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Heritage Audio Herchild 670 Test

Heritage Audio Herchild 670 im Rack

Für den Test des Heritage Audio Herchild 670 habe ich es mir wie immer gespart, das Rackgerät auch in einem solchen unterzubringen. Hätte ich es getan, hätte ich mich sicher über die doppelten Öffnungen für Rackschrauben gefreut, mit denen auch bei Rackschienen mit Bohrungen im 1HE-Abstand eine Positionierung auf halber Höhe möglich gewesen wäre. Oben und unten ein 1/2HE-Lochblech wird zur Belüftung ausreichen. Die Herstellung des Röhrengeräts erfolgte offenkundig unter Verwendung hochwertiger Bauteile und mit Sorgfalt in Spanien. Das sollte auch nicht anders zu erwarten sein bei einem Gerät dieser Preisklasse. 

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<html><p>Die Bedienung des 670 ist ein Genuss. Satt und deutlich lassen sich die rieisigen Elemente bewegen, die Rasterungen vereinfachen Session Recalls – für die sich selbstredend im Manual klassische Recall Sheets befinden. </p>
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<html><figure class=Schalter und Regler
Der riesige Röhrenkompressor lässt sich hervorragend bedienen.

Vergleichsgeräte für den Herchild 670 

Zum Vergleich in diesem Herchild-Review nutze ich in erster Linie meinen Amtec Model 099. Dieser ist ein „auf den Kopf gestellter“ 660, was lustigerweise auch für die Modellnummer gilt. Lukas Piotrowski aus Gdyna hat das Konzept des 660 stark erweitert und gleichzeitig den Röhrenaufwand verkleinert: Der Amtec kommt mit zwei ECC81 und einer ECC83 aus, klingt aber dennoch umwerfend und absolut nach Fairchild. Der 099 wird aber nicht mehr hergestellt. Zeitgleich hatte ich den Chandler RS660 zu Besuch, der im Grunde eine Mischung aus den auch in den Abbey Road Studios benutzten Fairchild 660 und EMI/Hayes RS124 darstellt. Zudem konnte ich im Test Signale durch meinen Electric & Company EC5B jagen, der zwar ein Vari-Mu ist, aber auf dem 1176-Vorgänger Universal Audio 175b beruht. 

Klang des Fairchild-Klons

Wer zum ersten Mal einen Fairchild im Einsatz hört, ist üblicherweise begeistert – typischerweise nicht dann, wenn er eingeschaltet wird und anfängt zu arbeiten, sondern dann, wenn man ihn zum ersten Mal aus dem Signalfluss nimmt und auffällt, was dann alles „fehlt“. Es gibt kaum einen Signaltyp, der nicht durch einen Fairchild aufgewertet werden könnte. Aus heutiger Sicht größtmögliche Transparenz beim Regeln liefert ein solches Röhrengerät beileibe nicht, aber vom vorsichtigen Zähmen von hervorstechenden Spitzen über das fast schon „mitdenkende“ Leveln (mit den Zeitkonstanten 5 und 6) bis hin zum charakterformenden Pumpen kann ein Fairchild eigentlich alles. Im Mastering Signale ästhetisch hochwertig zusammenbringen und „verteuern“ kann kaum ein Gerätetyp so gut. Das gilt uneingeschränkt auch für den Herchild 670. Er bewegt Material wie ein Fairchild und sättigt dynamisch so, wie an es auch bei Originalen, guten Clones und Plug-ins sehen kann.

Übrigens: Unter Kompressoren: Verschiedene Originale und Clones erkennen lassen sich unter anderem ein Original-670, ein DIY-Nachbau und ein Black Cat miteinander blind vergleichen! Der Verband Deutscher Tonmeister hat im ehemaligen Abbey Road Institute Frankfurt (heute Studio 301) eine sehr spannende Veranstaltung zu genau diesem Thema gemacht.

Klingt so, wie er aussieht: nach Fairchild 670!

EC5B und 099 sind nach 20, 30 Minuten so einsatzbereit, dass sich nichts mehr im Klang ändert. Dem Herchild sollte man mindestens 30, besser 60 Minuten zugestehen. Direkt nach dem Anschalten klingt das Gerät wirklich so eindimensional und lustlos wie ein Freeware-VST-Plug-in von 1998. 

Im durchgewärmten Zustand brilliert der 670 auf ganzer Linie. Vocals konnten mit ein paar Handgriffen angereichert und austariert werden, Drums gleichzeitig pumpend und knallend bearbeitet werden, Stereofiles schlichtweg mehr wie eine teurere Produktion klingend gedreht werden. Etwas runder als der Electric, weniger kratzig als der Chandler wirkt der Herchild minimal braver bei seiner Arbeit – wir reden hier aber trotz allem über einen Röhrenlimiter mit haufenweise Röhren und Übertragern, die man natürlich auch hört. 

