Praxis
Um den Hercules DJC Inpulse T7 zum Laufen zu bringen, muss zunächst die Software installiert werden. Ohne USB-Verbindung springt das Gerät nicht an, selbst wenn Strom eingeschaltet ist. Der angehende Käufer hat die Wahl zwischen Hercules eigenem DJ-Programm DJUCED und Serato DJ, allerdings in der Lite-Version. Bedeutet: Für Serato Pro muss aktuell rund 200 Euro on top bezahlt werden. Andersherum können Nutzer, die mitunter schon eine Serato-Pro-Lizenz haben, hier für vergleichsweise wenig Kohle einen kompatiblen Turntable-Controller bekommen.
Die mitgelieferte bzw. via Download ladbare Software wird über die Hardware freigeschaltet, sodass kein Lizenzcode eingegeben werden muss. Ein User Account ist für Serato allerdings nötig. Bei Hercules kommt der Download-Link per E-Mail.
Jeder Mix beginnt mit der Auswahl eurer Titel und dafür sind am Controller separate Navigationselemente in Form eines Button-Drehreglers mit Back-Taste in beiden Decks rechts oben vorhanden. Damit könnt ihr durch die Library und Playlisten browsen. Zudem lässt sich mittels separater Taste auch eure Serato-Prepare-Liste befüllen und via Shift einblenden. Außerdem blinkt der Leuchtring im Takt (Beats 2,3 und 4 immer blau, Downbeat bzw. die Eins immer rot)
Interessantes Feature: Betätigt ihr die Assist-Taste innerhalb der DJUCED-Software, bekommt ihr harmonisch passende Musikvorschläge gereicht, abzulesen am Farbcode, mit dem der Encoder illuminiert. Die Titelhilfefunktion lässt sich obendrein auch auf ein Deck Master festlegen, im Umfang vorgeben, auf einen Suchordner begrenzen etc.
Mixing und manuelles Beatmatching
Mit der Sync-Taste bringt ihr eure Musik in puncto BPM und Taktraster in die Spur und könnt dann mittels Equalizing und Faderschubsen eure Tracks mischen. Das Fadertrio ist für klassisches DJ-Mixing und Blenden gut geeignet. Beim Crossfader habt ihr die Möglichkeit, die Flankensteilheit an der Hardware umzuschalten bzw. ihn abzuschalten. CF-Umkehrung bzw. Hamster-Switching ist je nach Software möglich.
Für dich ausgesucht
Doch auch für den Dreibänder offeriert die Hercules Software-Einstelloptionen (ISO/EQ-Mode). Nicht zuletzt bietet sich die Möglichkeit, mittels eines großen, griffigen Drehreglers Filtermixing zu betreiben. Außerdem könnt ihr in DJUCED auch einen anderen Effekt auf das Kanal-FX-Poti legen. In Serato geht das nicht.
Für das manuelle Beatmatching stehen euch der Turntable und Pitch zur Verfügung. Letztgenannter lässt sich je nach Software im Pitch-Umfang zwischen 8,16 und 50 Prozent (Serato) und einigen weiteren Zwischenschritten in DJUCED umschalten. An den Enden und um die einrastende Mitte sind gut 5 mm Deadzone auszumachen. Bei den typischen 8 Prozent löst der 100-mm-Fader etwa mit 5/100 auf. Zwei Pfeile geben euch dabei einen optischen Hinweis, in welche Richtung der Fader zur Tempoanpassung geschoben werden muss.
Pitchfader
Tellerschubsen oder -bremsen dient dem Phasenabgleich. Wer es von einem echten Plattenspieler gewohnt ist, an der Spindel zu bremsen oder nachzudrehen muss sich allerdings umgewöhnen, da das Vinyl dort arretiert ist. Stattdessen ist der Teller abzubremsen, was kein Problem darstellt. Aber das Anschubsen hingegen ist schon kniffliger, da man das am Plattenspieler eher über die Nadel gewohnt ist, die hier aber schon mal zu größeren Sprüngen führen kann – oder zum Stillstand entgegengesetzt. Ein Workaround ist Pitch-Bend. Dafür könnt ihr die „Parametertasten“ verwenden, zumal es am T7 keinen Slicer-Mode unter Serato gibt. Die Beat-Align-Lichter helfen optisch beim Abgleich.
DJC T7 Jogwheel oder besser gesagt Plattenteller
Der wird beim T7 nicht direkt angetrieben, sondern mit einem Riemen. Sollte sich dieser aus irgendwelchen Gründen erneuert oder neu aufgelegt werden müssen, gibt es eine „Serviceklappe“ um ihn nach Montage wieder aufzulegen.
