Hercules DJ hat mit DJUCED 5 eine DJ-Software im Programm, die mit vielen Features aufwartet und sich wahrlich nicht hinter manchem Konkurrenten verstecken muss. Einziger „Nachteil“: Das Programm läuft, sofern ihr einen DJ-Controller einsetzen wollt, ausschließlich mit Hercules-eigenen DJ-Konsolen, ein Betrieb mit Kommandozentralen von NI, Roland, Numark und Co. ist aktuell nicht vorgesehen. Der sogenannte “Demo-Modus” bietet allerdings für Laptop-only DJs oder für die Verwendung eines externen Audiointerfaces genug „Spielraum“.
Der Milestone für DJUCED war sicherlich Versionsnummer 4, die die bisherigen Versionen DJUCED 40 und DJUCED 18 vereinte und zahlreiche Verbesserungen enthielt. Solltet ihr euch detailliert über das Programm und seine Details informieren wollen, empfehle ich euch, hier einmal reinzulesen. Ich widme mich in diesem Kurztest primär den Neuerungen im Überblick, nach einem schnellen Abriss der Kern-Features.
Details & Praxis
Kern-Features Hercules DJUCED
DJUCED ist eine DJ-Software für vier Decks mit umfangreichem Library-Management, Play-, Smart- , Party-, Verlaufs- und Favoritenlisten, Aufnahmefunktion, einem integrierten Lernsystem, umfangreicher Effektausstattung und „Performance-Features“ wie Slicer, Beat Jump, Hotcue, Loop Roll und Co. Das grafische Benutzer-Interface bietet diverse Ansichten mit 2-Deck- und 4-Deck-Layouts in horizontaler und vertikaler Wellenformbetrachtung, ebenso ein 2-Deck-View mit zwei Sample-Playern und dem Browser-View mit minimalistischen Player-Einheiten. Dazu kommen automatische Track-Analyse, Sync- und Master-Funktionen, Ableton Link, Tastatur-Shortcuts und diverse Einstellmöglichkeiten in den Preferences. Viele Funktionen gehören mittlerweile zum guten Ton bei einer DJ-Software. Schauen wir uns nun an, was Hercules an neuen Features in die Software gepackt hat.
DJUCED 5
… bringt nun weitere Verbesserungen für das DJ-Programm, die sich sehen lassen können. Zum Beispiel ein neues Icon-Design für den Browser, verschiedene Grafikverbesserungen und neue Funktionen, die man im DJ-Alltag schnell schätzen lernt.
Setup
DJUCED 5 ist für Hercules-Controller konzipiert, jedoch lässt sich die Software auch „free“ nutzen. Dies bedeutet, man muss ohne zertifizierte Hardware auf einige Features wie Sampler, volle Cuepoint-Anzahl, vier Decks, Recording, Ableton Link, Smart Mix und mangels MIDI-Mapper eben auch auf Controller-Support etc. verzichten. Man kann jedoch auf zwei Decks mit dem Laptop aufspielen, Streaming nutzen, alle Library-Features, FX- und Remix-Funktionen und ein externes Audiointerface einbinden. Und zwar Master/Preview – also mit Kopfhörer und Main-Out oder an einen externen DJ-Mixer ausgeben. Dies nur vorweg. Mehr Spaß macht es natürlich mit einem amtlichen DJ-Controller. Ich verwende im Test einen Hercules DJ-Control Inpulse.
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Musikbibliothek mit Batch-Analysis
Alles beginnt natürlich mit der Musikbibliothek, dem A&O für das digitale Auflegen und Playlisten-Management. So hat in das neue Generations-Update eine Multi-Core-Analyse Einzug gehalten, was bedeutet, dass eure neuen Tracks nicht mehr linear nacheinander analysiert, sondern gleich mehrere Musikstücke gleichzeitig auf BPM, Peaks, Waveforms berechnet werden und zwar entsprechend eurer Prozessorkerne und Threads.
