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Hercules DJ Console 4-MX Test

Praxis

Softwareinstallation
Bevor es in die Mixsession geht, steht wie üblich die Software- und Treiber-Installation an. Wer die Seriennummer nicht auf Anhieb findet: Sie befindet sich auf einem Aufkleber, der unter dem Gerät angebracht ist. Ein professionelles All-in-One-Controller-System sollte eine anwenderfreundliche, reibungslose Inbetriebnahme garantieren. Doch leider war der erste Versuch auf dem iMac nicht von Erfolg gekrönt. Bei jedem Start meldete Virtual DJ 7.01 einen Skin-Fehler in der XML-Datei, der einen Absturz des Programms zur Folge hatte. Mein erster Gedanke: Internet & Update. Gesagt – getan. Auf den Herstellerseiten war bereits Versionsnummer 7.02 zugegen, die ich hoffnungsvoll aufspielte. Der Triumph über den Geist in der Maschine stellte sich dennoch erst ein, nachdem ich die erste Installation komplett gelöscht, die Atomix-Dateien aus User/Library/Preferences manuell entfernt und danach das Update aufgespielt hatte. Das Programm startete, jedoch gelingt die Steuerung der Software erst, nachdem ich zusätzlich noch eine neue Firmware-Datei aus dem Netz gezogen hatte (DJ-Series-Install 247), welche den Controllerpart und die Soundkarte updatet. Das erscheint mir dann doch eher einen Schritt weit entfernt von Plug-and-Play. Für CD-rippende Internet-resistente Anwender oder Anwohner ländlicher Gegenden, wo man zum Teil noch mit dem Modem unterwegs ist, sind diese Situationen nicht tragbar. Wobei natürlich auch zu bedenken ist, dass der Verantwortliche nicht ausschließlich auf Seiten der DJ-Tools-Fabrikanten zu suchen ist, wie die vergleichsweise unkomplizierte Inbetriebnahme auf einem Acer-Aspire zeigte.

Fotostrecke: 5 Bilder So fing es an…

Softwarebeigabe Virtual DJ7-LE
Virtual DJ7 LE kommt mit zwei brandneuen Zusatzdecks. Insgesamt sind laut Herstellerangaben mit der Vollversion bis zu 99 Softwareplayer möglich. Das Skin-Arsenal umfasst zum Testzeitpunkt jedoch lediglich eine Sechsdeck Benutzeroberfläche Die Decks 3-6 weisen Ähnlichkeiten zum Traktor S4 Sampleplayer auf. Screenshot unten. Das nötige Update für registrierte 7LE-Nutzer kostet im Übrigen 157 Euro, was bei der aktuellen Rabattschlacht der Konkurrenten nicht gerade wenig ist, aber dennoch einem Preisnachlass von fast 50 Prozent entspricht. Jedes der vier LE-Decks hat eine clickbare Wellenübersicht, Cuepoints, FX und einen kleinen Sampler unter der Haube. Dazu gesellen sich der bekannte 8-Slot-Sampleplayer, zwei Videoeffekte und drei Videoübergänge. Die Musikverwaltung zeigt den Browsertree mit angeschlossenen Sticks und Festplatten an, offerierte Playlisten und virtuelle Verzeichnisse und integriert auf Wunsch auch Medien im internen CD-Laufwerk. Musikstücke lassen sich nach gängigen Filtern organisieren, Datei-Informationen und Tags werden im Editor angepasst. Zudem kann der Anwender via NetSearch Audiostreams aus dem Internet beziehen. Also keine Panik, sollte der Braut-Onkel aus dem entfernten bolivianischen Hochland auf der Hochzeitsveranstaltung einen Musikwunsch aus der Heimat fordern oder ein Dancefloor-Klassiker angefragt werden, der sich gerade nicht im Repertoire befindet. Pump it up!

Fotostrecke: 2 Bilder …endlich geschafft

MIDI-Befehle
Im Vierdeck-Modus kann der gesamte mixrelevante physische Controllerpart abhängig vom Arbeitslayer zwei unterschiedliche MIDI-Kommandos senden. Der Buchstabe des zu kontrollierenden Decks wird im Zentrum der Konsole über den Lautstärkefadern angezeigt. Im Vierdeck-Modus stehen insgesamt 165 MIDI-Parameter zur Verfügung, davon 96 Transport + Kombikommandos, 24 Shift-Befehle, 4 Pitchresets, 24 Potikommandos, 9 Fader-Befehle und 8 Jogwheel-Anweisungen( 4x Rotation und 4 x Touch). Im erweiterten Zweideck-Modus fungieren die Deckswitches als Shift-Tasten für alle Bedienelemente mit Ausnahme des Mixers (Volume-, EQ- und Kill-Regler). Im Zweideck-Basismode wird nur eine Befehlspalette aktiviert, was zu insgesamt 89 Parametern führt, die sich in 52 Transport und Kombikommandos, zwölf Shift-Befehlen, zwei Pitchresets, 14 Potibefehle, fünf Faderwerte und vier Jogwheelkommandos aufschlüsseln.