Was die Antriebskraft angeht, macht Hercules keine Angaben, aber das System nimmt zügig Fahrt auf und kommt auch gut wieder zum Stehen. Der Teller liegt gut an der Hand und kann sich mit anderen Platter-Controllern in Anbetracht der Preisklasse durchaus messen. Allerdings lässt sich der Antrieb nicht abschalten. Das finde ich etwas schade, auch wenn der resultierende „Jogwheel-Charakter“ für den Käufer hier wohl eher sekundär ist.
Scratchen
Scratchen funktioniert für meine bescheidenen Scratch-Fähigkeiten unter Serato wie auch DJUCED ziemlich gut, wobei ich persönlich Serato den Vorzug geben würde. Die Teller sind trotz Riemenantrieb gut zu handeln. Auch bei heftigem Scratchen konnte ich keinen „Sticker-Drift“ feststellen. Der Crossfader ist natürlich nicht von der Güte eines Innofaders oder eines RANE macht aber seinen Job und er weist in SDJ Pro und DJUCED in Mix-Stellung lediglich einen Cut-in von gut einem Millimeter auf.
Man munkelt sogar, dass es zukünftig mitunter ein Austauschboard für sämtliche drei Fader eines renommierten Herstellers geben könnte. Ein sicherlich interessantes Upgrade, wenn es denn preislich zum Hercules-Konzept passt.
Festzustellen war auch, dass das Hercules-Vinyl einen festeren Sitz an der Spindel hat als beispielsweise meine Test-Single mit Stern, die deutlich leichter auf der Slipmat flutscht, aber auch schon mal den Stern verlieren kann. Diese Gefahr gibt es bei 7-Inches mit Spindel- statt Puck-Bohrung natürlich nicht.
Effektsektionen
Die nutzbaren Effekte variieren je nach eingesetzter Software, wobei der Dry-Wet-Regler immer für alle FX gemeinsam arbeitet. In Serato Lite bekommt ihr eine Auswahl von sechs Effekten, jeweils drei Pro Seite steuer- und auswechselbar, wohingegen die Vollversion mit FX-Erweiterung auf über 45 FX kommt. Hier ist das Handling etwas anders. Sechs auswählbare FX werden als Insert von dem jeweiligen Deck-Paddle getriggert, somit kann jeder Player auf sämtliche FX der sechs Tasten zugreifen. Auch können mittels Shift die FX ausgewechselt und über die Plus-Minus-Tasten die Beats eingestellt werden. Das geht in DJUCED nicht. Auch lassen sich in DJUCED nicht mehrere FX gleichzeitig scharfschalten. In Serato schon.
Dafür habt ihr in DJUCED jedoch die Möglichkeit, Channel-Knob-FX, Paddle-FX und Pad-FX einzusetzen und die Auswahl ist gelungen. Doch welche Software ihr auch nutzen wollt: Das Triggern mit den Hebeln macht Laune und die Auswahl ist in Ordnung.
DJUCED Stems
Stems sind sowohl in Serato wie auch in DJUCED verfügbar. Neben zwei dedizierten Tasten für Vocals und Instrumente darf ein Pad-Layer zum Live-Remixen mit Stems genutzt werden. Die Serato Stems gehören wohl mit zu dem Besten, was in DJ-Software aktuell geht. Die DJUCED Stems-Funktion konnte mich zum aktuellen Status des Programms (Vers 6.01) allerdings in puncto Sound und Performance nicht wirklich überzeugen. DJUCED berechnet zudem aktuell die Stems der Titel ausschließlich on-the-fly, wenn diese ins Deck geladen werden. Das wirkt sich auf die Performance aus. Besser wäre es, die gesamte Library oder Playlisten im Vorfeld checken zu lassen.
Hardware-Specs
Zu den Hardware-Specs: Hercules empfiehlt eine leistungsstarke moderne Kombination aus CPU und GPU und genug RAM-Speicher für Stems, sprich einen Intel Core i7 der 8. Generation oder höher sowie 16 GB RAM oder mehr (Windows 10/11) bzw. i7 oder Apple M1/M2 oder besser.
Zuerst erfolgte der Test auf meinem betagteren MacBook (i5, 8GB, 256 SSD). Hier gab es dann bei der Verwendung von Stems auch Audiofehler diverser Art (Drop-Outs, Stottern, Temposchwankungen etc.).