Was im ersten Moment so klingen mag, als würde dies nur der ersten Berechnung besonders umfangreicher Musikbibliotheken zum Vorteil gereichen, ist aber auch für das tägliche Brot und Butter Geschäft ein Gewinn, denn wie schnell landen beim Ausflug zum Online-Store mal eben 20 Tracks im Warenkorb und die sind dann in Windeseile startklar. Ein Zahlenbeispiel: eine Test-Playlist mit 127 Tracks benötigte in der Single Core Analyse etwa 17 Minuten, im Multicore-Batch keine 5 Minuten.
Nicht minder vorteilhaft könnte sich die Multicore-Analyse zudem darstellen, wenn man an ein aktuell „großes“ Thema denkt: Streaming
Streaming und Download-Statusanzeigen
Womit wir bei der zweiten DJUCED-Neuerung wären, denn das Angebot wurde um Beatport erweitert und vielleicht könnte dann auch Beatsource Einzug halten, sodass nun neben Qobuz weitere musikalische Optionen bestehen. Was die Auswahl der Streaming-Anbieter angeht, würde ich gern noch Tidal oder Deezer als Alternative sehen. Gut, Soundcloud und Mixcloud sind auch an Bord, aber nur für den Upload.
Das grafische Benutzerinterface der Software (In-Jog-Display und Library) zeigt euch bei der Verwendung von Streaming Music an, wie es um den aktuellen Download-Status (rot) und um die Analysezeit bestellt ist (blau) – damit könnt ihr abschätzen, wann der Track startklar ist. Was mich stört: Leider lassen sich „Online-Tracks“ aus Beatport Link nicht in eigenen Playlisten organisieren, da sie trotz Drop und Listenbenennung nicht darin auftauchen und auch das Verschieben einer kuratierten Liste in die lokale Lib ist nicht möglich. Schade, schließt dies ja gleichzeitig auch die vorherige (Multicore) Analyse einer Streaming-Titelsammlung aus.
Dabei wäre auch gerade auch die Multicore-Analyse im Zusammenspiel mit der Nutzung von Streaming-Playlists ein Zeitvorteil. Auf der Mainstream-Party mal eben beim Aufbau die aktuelle Top 100 oder eine beliebte Playlist in einem Rutsch analysieren? In rekordbox 6 geht das, hier leider (noch) nicht. Ich hoffe, es wird zeitnah nachgereicht.
Stattdessen erfolgt dies nach „Laden in ein Deck“. Ein Trostpflaster: Lädt man den Titel erneut in ein Deck, geht’s ratzfatz. Im GUI wir dies übrigens durch ein kleines Icon in der Playliste gekennzeichnet. Für die Browser-Ansicht würde ich mir noch übergeordnete Playlisten-Shortcuts und eine zweite Ansicht für Drag-Dropping von Tracks aus der Song-Bibliothek in Playlisten wünschen.
Preparation
Und was wäre das Ganze, wenn man nicht auch die Playlisten/Track-Vorbereitungsmöglichkeiten optimieren würde, um der vielen Titel in der Musiksammlung Herr zu werden. Dafür hat Hercules nun eine neue Prepare-Ansicht eingeführt, wo ihr ohne angeschlossenen Controller bequem auf dem Sofa, im Zug oder Hotel an euren Playlisten arbeiten könnt, ferner Cuepoints setzen, taggen und bewerten dürft. Schön auch, dass man im Prepare-View die Liste mit energetisch passenden Nachfolge-Tracks einblenden und anhand von Farbcodes für die Tonart harmonisch passende Musikstücke finden kann, um Playlisten zu bauen.