Handling und Performance

Ich möchte zunächst ein Wort zu den aufgerufenen Mindestanforderungen verlieren. Diese liegen laut Hersteller unter Windows (XP/Vista/7) bei 1,5 GHz und 1 GB-RAM. Das scheint mir doch etwas geschönt, denn auf besagtem Acer T2330 Notebook mit 1,6 GHz Dual-Core und 2 GB RAM brach die CPU-Auslastungsanzeige im Vierdeck Betrieb öfters in den roten Bereich ein. Die Wiedergabe bereits analysierter Songs beginnt mehrfach zu stocken, wenn neue Tracks geladen werden. Und das ist ja gang und gäbe während eines DJ-Sets. Was die Minimalkonfiguration angeht, gilt demnach wie so oft: Es darf ruhig etwas mehr sein. Der Gegenversuch auf einem 2,13 GHz Macbook mit 4 GB-RAM verlief reibungslos. Im Grunde genommen ist die Handhabung der Hercules-Konsole selbsterklärend, denn bis auf die Bedienelemente der Kreativabteilungen sind alle Bauteile eindeutig beschriftet (PLAY, CUE, LOAD, EQs und BROWSE). Schaltet der DJ auf Decks C und D, beziehungsweise den zweiten Arbeitslayer, wird der Pickup-Mode aktiviert. Das bedeutet, die Werte für Fader und Encoder sind bei einem erneuten Wechsel zunächst abzuholen, damit keine ungewollten Wertesprünge auftreten. Prima. Die automatische Synchronisation klappt gut, wenn die Songs korrekt analysiert sind. Auch mit vier laufenden Decks. Allerdings gibt es Verbesserungspotenzial in der grafischen Benutzeroberfläche. Jeder Player wird mit einer eigenen Farbe gekennzeichnet – das ist auch gut so, will der DJ mit den implementierten optischen Mixhilfen arbeiten. Wer allerdings einmal die Screenshot eines horizontal gestackten Scratchlive oder ITCH-Wellenlayouts mit dem VDJ-Pendant vergleicht, erkennt schnell, welche Unterschiede trotz Zoomstufen (variable und fest) sowie diversen Wellenformansichten im Bezug auf das visuelles Wavematching auftreten.

Fotostrecke: 3 Bilder Ein Auszug aus VDJs möglichen Wellenformanordnungen und Zooms

Möchte der DJ externe Zuspieler einbinden, muss er zunächst Virtual-DJ starten. SOURCE wechselt zwischen dem Softwaredeck und der eingebrachten Klangquelle. Die Geschwindigkeit der Vinyl-Schallplatte wird daraufhin vom Beatcounter berechnet und die Peaks in gewohnter Darstellungsweise im Wellenfenster angezeigt. Klasse. Ein Standalone-Betrieb, wie beim American Audio VMS4 ist nicht möglich. Wer unter Verwendung des MX am externen DJ-Mischpult arbeiten will, sollte sich die Vollversion oder eine alternative Software zulegen, da die Beipackfassung lediglich ein Master-Preview-Routing erlaubt. Wie sich herausstellt, funktioniert die MIDI-Kontrolle auch bei versehentlicher Trennung nach einem kurzen Refresh wieder, jedoch musste das Audiointerface im Test nach jeder Trennung erneut manuell aktiviert werden.

Leider kein freies Routing und fehlende Timecode-Unterstützung
Leider kein freies Routing und fehlende Timecode-Unterstützung

