Praxis
Die Software-Installation von der CD läuft problemlos. Für den Praxis-Test heißt es eigentlich nur noch, den Controller anzuschließen und loszulegen. Doch zunächst ein paar Worte zur Software:
DJUCED 40°
Das grafische Benutzer-Interface orientiert sich am Branchen-Standard mit horizontal nebeneinander verlaufenden Wellenformen. Allerdings dürfte der dunkle Hintergrund im Zusammenspiel mit dem puristischen Design die Augen auf Dauer etwas überanstrengen. Außerdem sind einige Buttons durch ihre kleine Beschriftung leicht zu übersehen. Individuelle Anpassungen von Soft- und Hardware erfolgen über das Setup-Menü, das mir beispielsweise erlaubt, die Sampling-Rate und das Routing der In- und Outputs einzustellen, Soundcloud als zusätzliche Musikquelle einzubinden, Recording-Optionen oder Mixer-Einstellungen und Mappings festzulegen.
Im Anschluss füttere ich zunächst die Library mit Tracks. Eigene Crates, wie ich sie von Traktor und Serato her kenne, kann ich nicht anlegen, stattdessen importiere ich Ordner oder verwende die iTunes-Library inklusive Listen.
Die mittig platzierte Tracklist, trocken als Dateibrowser bezeichnet, verwaltet die Musikdateien nach Attributen wie BPM, Genre oder Match, der prozentualen Anpassungsrate gegenüber dem momentan auf dem Deck geladenen Track. 100 Prozent stellen dabei die bestmögliche Kompatibilität dar. Ich verlasse mich jedoch lieber auf meine Ohren und mein Bauchgefühl, zumal mir die Transparenz oder besser gesagt die Argumente, auf denen diese Einschätzung basiert, nicht klar sind.
Weitere Optionen, beispielsweise zum Eintragen von Informationen und Comments oder zum Vorhören außerhalb eines Decks, kommen beim Rechtsklick auf einen Titel zum Vorschein. Zudem gibt es einen Automix-Modus (entweder Shuffle oder Repeat), bei dem ich die Dauer einer Überblendung auf bis zu sechzehn Sekunden ausdehnen darf. Die Software erkennt Duplikate in der Playlist, die sie auf Knopfdruck entfernen kann.
Für meinen Praxistest schließe ich den Cinch-Ausgang des Universal DJ an einen Line-Eingang meines Rane Sixty Two an, an dem die Beschallungsanlage hängt. Ist der Controller mit dem Laptop verbunden, signalisiert er mir seine Betriebsbereitschaft mit einer kleinen Lightshow. Obwohl der Hercules über einen Cinch-Eingang verfügt, erlaubt er keinen Standalone-Betrieb und die externe Quelle muss über den Track-Player der Software zugeschaltet werden. Gut zu wissen. Dann wandern die Musikstücke via Encoder/Tasten in die Decks und die nachfolgend angezeigten zoombaren und farblich einstellbaren Wellenformen geben Aufschluss über die Struktur des Musiktitels.
Bevor ich mit meinem Mix beginne, lege ich noch ein paar Hotcues fest. Das geht ganz einfach von der Hand: Im „Cue-Modus“ die Pads drücken und schon ist die Matrix mit bis zu acht Schnellstart-Markierungen belegt. Die Pads bringen mir einen ungewohnt starken Widerstand entgegen. Zwar starten die Beats dennoch recht genau und schnelleres Triggern wird durch die Haptik grundsätzlich nicht ausgebremst, aber es erschwert das Handling ein wenig. Im Übrigen verfügt die Software sogar über die praktische Cup-Funktion, mit der ich einen Track von einem Hotcue aus in den Mix schicken kann, allerdings verbaut Hercules an der Hardware keine entsprechende Taste. Ich starte also ganz klassisch vom ersten Hotcue und lausche dem Sound, um festzustellen, dass das Ausgangssignal über die Cinch-Buchsen recht schwach auf der Brust ist, sodass ich mit voll ausgefahrenem Master arbeiten muss.
Manuelles und automatisches Beatmatching
Trotz des kurzen Regelwegs lässt sich das Tempo mit dem Pitchfader bei einer Range von sechs Prozent noch genau angleichen. Bei größeren Prozentwerten (8, 10, 12,16, 20, 25, 33, 50 oder gar 100 Prozent) wird das Pitching zunehmend ungenauer. Verpasse ich beim Mix den Beat, korrigiere ich die Phase mit dem Jogwheel im Handumdrehen. Alles paletti, sozusagen. Wer lieber eine ruhigere Kugel schieben möchte, darf auf den präzise arbeitenden Sync-Modus setzen, der nicht nur das Tempo, sondern auch die Beats in den Gleichschritt bringt. Überlasse ich der Konsole im Automix die Regie, gelingt die Synchronisation ebenso. Möchte ich „Vinyl-Feeling“ spüren, schalte ich auf den Scratch-Modus, doch sollte man hier nicht zu viel erwarten. Ein paar smoothe Baby-Scratches schüttelt man damit sicherlich aus dem Handgelenk, aber für schnellere Moves reagiert das Jogwheel zu schwammig.
