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Heritage Audio MCM-32 und MCM-20.4 Test

Praxis

Wichtige Frage: MCM-20.4 oder MCM-32?

In der Praxis stellt sich zunächst die Frage nach der Wahl der präferierten Variante: Heritage Audio MCM-20.4 oder MCM-32? Übersetzt lautet diese „Anzahl der Inputs vs. Funktionalität derselben“. Viele Wandlereinheiten bieten ohnehin nicht mehr als 16 Ausgangskanäle, und kombiniert man mehrere Units, so spielen auch Themen wie Clock-Distribution usw. eine große Rolle. Generell sollte man den ganzen Plot so einfach und überschaubar wie möglich halten, denn jede Signalwegverlängerung stellt erst einmal eine objektive Verschlechterung desselben dar, welche durch die subjektive Verbesserung überwogen werden muss, damit der ganze Aufwand überhaupt Sinn macht. In den Worten der New Yorker Studiolegende Walter Sears, welche er mir einmal in einem Interview mit auf den Weg gab: „Any resistive device creates noise!“. Auf der anderen Seite sollte man schon mit einer gewissen Mindestzahl an Kanälen analog summieren um einen positiven Effekt zu verspüren, und da haben sich 16 Kanäle als solider Standard etabliert. Da würde die Wahl dann auf den MCM-20.4 fallen, über den man dann noch ein Hardware-Delay, ein Hardware-Reverb sowie beispielsweise analoge Parallelkompression via Aux-Send an den Start bringen könnte.

Fotostrecke: 3 Bilder Die beiden Summing-Amps während des Reviews.

Ausgereift und solide – auch klanglich

Doch für welche Variante der beiden Heritage-Summierer man sich auch entscheidet, die Heritage-Teile geben sich als äußerst seriöse Arbeitswerkzeuge mit einer Hardware-Qualität, die sich vor keinem Konkurrenten zu verstecken braucht. Ähnlich sieht es, und das ist wahrscheinlich die Passage auf die die meisten Leser gewartet haben, mit den klanglichen Qualiäten aus. So erwachsen die Hardware selbst daherkommt, so ausgereift und solide erscheinen auch die klanglichen Resultate. Die Klangbeispiele unterstreichen diese Feststellung: Zur Verdeutlichung haben wir eine Test-Produktion intern in Nuendo summiert und dann zum Vergleich noch einmal durch den Heritage sowie durch eine Speck Electronics Lilo Konsole geschickt, welche gewissermaßen das andere Ende des Spektrums bei analogen Summierern verkörpert. Im Vergleich präsentiert sich die Nuendo-Varianten am nüchternsten, sachlichsten, sie kann mit einer sehr geradlinigen Struktur aufwarten und mit einer einfachen, übersichtlichen Durchhörbarkeit. Hier wird einem klanglich nichts geschenkt, aber auch nichts genommen. In Nuancen anders ist die LiLo-Version: Auch diese klingt sauber und klar, jedoch mit breiterer Bühne und einem weniger nüchternen, größeren Sound. Übertragerlos konzipiert, handelt es sich hier um eines der „weißesten Blätter Papier“, die man im Bereich Analogkonsole/Summierer anschaffen kann. Auch hier gibt es keinen Charakter, aber dafür eine wunderschön große, sehr ausgewachsen klingende Soundstage die einen hervorragenden Hintergrund für absichtlich herbeigeführte klangliche Färbungen jedweder Art darstellt. Der Heritage schließlich ordnet sich deutlich anders ein, der Effekt vor allem der 1073-Ausgangsstufe der Heritage-MCM-Summierer macht sich deutlich bemerkbar – und zwar sowohl in der Frequenz- als auch in der Zeitdomäne. Das Bild ist ähnlich groß wie beim Speck, aber es hat deutlich andere Eigenschaften. So betont der Heritage Neve-like sowohl die oberen Bässe und Tiefmitten, was sich in einem insgesamt fetteren Fundament äußert, und außerdem treten die höheren Mitten etwas deutlicher hervor. Dies hört man beispielsweise an den Vocal-Zischlauten, die je nach Klanggeschmack dringlicher oder auch aufdringlicher werden. Ganz oben hingegen scheint der Heritage das Airband etwas zu verrunden, wobei dies auch ein Sättigungseffekt durch das Verschleifen feiner Transienten sein kann. Sättigungseffekte lassen auch den Tiefmitten-/Bassbereich kompakter und konturierter erscheinen, wobei hier gleichzeitig auch Volumen erzeugt wird. 

Audio Samples
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Nuendo Bounce Analoge Summierung Speck LiLo Analoge Summierung Heritage MCM-32

1073-Charakter für jegliche stilrichtung – mit ein paar Ausnahmen

Wie sehr diese klanglichen Auswirkungen ins Gewicht fallen, ob man sie als weltbewegend oder als Nuance auffasst, hat viel mit dem eigenen Geschmack, den klanglichen Zielen, der Hörerfahrung und auch der restlichen Studioperiphie inklusive Monitoring zu tun. Ich für meinen Teil würde festhalten: Wie immer muss man sich bei solchen Vergleichen etwas einhören, und die wahren Qualitäten zeigen sich bisweilen nicht sofort, sondern erst etwas später. Die tendenziell etwas rockige Neve-Ästhetik wird hier nicht so rauhbeinig interpretiert wie dies andere Hersteller bisweilen tun, so dass die Resultate nicht immer total plakativ ausfallen. Dies kommt aber den Allroundqualitäten dieser Summierer zugute. Sie bieten Neve-Charisma, ohne dass die Klirrfaktoren Bodentreter-Niveau erreichen, und damit eignen sie sich für eine breite Spannweite von Stilistiken in und um den Bereich Rock, Pop, Jazz etc. herum. Ich würde durchaus auch Produzenten urbaner Stilistiken die MCMs ans Herz legen, ausnehmen würde ich Klassik, audiophilen Jazz, bei dem es um das letzte Quäntchen Klarheit geht, sowie Clubmusik, bei der knackige Transienten gefordert werden. Aber ansonsten sind den Veredelungsqualitäten der Heritage-Summierer kaum Grenzen gesetzt. Die Featureausstattung ist im Rahmen der Abstriche die prinzipbedingt erforderlich sind bis auf ganz wenige Details sinnvoll bemessen. Ein Manko sehe ich in der Konzeption der Aux-Returns beim Heritage MCM-20.4. Hier besteht mit nur vier Kanälen meiner Ansicht nach ein Flaschenhals. Drei Stereo-Returns, also pro Aux-Send einer, wären viel angemessener gewesen, denn häufig, etwa bei Delays, füttert man mit einem Mono-Send ja ein Stereo-Gerät. Hier muss man sich dann eigentlich unnötig beschränken oder aber auf einen externen Submischer für die Aux-Returns zurückgreifen, was ja eigentlich gerade nicht Sinn der Sache bei so einem kompakten Gerät ist.

Kommentieren
Profilbild von Alex Abedi

Alex Abedi sagt:

#1 - 21.02.2017 um 23:11 Uhr

0

sind die files für speck und heritage vertauscht??? wenn ich heritage mp3 runterladen will, steht da lilo und beim lilo steht heritage.

    Profilbild von Nick (Redaktion Recording)

    Nick (Redaktion Recording) sagt:

    #1.1 - 22.02.2017 um 06:16 Uhr

    0

    Hi Alex, ja, das war tatsächlich so. Ich habe das jetzt geändert, danke für Aufmerksamkeit und Meldung! Beste Grüße, Nick

    Antwort auf #1 von Alex Abedi

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