PRAXIS
Zunächst gilt es den DJ Control Air und den gastgebenden Rechner im Rahmen des Treiberinstallationsrituals miteinander bekannt zu machen. Der Autoinstaller fragt dabei in vier Schritten ab, ob man
a.) Die Schnellanleitung (PDF) öffnen
b.) die Treiber samt Schnellanleitung auf die Festplatte schaufeln
c.) die knapp 20-MB große Djuced-Software installieren
d.) und der Hercules DJ Community (Forum-Website) beitreten möchte.
Die Bedienelemente des DJ Control Air sind komplett vorgemappt und finden ihre sinnvolle Entsprechung in der Software. Eine Änderung durch den Benutzer ist dabei zum jetzigen Zeitpunkt nicht vorgesehen. Nach dem Programmstart präsentiert sich Djuced mit einem typischen Doppeldecker-Layout: Zentriert befinden sich die Mixersektion samt Dreiband-EQ, Main- und Cue-Volumen, Kanal- und Crossfader. Links und rechts davon logieren die beiden Decks inklusive der Effekt-, Sampler- und Sequenzer-Sektion und im unteren Drittel der File-Browser. Für die Gestaltung des GUI (Graphical User Interface) gebe ich dem Screen-Designer einen vollen Minuspunkt, denn so, wie er die Sache angegangen ist, sollte eine Software im Jahr 2012 wirklich nicht mehr aussehen: Von den virtuelle Tastern, die mit Schlagschatten in der Luft schweben (warum eigentlich Schatten nach links-unten?!), über eine schlecht lesbare Typografie, bis hin zu Reglern, die keine Parameter anzeigen (Effekte und EQ), macht das Programm optisch und damit einhergehend auch praktisch leider einen ziemlich altbackenen Eindruck. Besonders hässlich wird die Darstellung, wenn man das Fenster skaliert. Man sollte also tunlichst immer mit einem der fixen Seitenverhältnissen arbeiten oder das Programmfenster maximieren.
Das ist insofern schade, als das der darunter liegende Code offenbar gar nicht mal der schlechteste ist und die Software klanglich und funktional an vielen Stellen durchaus überzeugen kann. Zu nennen wäre hier die ultraflinke und zielgenaue BPM-Erkennung, ebenso wie die praxistaugliche Beat- und Track-Visualisierung und nicht zuletzt die Audioqualität im Bereich Equalizing und Pitch-Shifting.
Das ist auch nicht weiter verwunderlich, denn ein Blick in die Programmierer-Credits verrät, dass die hier verwendeten Algorithmen aus der Code-Manufaktur von Zplane Development stammen – eine kleine Plug-In Manufaktur aus Berlin, die sich mit ihren Applikationen im Bereichen Pitch-Shifting und Time-Stretching bereits einen guten Namen gemacht hat.
Unverständlich blieb mir hingegen, warum die Aufzeichnung von Mixen nur unkomprimiert und in 32-Bit (!) möglich ist. Das macht gerade in Hinblick auf die Positionierung des Bundles im Einsteiger-Segment überhaupt keinen Sinn, denn es vergrößert nicht nur den benötigten Festplattenspeicher erheblich, sondern führt auch dazu, dass man nachher eine weitere Software benötigt, um die Datei in ein gebräuchliches Format zu konvertieren. Einen halben Minuspunkt dafür, solange bis es durch ein Update behoben ist. Ebenfalls unschön: Betreibt man Djuced ohne angeschlossenen Controller, sieht sich die Software dazu genötigt in den Demo-Modus zu wechseln und nach 30 Minuten den Dienst zu quittieren. Ärgerlich, wenn man beispielsweise einfach nur seine Playlisten sortieren möchte.
Erfreulich hingegen zeigt sich das Bild auf der Support-Website von Hercules, wenn es darum geht, Mappings für alternative DJ-Programme herunter zu laden. Zwar ist die Support-Seite selbst etwas versteckt und auf der deutschsprachigen Website sucht man vergebens nach den entsprechenden Downloadlinks – hat man die Seite aber gefunden, darf man dort zwischen fertigen Belegungen für Traktor und Virtual DJ auswählen. Ein kurzer Testlauf in Verbindung mit Native Instruments Traktor zeigte, dass sich der DJ Control Instinct auch mit der Berliner Software bestens versteht und dort problemlos als Audio- und Steuergerät eingebettet werden kann.
Für dich ausgesucht
Natürlich kann jeder, der sich dazu berufen fühlt, auch ein Mapping für die Software seiner Wahl von Grund auf neu erstellen, denn der DJ Control Instinct gibt sich als Standard-MIDI-Controller zu erkennen. Leider fand ich in der Dokumentation lediglich die MIDI-Out-Parameter, nicht aber die MIDI-Rückgabewerte zur LED-Steuerung.
Tatsächlich besteht über die wählbaren Skins sogar die Möglichkeit, der Djuced-Software ein komplett neues Layout zu verpassen. Ein Blick in den entsprechenden Ordner zeigt, dass der Farbcode in einer XML-Beschreibung abgelegt ist und die Grafiken über eine PNG-Datei zugeführt werden. Und wie ich bereits angemerkt habe: Optimierungsbedarf ist im aktuellen grafischen Benutzer-Interface mehr als genug gegeben. So fiel beispielsweise die Möglichkeit Cue-Punkte mit Namen zu versehen angenehm auf, wird aber durch die Tatsache, dass sie in roter Schrift auf der roten Wellenformdarstellung angezeigt werden, ohne Not wieder zunichtegemacht.