Ich hatte in der Einleitung ja schon den Magic-Modus erwähnt, der besonders für den Autopiloten Sinn macht. Wieso? Nun, beim Mixen mit dem Crossfader killt der Magic-Modus automatisch den Bass aus dem einzublendenden Track, um aufdringliche Überlagerungen zu verhindern. Für mich als DJ ist es natürlich kein Problem, selbst Hand an den EQ zu legen, aber für den Automix-Modus ist dies fast schon unabdingbar oder zumindest äußerst praktisch.
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Die Effekt-Bank
Möchte ich die Pad-Matrix zum Aktivieren der Effekte nutzen, wechsele ich einfach auf den FX-Modus. Für die Effektauswahl bleibt mir leider nur der Handgriff zur Laptop-Tastatur. Vom Controller einen Effekt auszuwählen, scheitert genauso wie die Einstellung der Amplitude pro Effekt. Damit lassen sich über die vier Pads also lediglich die Effekte aktivieren und mit dem Encoder-Knob, der gleichzeitig im Shift-Modus als Gain-Regler dient, die Effekt-Intensität regulieren. Folgende Effekte stehen zur Auswahl:
- Flanger
- Phaser
- Reverb
- Bitcrusher
- Chorus
- LP- und HP-Filter
- Delay
- Resonator
- Mega- und Phonevox
- Phaser
- Reverb
- LFO Phaser
- Peakfilter
- Noise Gate
Neben Standards wie Reverb, Phaser oder Delay bietet mir die Software ein paar Filter-Variationen, Chorus, Mega- und Phonevox. Klanglich nicht schlecht, aber keine Offenbarung, zumal ich vor allem ein Echo vermisse. Bis zu drei Effekte können gleichzeitig kombiniert und sogar als Macro FX mit dem vierten Pad verkettet aktiviert werden, um die Intensität aller über den Encoder-Knob zu regulieren. Unter Macro FX Assign definiere ich für den jeweiligen einzelnen Effekt, welche Amplitude dieser maximal in Kombination mit den anderen FX erreichen darf. Auch hier bleibt mir nur der Griff zur Tastatur oder Maus übrig.
Der Loop-, Sampler- und Sequencer-Mode
Um die Struktur von Tracks auf den Kopf stellen zu können, kommt ein DJ nicht mehr um das Loopen von Beats und Bars herum. Auch Universal DJ erlaubt mir, Schleifen manuell oder automatisch beatgerecht zu setzen und diese im laufenden Track zu verschieben, wobei die Pads Loops von 1/16 bis acht Beats Länge auslösen. Eine abweichende Range stelle ich über den Encoder-Knob ein. Noch interessanter finde ich die Extrahierfunktion, mit der ein kurzer Loop von vier Beats in seine vier Segmente zergliedert wird, um damit die vier Slots des Samplers zu bestücken. Loops und Sounds dürfen auch per Drag&Drop importiert werden, um sie von den vier Pads des Controllers als One-Shot oder Loop abzufeuern.
Für kreativen Spielspaß sorgt auch der vierspurige Step-Sequencer in der Software, mit dem ich eigene Beats mit einer Länge von bis zu vier Takten kreieren kann. Entweder greife ich hierfür auf die vorhandenen Samples HiHat, Kick, Ride und Snare zurück oder ich übernehme extrahierte Beats aus dem Sampler. Indem ich das Tempo des Sequencers halbiere oder verdoppele, überrasche ich nicht nur die Crowd mit Half- oder Double-Time-Beats, sondern kann mit zunehmenden Sequencer-Tempo die Beats sechzehntel- oder zweiunddreißigstel-genau setzen, um auch verspultere Strukturen zu kreieren. Dieses Feature hat es in sich, birgt aber auch einige Fallstricke: Beispielsweise ist nicht regelbar, wann der Sequencer starten soll. Er marschiert einfach auf der Eins los, in der Hoffnung, dass die automatisch gesetzten und leider nicht manuell korrigierbaren Grids den Beat richtig erfassen. Ist das nicht der Fall, spielen Sequencer und Track jedoch nicht in Phase und es hilft nur die Korrektur „des Tracks“ über das Jogwheel. Besser man startet den Sequencer also jungfräulich und setzt die Samples live zum Beat des Musikstücks. Über die Controller-Pads ist dies aber nicht möglich, da das Pre-Mapping den Step-Sequencer nicht berücksichtigt.
