ANZEIGE

Hercules DJ Control Air+

Als Hercules vor mehr als zwei Jahren den zweikanaligen DJ-MIDI-Controller „DJ Control Air“ einführte, gab es von den Anwendern und Fachjournalisten einige Kritikpunkte. Diese haben sich die Entwickler zu Herzen genommen, umgebaut und aufgerüstet. Herausgekommen ist der DJ-Control Air „+“, der mit Infrarotsensoren, anschlagdynamischen Pads und großen Jogwheels ein „plus“ an Performance für den digitalen DJ bringen will. Immerhin gibt es mittlerweile ziemlich viele Controller und Anbieter auf dem Markt und stetig wachsen das Angebot und die Feature-Ausstattung.

Hercules_DJ_Control_Air_plus_S_Series_7
Hercules DJ Control Air+, DJ-Controller mit integriertem Audiointerfac


Und mit ihnen die Fragen, die man sich vor dem Kauf stellen sollte, schließlich hat ein DJ, der schon lange im Geschäft und an professionelles Arbeiten gewöhnt ist, einen ganz anderen Anspruch als jemand, der gerade erst angefangen hat oder das Auflegen zunächst einmal ausprobieren möchte. Genau für die letztgenannte Zielgruppe könnte mein heutiger Testkandidat DJ Control Air+ (229 Euro UVP) interessant sein, den wir mitsamt der dazugehörigen DJ-Software Djuced 40° auf Herz und Nieren für euch geprüft haben. Hier ist unser Eindruck.

Details

Aufbau

Werfen wir zunächst einen Blick auf die Bedienoberfläche. Diese ist übersichtlich in zwei Bereiche aufgeteilt, nämlich in je ein Deck auf der rechten und linken Seite und eine zentrale Mixer-Sektion. Hercules Revision bringt nicht nur einige Änderungen am bisherigen Layout mit sich, sondern auch neue Features. Was als erstes ins Auge springt, sind die mächtigen Jogwheels mit ihrem Durchmesser von 15 Zentimetern an der Basis und 13 Zentimetern an der Spitze. Dies sind die größten Dials, die die Franzosen bislang auf einen Controller gesetzt haben. Wie schon beim Vorgänger handelt es sich um Handräder mit Druckerkennung.

Fotostrecke: 3 Bilder Hercules DJ Control Air+ Packungsinhalt.

