trotzdem werden sich Bochumer auf ewig mit diesem Lied identifizieren können, weil sie aus ihm kommen, auch wenn es heute ein bisschen anders ist.
4630 Bochum – die Musik
Herbert Grönemeyer verstand es auf “Bochum” seine Texte mit den passenden Melodien und Arrangements zu verbinden. Herbert Grönnemeyer wusste genau, was er tat, denn er ist Produzent des Albums und alle Lieder stammen aus seiner Feder. Nur Alkohol wurde zusammen mit seinen Co-Produzenten Norbert Hamm und Gaggi Mrotzek verfasst. „4630 Bochum“ ist eindeutig ein zeitgenössisches Popalbum aus den 1980er-Jahren. Der Neuen Deutschen Welle ist das Album nicht zuordnen, wofür aber der intensive Einsatz von Synthesizern und Drumcomputer sprechen würde. Auf dem Stück “Alkohol” wird es rockiger. Der E-Gitarre wird mehr Raum eingeräumt und auch stimmlich lässt Herbert Grönemeyer den Rocker raushängen.
Damals dachte man an die beiden Seiten einer Schallplatte und auf der A-Seite wollte Grönemeyer es richtig knallen lassen und liefert ein Highlight nach dem anderen ab. Hintereinander folgen “Bochum”, “Männer”, “Flugzeuge im Bauch” und “Alkohol”. Auch heute ist es noch beeindruckend diese 4 Songs hintereinander anzuhören, weil sie so stark sind und in einer anderen Zusammenstellung sofort auffallen würden. Diese 4 Stücke sind aus dem Repertoire von Grönemeyer nicht wegzudenken.
Das Intro von “Alkohol” und der Aufbau von “Bochum” sind so cool, dass sie sich dazu eignen Krimis oder epische Filmszenen zu untermalen. “Männer” ist ein Ohrwurm und es wird wohl kaum jemanden geben, der ab „gib mir mein Herz zurück“ nicht mitsingen kann. “Mambo” ist natürlich purer Spaß und es wird nach wie vor Kinder geben, die mit der Melodie, Energie und den Text dieses Stückes ihren Spaß haben werden.
4630 Bochum – Die Zahlen
Das Album “Bochum” stellt die vorherige Arbeit von Herbert Grönemeyer in den Schatten und verhalf ihm zum endgültigen Durchbruch. Grönemeyer stand sicherlich unter Druck. Er hatte auch schon vor “Bochum” Hits, wie z.B. “Currywurst” und “Anna”, aber seine vorherige Plattenfirma kündigte ihm wegen Erfolglosigkeit und es mussten sogar Konzert wegen mangelnden Interesse abgesagt werden. Das Label EMI gab ihm eine Chance und Grönemeyer wollte sicher beweisen, dass er Lieder schreiben kann, welche die Massen begeistern können. Er fing nochmals von vorne an und seitdem ist er aus der deutschsprachigen Musikszene nicht mehr wegzudenken.
Das Album wurde von Januar bis März 1984 in Köln aufgenommen und schon am 11. Mai veröffentlicht. Am 28. Mai stieg es in die Top 30 ein und blieb dort über 79 Wochen. 1984 war “Thriller” das meistverkaufte Album der Welt, aber in Deutschland war das meistverkaufte Album “Bochum”. 2,75 Millionen Mal ging es über den Ladentisch. Dafür gab es 11 Goldene Schallplatten und es muss sich unter den bestverkauften deutschen Tonträgern Platz 5 mit dem Heintje Album teilen.Doch das wird Herbert Grönemeyer kaum stören, denn auf Platz 2 befindet sich sein Album “Mensch”. Das meistverkaufte Album in Deutschland ist übrigens der “Dirty Dancing” Soundtrack.
40 Jahre Bochum wird mit einer aufwendig gestalteten Neuauflage gefeiert. Junge Musiker*innen durften die Songs neue interpretieren. Die Interpretation von Männer in der Version von Dilla, habe ich als Video eingebettet. Herbert Grönemyer befindet sich derzeit auf großer Jubiläumstour, wenn ihr seinen Sound live erleben wollt.
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