Mixer FX
Über viele lange Jahre war das kombinierte Hoch/Tiefpassfilter pro Kanal (ihr wisst schon: Rechtsdrehung = HPF, Linksdrehung = LPF, aber bitte mit dem eigenen Gusto entsprechend regulierbarer Resonanz von mild bis wild) ein Aushängeschild neben den dedizierten FX-Sektionen pro Deck. Pioneer DJ haben es an der Hardware vorgegeben, dass Mixer-FX bzw. Color-FX nicht minder cool sind und die Software-Firmen haben weitgehend nachgezogen. Hercules DJ bietet in DJUCED 5 nun beachtliche 17 (vorher als Deck-FX und ein paar neue hinzugekommene) Mixer-FX auf „Pro-Niveau“ an. Das haben wir für euch nachstehend zusammengefasst.
Ferner ist nun auch ein Slip-Modus integriert, der dafür sorgt, dass ihr beim Cuejuggeln, bei Reverse-Aktionen oder auch beim Scratching im Takt bleibt, weil der Titel nach eurer Show-Einlage einfach auf den Beat springt, wo er ohne eure Interaktion gewesen wäre – nicht neu im DJ-Software-Kontext, aber „nice to have“ nun auch für DJUCED 5.
Eine Frage, die sich mir jedoch noch stellt: Im Splash-Screen der aktuellen 5.0.4 Version findet sich einen Unlock-Button, mit dem man eine Seriennummer eingeben kann. Wir sind gespannt, was dies für die (nähere) Zukunft der DJ-Software von Hercules wohl bedeuten mag. Ich hätte nichts dagegen einzuwenden, könnte man die „erweiterten Features“ mittels Serial gegen einen Obolus freischalten.
Fazit
Hercules DJUCED 5 ist eine DJ-Software mit solider Performance, nützlichen Features für den DJ-Alltag und gutem Workflow. Das Generationsupdate bringt Mixer-FX, Slip-Mode, erweiterten Streaming-Support, eine Vorbereitungsansicht für das Track-Management und Multicore-Analyse und schließt Schritt für Schritt zu Programmen wie Virtual DJ, Mixvibes, Serato und Co auf. Die Optik und das Funktionsangebot gefallen. Dass es keinen MIDI-Mapper gibt, mag der Tatsache geschuldet sein, dass die Software ohnehin nur mit Hercules Controllern zusammenarbeiten möchte respektive dem In-House Konzept. DVS-Unterstützung lässt das Programm demnach vermissen, ebenso Videomixing-Support. Dass DJUCED für aktuelle und auch einige ältere Hercules DJ-Hardware kostenlos zur Verfügung steht, ist klasse, zumal dem Programm – falls ihr es ausprobieren möchtet – auch ohne Controller ein beliebiges externes Audio-Interface frei zugewiesen werden kann.
- nahtloser Plug & Play Betrieb mit Hercules-Hardware
- umfangreiches Track-Management
- Streaming-Services verfügbar
- integriertes Hilfesystem für DJ-Einsteiger
- zahlreiche Performance-Tools
- Multicore Track-Analyse
- nützliche GUI-Layouts inkl. Prepare und funktionale Einstellmöglichkeiten
- Ableton Link, 4 Decks und Sample-Player (je nur mit Controller)
- kostenlos (mit Einschränkungen auch für Laptop-DJs mit Interface nutzbar)
- kein MIDI-Mapper / nicht für Controller von Drittanbietern zu verwenden
- (noch) keine Playlisten und MC-Analyse für Streaming-Tracks durchführbar
- Soundcloud/Mixcloud nur für Uploads
- DJ-Software für bis zu vier Decks
- Hotcues, Loop-Rolls, Slicer. Tone Play, Beatjumps
- Batch-Analysis
- Loop, Autosync und Slip-Funktion
- Sampler/Player integriertem Sample Pack Editor
- 17 Effekte, Mixer FX und MacroFX
- farbige Wellenform mit Beatgrid
- Quantisierung und Keylock
- Mixer mit 3-Band EQ und Gain
- Aufnahmefunktion
- integrierter Browser mit Darstellung von BPM und Tonhöhe
- Smartmix-Funktion
- Intelligenter Musik-Assistent
- integrierte DJ-Academy
- Ableton Link Unterstützung
- Qobuz, Beatport, Soundcloud und Mixcloud Integration für Streaming