Vocals

Audio Samples
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Herchild 670, Time Constant 1 Herchild 670, Time Constant 5, hot, SC-Filter 099, Time Constant 1 099, Time Constant 5, hot, SC-Filter RS660, Time Constant 1 RS660, Time Constant 5-matched, hot EC5B, Time Constant 1-matched EC5B, Time Constant 5-matched, hot, SC-Filter

Bei den Drums zeigt sich der Herchild etwas griffiger und bissiger als der 099, der dafür schlichtweg die Wurstpelle etwas mehr spannt und ein kräftigeres Fundament liefert. Der EC ist reicher, breiter, aber weniger knackig als die beiden Fairchild-Clones. Der RS ist ungestümer, was das Aufpinseln von Charakter angeht, der Herchild ist hier noch der kontrollierteste unter den verglichenen Geräten. Diese Eigenschaft ist hervorragend dafür geeignet, den Spanier auf Stereobussen und Summen anzuwenden. Im MS-Modus ist vor allem mit separater Kanalkontrolle eine größere Tiefe und Bühnentransparenz bei gleichzeitig schön kompakter Phantommitte möglich. 

Drums

Audio Samples
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Herchild 670, Time Constant 1, hot 099, Time Constant 1, hot RS660, Time Constant 1, hot EC5B, Time Constant 1-matched, hot bypass

Die Sidechainfilter des Herchild 670 sind ein Segen für die Summenbearbeitung und bei der Verwendung von Drumsignalen mit größerem Bassdrum-Anteil. Ich muss aber sagen, dass der Amtec (und sicher auch der Undertone) einen Vorteil darin haben, eitere Zeitparameter zur Verfügung zu stellen. Die „D“-Funktion des polnischen 099 etwa lässt die Regelung nach einem Peak länger offen, wodurch Drums (daher das „D“) ein deutliches Stück knalliger sein können.

Auch weitere Dinge, etwa die Möglichkeit, den Detektorweg statt nach der Kompression („Feedback“) davor („Feed Forward“) abzugreifen, kann eine sinnvolle Erweiterung sein, die dem in diesem Testumfeld tatsächlich bravsten Dynamikgerät als Klangalternative bei manchen Aufgaben durchaus gut zu Gesicht gestanden hätte. Dass De-Essing durch das Sidechain-Filtering und ein externes Sidechainsignal mit auf meiner Wunschliste landen, liegt allerdings wohl eher daran, dass der Amtec Model 099 das anbietet, der Herchild hingegen nicht. Probiert habe ich es, dann wirklich benutzt aber bislang nicht. Toll ist in jedem Fall die schnelle und einfache Einflussnahme mit „DC Threshold“ – nicht umsonst ist eine bequeme Eingriffsmöglichkeit bei vielen echten Fairchilds nachgerüstet worden.

Klon von Röhrenklassiker
Kann mehr im Vergleich zum Original, ein paar zusätzliche Fähigkeiten wären heutzutage nicht verkehrt.

Alternativen zum Heritage Audio Herchild 670

Das Gerät kostet einen fünfstelligen Preis. Das ist „teuer“, aber bestimmt nicht „überteuert“, wenn man sich die Alternativen um Herchild 670 ansieht. Undertone Audio mit dem UnFairchild 670M II (13500 Euro), der Jaguar 670 von Black Cat Audio (12500 Euro), Stam Stamchild SA-670 mk2 (7000 Euro), Anthony DeMaria ADL 670 (20000 Euro, nicht mehr erhältlich), die linkbaren Mercury 660 (10000 Euro) und Amtec 099 (5500 Euro, nicht mehr erhältlich) und die vielen weiteren DIY-Projekte und Einzelanfertigungen zeigen, dass es kaum preiswerter geht. Bei Fairchild-Clones hat man ein wenig die Wahl, wie nah man am Original sein möchte und welche Erweiterungen sinnvoll sind. Mein Amtec etwa wird von mir genau wegen seiner Add-Ons geliebt, etwa den zusätzlichen Zeitparametern und der Feed-Forward-Möglichkeit. Aktuell ist besonders der Undertone-670er für seine Zusätze beliebt. Natürlich lässt sich dieses Spiel weiter treiben, denn es gibt so einige Vari-Mu-Kompressorenmit mehr oder weniger klaren Verwandtschaftsverhältnissen zum Fairchild. 

Ein Original anzuschaffen hat mehrere Nachteile, darunter sind vor allem Anschaffungspreis, Servicekosten und Betriebssicherheit zu nennen. Das Pro und Contra von Vintage-Equipment hat unser Autor Gregor Hennig aus dem Studio Nord Bremen im Artikel Vintage-Equipment kaufen: Ja oder Nein? behandelt. Die generellen Fragen zu Investitionen im Tonstudiobereich behandelt Investitionssicherheit beim Kauf von Audiogeräten.

Input, Threshold
Diese Regler “in echt” zu haben ist noch mal deutlich teurer…
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