Die Hotcue- und Sampler-Pads findest du in diesem Modell nicht oberhalb sondern unterhalb der Wheels, was Sinn macht, denn durch diese Anordnung musst du nicht jedes Mal beim Abfeuern von Samples umständlich mit deiner Hand über dem Teller herum fuhrwerken. Es sind aber immer noch vier anschlagdynamische Pads pro Deck verbaut und diese sind, wie sämtliche Knobs, Pads oder Regler, mit einem griffigen, matten Gummibelag überzogen. Das fühlt sich gut an unter den Fingern und verhindert ein Abrutschen, falls es im Club mal heiß her geht oder der DJ feuchte Hände hat. Neu ist der On/Off-Button über den Pads. Damit kannst du zwischen Hotcue- und Sample-Modus wechseln. Ist der Knopf aktiviert, leuchtet ein dunkelblaues Licht zur Signalisierung des Sample-Modus auf. Ansonsten sind stattdessen Hotcues aktiv.
Daneben befindet sich der Shift-Button zum Löschen von belegten „Speicherplätzen“ in der jeweiligen Betriebsart. Dazu drückst du einfach auf Shift und dann auf das entsprechende Pad. Mit „Sync“ werden deine Musikstücke automatisch synchronisiert, also in der Geschwindigkeit angeglichen und im Takt übereinandergelegt. „Cue, Pause, Play und Stop“ sind ebenfalls dabei und bedürfen wohl keiner Erklärung.
Oberhalb der Player, im Norden des Controllers, liegt der relativ gut und prompt reagierende Pitchfader, mit dem sich das Tempo um bis zu 10% drosseln oder beschleunigen lässt. Daneben sind die vier Effekt/Loop-Buttons inklusive des Optionstasters beheimatet, um zwischen den beiden Betriebsarten zu wechseln (Bank 1 = Effekte, Bank 2 = Loops). Ein Drehregler, der zum einen als Gain funktioniert, sich auf Knopfdruck aber zum Hi-Lo-Filter ummodeln lässt, logiert gleich daneben. Eine Kombination, die durchaus funktioniert, wenngleich mir persönlich zwei Drehregler an dieser Stelle besser gefallen würden.
Die Mixer-Sektion beginnt oben mit dem „Air Control“, einem Infrarotsensor, mit dem du beispielsweise Effekte durch Bewegungen (hoch/runter) deiner Hand dirigieren kannst. Die „Luftkontrolle“ der Software ist etwas ungewöhnlich und erinnert ein wenig an ein Theremin. Eine LED-Anzeige mit jeweils drei Lichtern auf jeder Seite zeigt dir an, wenn der Effekt „voll aufgedreht“ ist. Leuchten sämtliche drei Lämpchen, ist das Maximum erreicht, doch in der Praxis ist Air Control eine vergleichsweise ungenaue Steuerung, auch, weil eine exakte Justierung mit diesen Kontrolllämpchen kaum möglich ist.
Darunter liegen jedem Deck zugeordnet drei Drehregler für den Dreiband-Equalizer (Höhen, Mitten und Bässe) und der große Endlos-Drehknopf zum Browsen durch Dateien, Playlisten und Ordner. Beim Vorgängermodell gab es für diese Funktion noch verschiedene Buttons, um „Klick für Klick“ durch die Datenbank zu navigieren. Das geht nun mit einem hinlänglich bekannten Prozedere viel einfacher von der Hand: Zum Umschalten zwischen Ordnern und Dateien wird dieser Regler einfach heruntergedrückt. Um die Auswahl im jeweiligen Deck abzuspielen, betätigst du „Load A“ oder „Load B“. Außerdem kannst du hier die Kopfhörertaste zum Vorhören aktivieren. Die Mehrfachselektion beider Kanäle ist ebenso möglich.
Es folgt die Beat-Anzeige, ein LED-Tool, das dir beim korrekten Beatmixing helfen soll. Wie das funktioniert, erklär ich im Praxisteil. Die Lautstärke der Player steuerst du über die dazugehörigen Fader, zwischen denen noch vier weitere Funktions-Pads liegen: Mit einem Klick auf „Vinyl“ wechselst du in den Scratch-Modus, „Mic“ schaltet dein Mikro an oder aus und mit „Rec“ kannst du deinen Mix aufnehmen. „Magic“ ist ein cooles Feature, das es schon vor dem Upgrade gab. Es teilt einen Loop in vier gleiche Abschnitte, die du dann manuell über die Sample-Pads rhythmisch triggerst. Die Loop-Größe und somit auch die der Slices ist variabel, allerdings konnte ich keine Takt-Quantisierung meiner Benutzereingaben feststellen.

Fotostrecke: 3 Bilder Hercules DJ Control Air+: Im Norden des Controllers liegt die FX/Loop-Leiste.

Anschlüsse

Auf der Rückseite des DJ Control Air+ gibt es einen USB-Anschluss sowie einen Miniklinken-Ausgang für das Master-Signal und vermutlich, weil dies bei der letzten Version noch als fehlend und unprofessionell kritisiert wurde, nun auch einen Stereo-Cinch-Ausgang für die Kanäle 1-2. Geblieben ist die Standardöffnung für eine Kensington-Diebstahlsicherung.
Die Vorderseite ist links mit einem Lautstärkeregler für den Kopfhörer ausgestattet. Prima, die Entwickler haben wohl eingesehen, dass sich ein Drehregler besser zum Justieren von Lautstärke eignet, als die zuvor verwendeten Plus- und ein Minustaster. Die Kopfhörerausgänge (Kanäle 3-4) sind standesgemäß als 6.35- und 3,5-Millimeter-Klinkenbuchsen ausgelegt und liegen direkt daneben, gefolgt von Monitortasten zum Vorhören von Cues und dem Mix. Ein symmetrischer 6.35-Millimeter-Mikrofoneingang sowie ein Gain-Regler zur Mikrofonverstärkung vervollständigen das Frontpanel.

