Praxis
Installieren und ab geht´s
Die Installation läuft reibungslos und ohne nennenswerte Zwischenfälle. Sowohl XP als auch Vista werden auf der PC-Plattform unterstützt. Von Windows 7 ist auch auf der Homepage von Hercules noch nicht die Rede – wer könnte es ihnen verdenken. Auf der CD sind auch Mac-Treiber zu finden. Deejay Trim läuft unter Mac OS 10.4 / 10.5, was aber nicht Gegenstand dieses Testberichts ist. Als Testsystem dient mein zwei Jahre altes Dell Latitude D630, Intel Core Duo (2,2 GHz) mit 2 GB RAM, auf dem XP SP2 installiert ist.
Für die Konfiguration von Deejay Trim zeigt sich das frisch installierte Softwarepanel verantwortlich, bei dessen näherer Betrachtung klar wird, warum es den Namenzusatz 4&6 trägt. Schnell wird aber leider ebenfalls deutlich, dass das mit der Namensgebung nicht so ganz astrein ist, denn Trim kann entweder mit vier Ein- und vier Ausgängen oder aber mit zwei Ein- und sechs Ausgängen betrieben werden. So müsste Deejay Trim eigentlich 2&6 oder 4&4 heißen. Aber gut, vielleicht verlange ich auch gerade zuviel angesichts des Preises, aber ein wenig irreführend finde ich das schon.
Auf dem ersten Reiter mit dem Namen “Main” werden die Einstellungen bezüglich genau dieser Audiokonfiguration ausgewählt.
Darüber hinaus wird hier der Mikrofoneingang als Quelle für Kanal 1/2 ausgewählt, außerdem die Talkover-Funktion aktiviert und die Absenkung in drei Stufen (-3/-6/-9 dB) eingestellt. Werden die ASIO-Treiber verwendet, findet man auf dem zweiten Reiter (ASIO) diverse Einstellungsmöglichkeiten wie Samplingrate, Quantisierung in Bit und ASIO-Buffergröße. Als mögliche Abtastraten stehen 44,1 kHz oder 48 kHz zur Verfügung. Bei der Einstellung der „Samplegröße“ sind 16 und 24 Bit möglich. Doch Vorsicht: Wird hier der 24-Bit-Modus angewählt, stehen im 2/6-Betrieb nicht mehr drei Stereoausgänge bereit, sondern nur noch zwei. Im 4/4-Modus entfällt Eingang 3/4.
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Auf dem dritten Reiter kann das Hardwarerouting für den Ausgang 1/2 erledigt werden. Als mögliche Quellen kommen der Softwaremix 1/2, der Mikrofon- oder der Lineeingang 1/2 infrage. Diese Option ist ziemlich praktisch für den Fall, dass man Deejay Trim als Produktions-Interface nutzen möchte, live einspielt und einen Monitormix benötigt.
Deejay Trim und Traktor
Natürlich darf ein Test mit einem der beiden Platzhirsche in diesem Zusammenhang nicht fehlen. Der Hercules-Vertreter wird von Native Instruments Traktor direkt erkannt und der ASIO-Treiber kann im Audiosetup ausgewählt werden. Nachdem dann auch das Audiorouting erledigt ist, können wir uns nun wichtigeren Dingen widmen.
Die Ausgänge von Deejay Trim klingen gut, soviel steht fest. Der Sound der D/A-Wandler ist neutral und ausgewogen. Die Ausgänge lassen im Vergleich zu Audio 8 von NI ein wenig an Ausgangspegel vermissen, doch handelt es sich hier um eine marginale Pegeldifferenz, die problemlos von der folgenden Peripherie ausgeglichen werden kann. Zu meiner Überraschung lässt auch der Kopfhörerverstärker nichts zu wünschen übrig und verfügt zudem über genügend Reserven, um auch lauteren Clubsituationen standzuhalten. Hut ab! Alles in allem funzt alles prima, auch der Betrieb mit drei Ausgängen. Die Scratch-Funktion von TSP kann freilich nicht genutzt werden, dies ist leider nur Audio 2, 4 und 8 vorbehalten.
Deejay Trim und Deckadance
Trim wird auch unter Deckadance direkt erkannt, dort im Audiosetup als ASIO-Device ausgewählt und kann nach dem Routing als Interface genutzt werden. Da Deckadance ja mit einer offenen Struktur arbeitet, ist die Verwendung als DVS-System möglich. Das Programm unterstützt diverse Timecode-Vinyls und ist in dieser Hinsicht auch lernfreudig. Gesagt, getan, den „Learn TC“-Button gedrückt und schon kann es losgehen. Doch leider ist die Umsetzung ein wenig schwammig. Das Vinyl-Feeling wirkt auf mich etwas indirekt und verzögert. Auch die kleinste einstellbare ASIO-Buffergröße im Softwarepanel von Deejay Trim will keine Abhilfe schaffen. Hier sind zwei Millisekunden anwählbar, doch es fühlt sich eher nach mehr an. Schade!
Deejay Trim unter Cubase 5
Die Nummer mit der gefühlten Latenz ließ mir keine Ruhe. Ich fuhr mein Cubase 5 hoch und band Deejay Trim unter Verwendung der ASIO-Treiber in die Applikation ein. Die Messung der Latenz im Direct-X-Setup ergab die Werte, die auch Trims Softwarepanel angibt: 2,1ms. Ich verkabelte Ausgang 1 direkt mit Eingang 1, legte zwei Audiospuren an und nutzte Spur 1 als Playback und Spur 2 als Aufnahmespur unter Deaktivierung jeglicher Latenzkompensation. Der konkrete Vergleich von Playback und Aufnahmespur ergab eine Verzögerung von 12, manchmal auch 14 Millisekunden. Da es sich hier um die Summe von Eingabe- und Ausgabelatenz handelt, sprechen wir praktisch von einer gemessenen Latenz von 6-7 ms bei einer im Softwarepanel eingestellten Latenz von 2 ms. Dies würde auch die teils schwammige DVS-Performance erklären. Die Herstellerangaben sind also nicht ganz korrekt und ein wenig schöngefärbt. Dennoch ist eine gemessene Latenz von 6-7 ms für viele Aufnahmesituationen ausreichend, aber für eine performante DVS-Verwendung ein wenig zu viel.