Kreatives Jockeytum
Bei den Effekten und Loops muss sich der Protagonist die Funktionsweisen der Tasten einprägen, da sie lediglich mit Nummern gekennzeichnet sind. Das kann man der Entwicklungsabteilung nicht wirklich übel nehmen, denn schließlich möchten sie ja weitestgehend kompatibel zu den gängigen DJ-Programmen bleiben. Und die haben ja trotz gleicher Basisfunktionen unterschiedliche Schwerpunkte. Ein paar Worte zum Traktor-Mapping: Hercules hat eine ziemlich gute Portierung hingelegt. Der User hat Zugriff auf den Browser, vier Decks, Klang- und Blendwerkzeuge und Autoloop mit DIVIDER-Buttons. Bei den FX macht man sich  Bedingungsabfragen, respektive Tastenkombinationen zunutze. So kann der DJ mit nur einem Encoder den Dry/Wet-Anteil, sowie sämtliche drei Effekte (aber nicht gleichzeitig) des verketteten Modus steuern und auswechseln. Rein vom Layout würde ich den Testkandidaten dennoch nicht in einer elektronisch verwurzelten Traktor-Umgebung sehen. Denn es mangelt ihm einfach an 6-8 Encodern, um die umfangreiche Berliner-Effektabteilung adäquat zu bedienen. Im Cross-Genre-Mix mit gelegentlichem Delay oder Echo-Effekt sieht das natürlich anders aus. Aber zurück zu VDJ. Die oberen Tasten der Kreativabteilungen setzen die Loopflanken. CONTROL fungiert als Loop-Divider. Buttons drei bis sechs markieren und triggern die ersten vier Hotcues eines Songs, die sich im Übrigen auch mit der großen CUE-Taste neben dem Jogwheel durchschalten lassen. Leider ist es nicht möglich, einmal gesetzte Markierungen von der Hardware aus zu löschen oder zu überschreiben.

Nach einem Tastendruck auf SHIFT leuchtet der Schalter orange und kennzeichnet so die zweite Befehlspalette. Nun fungieren die oberen Buttons als Samplerecorder und -player. Wer mehr Audioschnipsel abfeuern will, verwendet den synchronisierbaren 8-Slot-Sampler. Allerdings muss er mit den gegebenen sechs Samples arbeiten (Sirene, Saxo und Vocals) oder das Material aus dem aktuellen Mix beziehen. Laden von Audiodateien ist nicht möglich. Hmm. Die übrigen Knöpfe lösen voreingestellte Effekte aus, die via CONTROL in einem Parameter manipuliert werden können. Brake, Buckskin, Flanger, Flipping-Double und Beatgrid, um genau zu sein. Vier davon unterliegen dem direkten Konsolenzugriff, wobei der jeweilige Effekt einer Taste fest zugeordnet ist. Virtual-DJs FX-Palette liegt qualitativ und quantitativ auf Einsteiger-Niveau. Atomixs-Webseite, oder besser gesagt die User-Community ist indes recht fleißig, diesen Umstand zu beheben.  Sie erweitert das Programm regelmäßig um neue kostenlose Klangverbieger, die einiges auf dem Kasten haben und im Zweifelsfall per Maus zu bedienen sind, da es an einer einheitlichen Anzahl an Parametern mangelt. 

Mit an Bord: ein vollwertiger 12-Slot-Sampler ...ohne Ladefunktion
Mit an Bord: ein vollwertiger 12-Slot-Sampler …ohne Ladefunktion
Audio Samples
0:00
FX Backspin VDJ7 LE FX Beatgrid VDJ7 LE FX Flanger VDJ7 LE FX Flippin Double VDJ7 LE

Da Virtual-DJ nicht primär für Effektgewitter und Multideck-Loops konstruiert ist, ist es nicht unbedingt negativ zu bewerten, dass der Franzose nur zwei Linefader für seine vier Decks zur Verfügung hat. Allerdings hätte Guillemot hier auch dem aktuellen Trend im Controller-Design folgen und den Workflow durch zwei weitere Schieber noch ein wenig effizienter gestalten können.

Controller mit Standalone-Mixer und vier voll ausgestatteten Kanälen. American Audio VMS4
Controller mit Standalone-Mixer und vier voll ausgestatteten Kanälen. American Audio VMS4

Videoten unter sich…
Um die Videomix-Funktion zu testen, müssen zunächst ein paar Clips eingekauft werden, denn im Lieferumfang befindet sich kein Video-Content. Musikvideos gibt’s bei Musicload,  iTunes oder Microsofts Zune Markt, diverse Footage-Portale bieten zudem Bewegtbild-Dateien für den professionellen VJ-Einsatz an. Das Mixerlebnis selbst hängt dabei stark vom Futter ab. VGA-Material oder PAL-Videos stellen, den geeigneten Codec vorausgesetzt, für aktuelle Mittelklasse-Hardware keine nennenswerte Hürde dar. Wer das Thema Videomixing vertiefen will, sollte am besten mit einem Notebook arbeiten, das einen eigenen Grafikchip mit dediziertem Speicher besitzt. Auch ist es von Vorteil, wenn die Grafiklösung in der Lage ist, die Dekodierung des Videobildes auf die GPU auszulagern, wie etwa Nvidias VP4. Unser Macbook muss leider mit dem NVIDIA 9400 Chip auskommen, der sich seine 256 MB-Grafikspeicher vom RAM abzwackt, schlägt sich aber, was die limitierte FX-Palette der Light-Version angeht recht gut.  Ausgespielt wird über den Display-Port-Ausgang. Die Transparenz der Decks A und B ist dabei von Haus aus mit den entsprechenden Kanalfadern verknüpft, der Crossfader blendet zwischen den Clips. Einfach und effektiv. Prima! Als Übergangseffekte stehen Cube, Flatcube und Fade zur Auswahl, als Deck-VFX lediglich Boom und Autoboom, das ein rhythmisches Pumpen generiert. Wer möchte, kann Audio und Video voneinander trennen und frei Kombinieren. Toll. Die Clips aus dem iTunes Store haben eine Auflösung von 640×360 und laufen während des Tests durchweg rund, auch wenn Loop- und Scratcheinlagen erfolgen. Allerdings lässt sich das VDJ-LE Ausgabefenster (320 x 240) nicht im Vollbildmodus ausspielen oder skalieren. Das senkt ein wenig den Spaßfaktor.