Fotostrecke: 2 Bilder Hercules DJ Control Air+ Rückseite: Hier werden USB-Kabel und Boxen oder der Verstärker angeschlossen.

Software

Werfen wir nun einen Blick auf die mitgelieferte DJ-Software Djuced 40° Version 2.0.98. Auch hier wirkt alles recht übersichtlich und aufgeräumt. Das Interface ist zudem weitgehend auf den DJ Control Air+ abgestimmt. Neueinsteiger finden somit einen intuitiven Zugang und können sich dann peu à peu tiefer einarbeiten. Es gibt zwei Decks mit einem nördlich darüber liegenden FX-Menü und einer breiten Palette von Effekten, auf die ich im nächsten Abschnitt genauer eingehen werde. Darunter liegt die Waveform-Anzeige mit Künstler- und Songnamen, Dauer und automatischer BPM-Anzeige des Tracks, vollständiger Track-Vorschau, Wellenform und Beat-Markierungen. Mit „+“ und „-“ zoomst du näher in das Stück hinein oder auch wieder heraus.  Ein Mausklick auf „A“ oder „B“ im jeweiligen Deck gibt dir die Möglichkeit, Player, Sampler oder den Step-Sequencer anzeigen zu lassen.

Player, Mixer, Browser

Die Player sind mit je einem Jogwheel, einem Pitchfader und einem Sync-Button ausgestattet. Außerdem gibt es links oben ein Keylock, um die Tonart beizubehalten, während du das Tempo veränderst. Hier war ich vom Klang positiv überrascht, denn das Timestretching klingt bis rund sechs Prozent außerordentlich gut und erfolgt ohne störende Knackser. Diese Funktion lässt sich jedoch nur mit der Maus oder mit Tastatur-Shortcuts steuern und nicht von der Hardware aus. Rechts neben dem Jogwheel gibt es die Option, Cuepoints zu setzen oder zu löschen, den Player zu starten, Pause zu drücken oder zu stoppen. Unter den Decks findest du Loop-Funktionen und das Splitten in vier Samples. Es folgt der Hotcue-Bereich mit der Möglichkeit, bis zu vier Cuepoints pro Track zu setzen. Wenn man im Stillen mitzählt und dann im Takt über das Sample-Pad an die zuvor gesetzten Cuepoints springt, läuft das in der Regel rund, aber das ist natürlich ein bisschen eine Frage des eigenen Taktgefühls.
Der Mixer wartet mit Bedienelementen für EQ, Gain, Filter, Crossfader, Main-Volume und Vorhören auf. Neu ist der „Magic Fade“, ein Feature, dass beim Überblenden einen automatischen Pitch-Reset macht (dies kannst du in den Einstellungen de/aktivieren) und die beiden Spuren fein abstimmt, sobald du den Fader bewegst. Ganz unten ist der Browser, den du nach Bedarf mit einem Klick auf das Listenmenü links, größer oder kleiner machst. Bei der großen, sehr übersichtlichen Ansicht werden die Player zwar kurzzeitig ausgeblendet, dein Track läuft aber trotzdem weiter. Welche Optionen dir im Browser-Menü angezeigt werden, bleibt dir selbst überlassen – das legst du in den Voreinstellungen der Software fest.

Fotostrecke: 2 Bilder Hercules DJ Control Air+: Die Mixing Section im Djuced 40° erklärt sich von selbst.

Sampler

Der integrierte Sampler ist leicht zu handhaben. Er wartet mit vier Pads auf, jeweils mit einer Lautstärke-Regelung und einer Start/Stopp-Taste sowie der Möglichkeit, zu loopen. Eine kleine Auswahl an Samples, unter anderem Snare -und Kickdrums, findest du bereits in der von Djuced mitgelieferten Soundlibrary, die dir im Browser unter „all Samples“ angezeigt werden. Du kannst natürlich auch Auszüge aus deinen laufenden Songs als Sample aufnehmen. Hier sind deiner Kreativität keine Grenzen gesetzt. Im Step-Sequencer kannst du mit den vorhandenen Samples ganz leicht eigene Pattern erstellen, loopen und damit den laufenden Track ergänzen. Oder noch besser, du erstellst eigene Grooves und Rhythmen, indem du deine eigenen Samples einfach per Drag and Drop importierst.

