Praxis
Djuced 40°
Das GUI orientiert sich am marktüblichen Layout mit einem zentralen Mixer und zwei Decks an den Außenflanken sowie einer darunter liegenden Musikverwaltung. Ihr könnt zwischen einer Dual-Deck-Ansicht wählen oder vier Abspieleinheiten aufrufen, wobei die Decks C und D dann als Sample-Player auftreten. Im Track-Deck finden sich die obligatorischen Titel- und Laufzeitinformationen, BPM und Pitch-Werte, dazu servieren die Programmierer Cover Art, Wellenformansichten mit zoombarer Ausschnittsbetrachtung und Beat-Markern, Grid-Werkzeuge und Remix-Tools.
Über den Decks thronen die FX-Sektionen mit drei simultan nutzbaren Vertretern aus gut einem Dutzend Effekten, die in puncto Klang noch Luft nach oben haben. Via Macro-FX-Regler bedient man alle auf einmal, die Werte lassen sich sogar individuell beschränken. Weiter südlich lassen sich Loops setzen. Entweder manuell oder automatisch von 1/32 bis 32 Beats. Ferner können im Programm 32 Hotcues angelegt werden, was wirklich viel ist. Dem nicht genug, kommen im Vierdeck-View zwei synchronisierbare und quantisierbare Sample-Decks zum Vorschein (16 Samples aufgeteilt in vier simultan abspielbare Blöcke). Der Sampler kann mit Sample-Packs gefüttert werden oder mit einzelnen Loops/One-Shots. Im Zentrum befindet sich der Mixer, pro Kanal ausgerüstet mit FX-On-Buttons, Dreiband-EQs, Gain, Key- und Filter-Regelung. Darüber thront die Master-Sektion mit Lautstärkereglern, Cuemix und Master-Clock (!), Slip, Snap (1 – 1/32 Beat), Quantize und der Möglichkeit, eine Mix-Aufnahme zu starten.
Die Software erlaubt es, eine bestehende Bibliothek, iTunes oder einzelne Ordner zu importieren, die Tracks zu analysieren und die Sammlung – das hört man gern – auf Fehler zu überprüfen. Die Seitenleiste ist mit einem Festplatten-Explorer ausgestattet, ferner findet ihr hier die Soundbibliothek mit Musikstücken und Sample-Packs, Playlisten (darunter most played, top rated, last added), Aufnahmen, Verlauf. Im Übrigen hat Djuced auch einen Automixer an Bord, der eure Playlisten bei flexibler Fade-Länge ineinander mischt, Duplikate und abgespielte Titel entfernt, et cetera. Hinter dem Party-Feature verbirgt sich eine Online-Funktion zum Mix-Sharing, was auf dem Mac im Test allerdings nicht so recht wollte.
In den Settings gibt es zahlreiche Optionen, darunter fürs Audiorouting der Einzeldecks, Master- und Preview-Kanäle, die Verbindung mit Soundcloud, Controller- und Keyboard-Zuweisungen, Aufnahmequalität, allgemeine Einstellungen und Mixer-Tweaks wie Equalizer-Limit, Autogain, Crossfader-Kurven und -Zuweisungen. Damit macht die Software unterm Strich einen umfangreichen Eindruck. Doch wie ist es um das Zusammenspiel in der Praxis bestellt?
Schaufeln wir also mit den Bordmitteln „Encoder und Ladetasten“ zwei Titel in die Player. Dann den Play-Button drücken und der Stein kommt ins Rollen. Auto-Sync und Master-Deck sorgen für Gleichlauf, möchte man nicht per Hand beatmatchen. Dies wäre mangels Pitchfader über die Jogwheels zu bewerkstelligen, die neben Bend- und Scratch-Funktion, via Shift das Einstellen der BPM erlauben. Ausgebufft und für den Notfall okay, aber die Software erlaubt ja das automatische Beatmatching und bringt in Ermangelung von Gain-Reglern einen automatischen Lautstärkeabgleich mit. Scratching indes ist nicht die Paradedisziplin. Browsen, laden, abspielen, mixen und EQs bedienen geht mit der Hardware jedoch gut. Der Sound auf Kopfhörer und Monitorboxen geht für ein Gerät, das Hercules selbst in die Freizeitkategorie einordnet, in Ordnung.
Betätigt man Shift, bedienen die entsprechenden Regler die Sample-Decks 3 und 4 – wer hätte das gedacht. Ein anderes Konzept, als mittels Deck-Switch die gesamte Arbeitsebene umzuschalten, aber man kann sich daran gewöhnen und muss eigentlich nie nachschauen, auf welchem Layer man sich befindet. Auch das Beladen der Sample-Decks ist via Shift möglich, jedoch betrifft dies nur ganze Pakete und keine einzelnen Sounds. Diese würden via Load im übergeordneten Deck landen. Das Befüllen des Samplers per Drag-Drop in der GUI ist ebenso möglich wie das Speichern und Editieren eines eigenen Packs inklusive einer Grafik über den Sample-Editor.
Apropos Samples und kreative Bordmittel: Für einen Einsteiger-Controller, der kaum mehr Stellfläche in Anspruch nimmt als ein iPad, ist der P8 gut ausgerüstet, erlaubt er neben Navigation, Mixen und Vorhören der Decks, dem Benden und (Baby-)Scratchen auch das Anlegen, Triggern und Löschen der ersten vier Cue-Points. Ebenfalls möglich: das Starten und Stoppen von vier Samples, dazu Loop-Roll-, Loop- und Filter-Action, ja sogar das Dirigieren der FX. Wie das? Einschalten mit dem jeweiligen Pad, den Parameter bei gehaltener Taste via Encoder anpassen. Pfiffig. Sicher, man kann meist nur eine Aktion durchführen, wenn die Shift-Taste oder ein Pad gehalten werden muss, aber zumindest funktioniert es. Beim Hantieren mit Rolls und beim Cuejuggling musste ich allerdings nicht selten “nachsyncen”. Auch dass das Filter etwas grob via Encoder gesteuert wird, ist nicht ganz optimal gelöst.
In der Summe ist das Layout und Funktionsangebot der Hardware beherrschbar und das Zusammenspiel mit der Software ziemlich gelungen, auch wenn es keine stringente 4-Deck-Logik gibt (beispielhaft sei der Filter-Knob genannt, der nur das Filter der Deck-Kanäle steuert).