So schaut der Videomixer aus
So schaut der Videomixer aus

Wer keine Clips auf der Platte hat, kann mit NetSearch Videos arbeiten. Allerdings sind fast 80 Prozent der angezeigten Video-Titel nicht verfügbar. Zudem dürfen nur 30 Sekunden des Clips gemixt werden, es sein denn, der Akteur entschließt sich für eine kostenpflichtige VDJ Premium-Mitgliedschaft. Atomix arbeitet mit Grooveshark zusammen und stellt laut Aussagen rund 8 Millionen Audio/Video-Streams für registrierte Anwender bereit. Kostet 9,95 Dollar im Monat, also je nach Dollarkurs um die 8 Euro. Als Gegenleistung darf der gesamte NetSearch-Inhalt 30 Tage lang (das ist Deckungsgleich mit der Kündigungsfrist) unbegrenzt gestreamt werden. Da wollen wir uns natürlich nicht lumpen lassen und bestellen eine Testmitgliedschaft, die statt der erwarteten 8,05 Euro leider 9,80 Euro per Kreditkarte kostete, weil die Bezahlung via Paypal nicht funktioniert. Nach dem Login unter VDJ erziele ich (für den gleichen französischen Erfolgs-David wie beim ersten Versuch) sofort eine deutlich höhere Trefferquote. Es funktionieren gleich die ersten acht von zehn Treffern, wunderbar. Net-Streams lassen sich ebenfalls mit der vollen Palette der Kreativwerkzeuge versehen, allerdings geschieht die Aktualisierung des Videos nicht so fix, wie bei den lokalen Files. Während eines Loopcuts oder einer Scratcheinlagen verschiebt sich das Bild schon mal um ein paar Frames, was auf die Audiospuren nicht zutrifft. Sie holpern eigentlich nur, wenn der Song noch nicht komplett gepuffert ist und beide Tracks nachladen, während die Abspielposition bereits aufgeholt hat. Und das lässt sich zum Beispiel durch precaching vermeiden. Meiner Meinung nach bietet NetSearch dem Abonnenten ein breit gefächertes Angebot und ist eher im Mainstream als im Underground anzusiedeln. Es empfiehlt sich für all diejenigen, die ein umfangreiches Bündel bekannter und kommerzieller Musik während ihres Auftritts benötigen. Für Plattenwünsche zum Beispiel.

Zu guter Letzt…

Einstellungen, welche die MK4-Hardware betreffen, werden im Control-Panel festgelegt. Es ist in fünf Seiten aufgeteilt, die sich abhängig vom Betriebssystem (WIN, MAC) geringfügig voneinander unterscheiden. Im Hauptpanel lassen sich Lautstärken für Outputs und der Modus für externe Zuspieler festlegen. Jedes Jogwheel kann auf Wunsch separat deaktiviert werden. In diesem Panel wird ebenfalls die Pitchauflösung und Talkover-Absenkung (-3, -6, -9 dB) festgelegt. Der Audio-Reiter bringt am Mac lediglich die Samplerate zum Vorschein, während am PC abhängig vom WDM oder ASIO-Betrieb weitere Einstellungen freigeschaltet werden. ERWEITERT öffnet die Seite für die MIDI-Kanal-Zuweisung, Crossfader-Curve-Control, sowie das Preview-Routing und die Streaming Optionen. Deckmodi schaltet spezielle MIDI-Befehlspaletten frei. ÜBER beinhaltet letztlich Informationen zu Hardware, Driver und Firmware. Diese Angaben sollte der Anwender für den Fall bereithalten, dass der technische Support zu Rate gezogen werden muss. Dann erstmal danke fürs Durchhalten bis hierher und ab zum Fazit.

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