Fotostrecke: 3 Bilder Hercules DJ Control Air+: Die Benutzeroberfläche von Djuced 40° ist gut strukturiert und sehr übersichtlich.
Audio Samples
0:00
Keylock Hotcues Sample Loop Sample manuell Step-Sequencer

Effekte

Auch hier wurde in der Zwischenzeit aufgerüstet. Gab es zunächst gerade mal Flanger, Echo, Chorus und Reverb, wird dir in der Version 2.98 von Djuced 40° schon einiges mehr geboten. Wenn du die Software öffnest, siehst du in der FX-Leiste zunächst fünf verschiedene Optionen: Flanger, Phaser, Peak-Filter, einen Dry-Wet-Button zur Bestimmung der Intensität des angewandten Effekts sowie MacroFX, um verschiedene Effekte zu kombinieren. Klickst du nun mit deiner rechten Maustaste auf einen dieser Effekte, öffnet sich ein weiteres Menü mit den Einträgen:

  • Reverb
  • Bitcrusher
  • Chorus
  • Delay, Low- und Highpass-Filter
  • Resonance, Megavox
  • Phonevox
  • Phaser
  • Reverb
  • LFO Flanger
  • LFO Flanger Phaser
  • No effect

Was den Sound betrifft, war ich als Traktor-User schon ein bisschen enttäuscht: Der Phaser ist ziemlich schwach auf der Brust und der Effekt ist kaum zu hören. Auch der Flanger wobbelt nur etwas vor sich hin. Immerhin erzeugt das Reverb vor allem auf der Bassdrum ganz schöne Resonanzräume. Der Bitcrusher klingt eher nach einer Distorsion und beim Chorus dachte ich, ich hätte aus Versehen den Flanger wieder aktiviert. Das Delay „roch“  eher nach Chorus, dafür klingt der neu integrierte LFO Flanger ziemlich ordentlich und mit dem LFO Flanger Phaser lassen sich ebenfalls einige interessante Effekte erzeugen. Doch mal abgesehen von den klanglichen Eigenschaften, konnte mich auch die Infrarot-Steuerung der FX über den Air-Controller nicht überzeugen. Zum einen ist das, was am Ende herauskommt, doch ziemlich ungenau und erscheint mir eher willkürlich, als das ich das Gefühl habe, hier irgendwas genau zu kontrollieren. Und dann ist das Handling auch noch viel zu umständlich, denn ich brauche beide Hände, eine zum Auf und Abbewegen über dem Sensor und die andere, um den Effekt, den ich steuern möchte auf dem Controller herunterzudrücken.
Das gilt für alle Effekte, aber es ist mir besonders beim Tief- und Hochpass-Filter aufgefallen, wie ungenau sich diese via Infrarot kontrollieren lassen. Da lobe ich mir doch den Kombifilter-Drehregler auf der Hardware. In Anbetracht der Tatsache, dass es sich beim AIR+ um ein Anfänger-Tool handelt, sollte ich aber vielleicht nicht zu kritisch sein. Wer keine professionellen Ansprüche oder Vergleichswerte hat, kann sicher durch aus- und herumprobieren mit dem angebotenen FX-Sortiment einige coole Sounds erzeugen.

Hercules DJ Control Air+ Djuced hat aufgerüstet, gab es zum letzten Control Air gerade mal vier Effekte, wird dir in dieser Version 2.84 schon einiges mehr geboten.
Hercules DJ Control Air+ Djuced hat aufgerüstet, gab es zum letzten Control Air gerade mal vier Effekte, wird dir in dieser Version 2.84 schon einiges mehr geboten.
Audio Samples
0:00
Flanger Djuced 40° Phaser Djuced 40° Peak-Filter Djuced 40° Reverb Djuced 40° Bitcrusher Djuced 40° Chorus Djuced 40° Lowpass Djuced 40° Hipass Djuced 40° Lo-Hipass Djuced 40° Resonance Djuced 40° Megavox Djuced 40° Phonevox Djuced 40° EQ-Hi Djuced 40° EQ-Mid Djuced 40° EQ-Lo Djuced 40°
Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.