Okay, dachte ich mir, dann an den Mac-Desktop (i9 8-Core, 64 GB). Hier lief es in der Tat etwas besser hinsichtlich der Analysezeiten, aber gelegentliche Audio-Bugs (Tempo, Dropout) waren trotzdem wahrzunehmen. Das mag mitunter auf einem M2-Mac oder sonstigem System anders aussehen, insofern kann ich dies nur für die lokal verfügbaren Rechner beurteilen.
Das Stems Feature ist in DJUCED – da live analysiert – aktuell wie erwähnt auch für Streaming Tracks verfügbar. Hier lag die Performance noch ein wenig weiter hinten. Eventuell ändert sich dies ja auch noch mit einem der folgenden Programm-Updates.
Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, Gesang, Instrumente, Bass oder Drums einzeln via Pads zu muten. Ladet ihr einen Track ins Deck sind noch alle Stems auf Rot geschaltet. Nach einigen Sekunden schalten diese erstmalig auf Blau, aber Obacht. Die Stems sind möglicherweise noch nicht komplett analysiert und nutzbar, sondern erst der Bereich der am Fortschrittsbalken abzulesen ist. Zu den mutbaren Einzelspuren via Pad-Layer gibt es auch zwei Tasten für Vocal und INST. Nützlich, aber klanglich bleiben die Stems noch ein wenig hinter Serato zurück.
Serato Stems
Hier funktionierten die Stems im Test auf beiden Systemen ohne Audioaussetzer. Das mag einerseits daran liegen, dass man für DJ-Basics hier einen Rechner ab i5 mit 8 GB empfiehlt und „erst für anspruchsvolle Aufgaben“ wie Scratching mit niedriger Latenz, Live-Streaming, Mixing mit drei oder mehr Decks oder die Verwendung von Serato Video ab i9 (oder M1/M2) empfiehlt.
Andererseits können Stems bei Serato in einer speziellen Stems-Crate zuvor analysiert werden. Somit muss der Laptop sie nicht während einer Mixsession live berechnen. Und auch in klanglicher Hinsicht sind sie den DJUCED Stems ein bisschen überlegen. In Serato Pro bekommt ihr zudem noch Stem-FX auf die Pads, damit lassen sich tolle Effekte erzielen. Aktuell würde ich daher Serato für Stems nutzen statt DJUCED Stems.
Hercules DJControl T7 Performance Pads und Loops
Dass es am DJControl T7 neben den Pads auch eine separate Loop-Sektion mit Encoder und Tastengefolge gibt, finde ich klasse. Die Performance-Pads selbst lassen sich taktil, schnell und performant triggern und geben ein gutes Status-Feedback. Hier bietet euch DJUCED folgende Optionen:
- Hotcue
- Loop Roll
- Stems
- Sampler
- Pitch Play
- Pad FX
- Slicer
- Beat Jump
Man sieht, DJUCED legt stetig zu.
In Serato sind die nachstehenden Pad-Modi verfügbar:
- Hotcue
- Loop
- Stems
- Sampler
- Loop roll
- Scratch Bank
Das Arbeiten mit den Pads macht in beiden Programmen echt Laune und erweitert das kreative Arsenal des Controllers. Unterm Strich dürften hier also viele potenzielle Käufer nach dem Erwerb auf ihre Kosten kommen.
Performance Pad-Sektion am Hercules DJC T7
Hercules DJC T7 – mögliche Alternativen
Produkt | Hercules DJC T7 | Pioneer REV7 | Rane One | NI Kontrol S4 MK3 |
Jogwheels | 2 x 7-Zoll-Motor-Platter | 2 x 7 Zoll mit integrierten Displays | 2 x 7,2 Zoll mit Plattenteller | 2 x 5,5 Zoll |
Stand-alone-Mixer | nein | ja, Hardware-FX inklusive | ja, Hardware-FX inklusive | ja |
Audiointerface | 24 Bit/44,1 kHz | 24 Bit/48 kHz (Dual Soundcard) | 24 Bit/48 kHz (Dual Soundcard) | 24 Bit, 96 kHz |
Software | DJUCED, Serato DJ Pro | rekordbox DJ, Serato DJ Pro | Serato DJ Pro | Traktor Pro |
Decks | 2 | 2 | 2 | 4 |
Stems-Feature | ja | nein | ja, incl. FX | nur mit extra vorbereiteten STEMS-Files |
Preis (€) | 699,- | 1999,- | 1549,- | 999,- |