Der Switch-Modus und die Apps
Zu guter Letzt möchte ich in meinem Test auf eine weitere Besonderheit des Universal DJ eingehen: Zum Lieferumfang gehört nämlich nicht nur DJUCED 40°, sondern auch die kostenlos downloadbare App DJUCED Master: Egal ob Smartphone, Tablet oder beides, mittels Switch-Modus können zwei Geräte mit der Software über Bluetooth kommunizieren und interagieren. Obwohl sich beide Apps weder optisch noch in ihren Features unterscheiden, ist eine simultane Nutzung beider Portables durchaus denkbar, denn DJUCED Master verfügt über vier verschiedene Ebenen, sodass der Einsatz zweier Devices Umschaltvorgänge in der App reduziert. Im Detail:
My Remote
Die Remote-Ebene untergliedert sich in zwei Modi: Mix und Info. Unter Mix finde ich die Mixer-ähnliche, mit Fadern ausgestattete Oberfläche mit den wichtigsten Funktionen zum Abspielen der Tracks: Play, Sync und Panic, das einen automatischen Übergang auslöst. Info zeigt die verbleibenden Spielzeiten und schlägt Tracks vor, die am besten zum abspielenden Titel passen.
My Extender
Hier schlägt das kreative Herz der App. Die beiden ersten Sub-Reiter kümmern sich um die Effekte. Praktisch: Combo verknüpft selektierte Effekte mit zusätzlichen Low- und Hipass-Filtern, die sich zudem über ein Touch-Feld mit Loops oder dem Tonhöhen-Pitch spielerisch kombinieren und modifizieren lassen. Der zweite Reiter konzentriert sich auf die drei ausgewählten Effekte in der Software und bietet mir die Möglichkeit, deren Intensität zu regulieren und ein weiteres Filter beziehungsweise einen Gyro-Effekt hinzuzuschalten. Bei all diesen schönen Spielereien suche ich eine Option zur Effektauswahl allerdings vergeblich – schade. Der Reiter Loop kümmert sich um Auto-Loops mit einer Länge von 1/16 bis 8 Beats oder manuelle Schleifen. Bedauerlicherweise vergaß Hercules, die oberen Beat-Längen zu berücksichtigen. Sample schließt den Ordner My Extender mit vier Slots pro Deck ab.
My Stats und My Party
Hier liefert Hercules einen interessanten Ansatz, mit dem sie das Party-Zeitalter 3.0 einleiten möchten. Mit „My Stats“ teile ich über soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter den momentanen Status meiner Party mit, wobei wohl kaum ein DJ so ehrlich sein wird, die Vibes als „cold“ oder die Fülle des Clubs mit „Two dogs and a dog“ zu beschreiben. Zudem bietet mir die App an, Kriterien wie „Dancers“ mitzuteilen, also die Fülle auf der Tanzfläche oder auch das Genre als Indiz für den momentan aufgelegten Sound. Diesen Schnappschuss postet das Programm dann auf meinem Profil, angereichert mit entsprechender Werbung versteht sich, daher würde ich persönlich den Post ohne App vornehmen.
„My Party“ ist wirklich einzigartig, denn dieses Feature befreit den dienstleistenden DJ mitunter von stundenlangen Musikdiskussionen oder nervigem „Handy vor die Pupille halten“. Indem ich meinen eigenen Party-Code festlege, mit dem die Party auf der DJUCED-Website angelegt wird, kann ich über die App die Wiedergabeliste mit dem Publikum teilen oder die Crowd sogar über die nächsten Tracks abstimmen lassen. Wunschtiteln bietet die interaktive Verknüpfung ebenfalls eine Plattform. Aber warum nicht gleich die komplette Wiedergabeliste vom Publikum erstellen lassen, die auf das zweite angeschlossene mobile Gerät an mich als DJ geleitet wird? Sicherlich für einen mobilen DJ, der auf die Wünsche des Publikums reagieren muss, äußerst hilfreich und innovativ und mit hohem Unterhaltungsfaktor.
Die App ist also je nach Einsatzort vom Partyfaktor her mitunter sicher ein „Burner“, für den kreativen DJ ist sie zwar seitens der virtuellen Bedienelemente eine interessante Unterstützung für den Controller, aber am Ende vermisse ich besonders die Möglichkeit zum Durchstöbern der Trackliste und Effekte. Für einen Aufleger mit künstlerischem Anspruch hingegen ist dieses Bundle in der Summe nicht konzipiert.
djdany sagt:
#1 - 19.09.2017 um 09:02 Uhr
hallo besitzt dieser Controller keine Pitch Bend Funktion?
Peter sagt:
#1.1 - 19.09.2017 um 09:59 Uhr
Hallo djdany, das wird beim Hercules Universal DJ über die Jogwheels realisiert.
Antwort auf #1 von djdany
Melden Empfehlen Empfehlung entfernendjdany sagt:
#1.1.1 - 19.09.2017 um 14:09 Uhr
In welchem Modus denn ?Danke erstmal
Antwort auf #1.1 von Peter
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenmani sagt:
#2 - 10.11.2022 um 00:21 Uhr
weis jemand, warum die android apps auf keinem gerät, egal welche neue oder ältere variante- nicht funktionieren?