Praxis
Installation
Nach der Installation von Gerätetreibern und Virtual DJ 6.07 auf dem Macbook signalisiert unser Testkandidat nach einem Neustart durch einen hell aufleuchtenden Hercules-Schriftzug seine Betriebsbereitschaft. Erste Handgriffe bestätigen: Der Controller wurde automatisch erkannt und sämtliche Bedienelemente zugewiesen. Als Nächstes galt es festzustellen, wie er sich unter Windows behaupten kann. Das Bundle verlangt nach einem Gigabyte Arbeitsspeicher und 1,4 GHz Athlon oder Pentium-Power. Den Gefallen erweise ich ihm gern. Es kommt ein zweieinhalb Jahre altes Consumer-Notebook mit einem 1,46 GHz Dualcore T2310 zum Einsatz. Nach der Installation ist alles wie von Geisterhand eingebunden. Ich bleibe auf diesem System für den Rest des Testberichtes.
Inbetriebnahme
Synchronisation per Knopfdruck, Autoloops und Effekte bedürfen einer akkuraten Analysebasis. Daher werden zunächst die ausgewählten Musikstücke einer BPM-Auswertung unterzogen. Sie dient ebenfalls als Grundlage für das Beatgrid. Einen Dance- und Housesampler mit 19 Tracks berechnet die Software in knapp zwei Minuten, die Geschwindigkeiten der einzelnen Songs in einer Toleranzgrenze von einem Prozent allesamt korrekt. Das ist flott und bringt auch den MP3-Stick der befreundeten DJane schnell ins Spielgeschehen. Mit den Browserbuttons ist man schnell unterwegs. Links ein Song, rechts ein Song, PLAY. Schon groovt es auf dem Kopfhörer und aus den Boxen. Ein erster Übergang ist schnell vollzogen. Was mir nicht gefällt ist der Umstand, dass die Lautstärke allein über Channelfader angepasst wird. Der obligatorische Vorverstärker GAIN ist leider nur in der Software zugegen. Die EQ-Potis steuern sanft, jedoch werden keine Reglerwerte auf dem Notebook-Monitor angezeigt. An einem analogen Mixer sind allerdings meist auch nur Minimal- und Maximalwert samt Nullstellung und Skaleneinteilung abzulesen. Außerdem wissen wir ja bereits: Cut = 12 dB, Boost = 12 dB – und mixen einfach wie immer nach Gehör.
Match and Sync
Das Angleichen von Tempo und Takt zweier Tracks nennt man Beatmatching. Im Dance-Genre richtet sich der DJ dabei in der Regel nach den Kickdrums. VDJ gibt ihm vier Möglichkeiten an die Hand, um das Tempo der Songs so anzupassen, dass ein reibungsloser Übergang stattfindet, der vom Zuhörer nicht negativ aufgenommen wird. Möchte er dies auf manuellem Wege tun, benutzt er Pitchencoder, Bend-Buttons und Jogdials. Die Rädchen erweisen sich als angenehm präzise und laufruhig. Nach einem Schubser kommen sie schnell wieder zum Stehen. Damit lässt sich gut arbeiten. Die Musikstücke galoppieren je nach Fähigkeiten des Besitzers in kürzester Zeit im Takt. Schneller geht’s per Tastenhieb auf SYNC. Das klappt ganz gut, wenn die BPM-Werte wie in unserem Fall korrekt berechnet sind. Liegt VDJ daneben, stehen die zuvor genannten manuellen Werkzeuge bereit.
Damit der Zuhörer bei Tempovariationen während des Angleichverfahrens keine Darth-Vader oder Tweetie-Stimmen erfährt, friert Keylock die aktuelle Tonhöhe ein und interpoliert in den Zwischenräumen. Bei rund drei Prozent Tempoänderung werden erste Artefakte deutlich. Das entspricht einem Rahmen von etwa 116-124 BPM für einen 120-BPM-Track. Anhand der nachfolgenden Soundbeispiele könnt ihr die Leistungsfähigkeit des Timestretch-Algorithmus selbst beurteilen.
Für dich ausgesucht
Scratching, Loops und Effekte
In meinen Augen ist die Auflagefläche der Jogdials zu klein geraten, um damit in den professionellen Bereich vorzustoßen. Zudem fehlt es auch an einer hardwareseitigen Crossfadercurve-Control. Im Preferences-Panel kann der User jedoch zwischen den Einstellungen Scratch und Beatmix wählen. Unter diesem Blickwinkel reicht es nur für den gelegentlichen Einsatz als Scratch-Effekt. An der Konsole sind vier Shortcuts für automatische Wiederholschleifen in den Intervallen 1, 2, 4 und 8 verbaut. Hardwareseitige Hotcues stehen nicht zur Verfügung, in der Softwareoberfläche dürfen bis zu drei Marker generiert werden.
Ein Tastendruck auf den Button ermöglicht es, mit den Loop-Tasten die Effekte Flanger, Beatgrid oder Flipping-Double einzuschalten, denen keine weitere Hardwaresteuerung wie ein Drehregler für die Intensität oder das Timing zur Seite steht. Da wird auch der Effekteinsatz während einer nächtlichen kleinen Holiday-Beachparty nach zwei bis drei Vorstößen langweilig. Der Videomixer hat drei Überblendeffekte (Fade, Cube, Flatcube) und mit Boom und Boomauto zwei VideoFX unter der Haube. Auch ein Sampler wurde implementiert, dieser ist jedoch auf einen Audioschnipsel pro Deck limitiert. Beide Features lassen sich ausschließlich über die grafische Benutzeroberfläche in der Software steuern.
Net Search- Gib mir alles und zwar jetzt
Stellt vielleicht ein Gast einen Plattenwunsch, der sich nicht im Repertoire des Akteurs befindet, durchstöbert Net Search bei vorhandener Internetverbindung z.B. über WLAN das Web nach dem ersehnten Musikstück. Der User gibt dazu einfach einen Suchbegriff wie Titel, Album oder Artist in ein Feld über dem Playlistbereich ein. Ist die „Fahndung“ erfolgreich verlaufen, kann er den Stream-Verweis in ein Deck ziehen und der Ladevorgang beginnt. Im Test gelang es mir zuerst nicht, auch nur einen Song aus der Trefferliste zu nutzen. Entweder war der Stream nicht verfügbar, oder es kam ein Popup Window zum Vorschein, das nach einer Benutzer-Authentifizierung verlangte. Wie bei der Vollversion ist also zunächst eine Registrierung auf VDJs Webseiten erforderlich. Da stellt sich natürlich die Frage, welche Daten dort gesammelt werden und ob sich diese Art der Beschallung in einem rechtlich einwandfreien Rahmen bewegt. Der Hersteller erläutert, dass die NetSearch-Links von ausgewählten Content-Providern kommen oder frei verfügbar sind, etwa aus kostenlosen Datenbeständen. Hat sich der Anwender angemeldet, ist die nutzbare Quote höher. Ist ein Link verfügbar, spielt VDJ das Material nach einer kurzen Pufferzeit ab.