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Heritage Audio RAM System 5000 Test

Praxis

Bedienung des Controllers

Beim Feldversuch stellt sich mal wieder die typische „Ja, is’ denn heut’ scho’ Weihnachten“-Stimmung ein, denn das Heritage Audio RAM System 5000 bringt den optischen Charme eines alten James-Bond-Klassikers mit. Man ahnt quasi, dass es ein wenig Show ist, aber die Vorfreude wird dennoch angehoben. Das Anschließen der Zu- und Abgänge an der Rackeinheit geht in nüchterner Bedeutungslosigkeit unter, aber mit Betrieb der Remote beginnt der Spaß. Das kleine, blaue Display informiert beim Start kurz über Modellname und Firmwareversion und kündigt mit einem großgeschriebenen „READY!“ den Betrieb an. Kurz darauf erscheint die zuletzt gespeicherte Konfiguration in Form von entsprechend leuchtenden Ein- und Ausgangsschaltern. Zur Sicherheit wird beim Start der Remote die Abhöre zunächst gemutet und muss erst einmal aktiviert werden, wenn man etwas hören möchte. Sollte dem Akku der Fernbedienung der Saft ausgehen und sie den Betrieb einstellen, so bleiben die letzten Einstellungen mit Stand von vor dem Ausfall erhalten. Sicherheitshalber sollte man seinen präferierten Status per „Save Status“-Taste speichern. Dieser Status bleibt auch nach einer Trennung der Stromversorgung der Rackeinheit erhalten.
Es ist immer nur ein Eingang und nur ein Ausgang gleichzeitig wählbar und somit hörbar. Es können also nicht mehrere Eingänge gemischt werden und man kann nicht auf mehreren Ausgängen gleichzeitig abhören. Die Taster machen allesamt einen sehr stabilen Eindruck und dürften nicht so schnell den Dienst versagen. Bei jedem Tastendruck hört man in der Rackeinheit übrigens ein Relais klicken, genauso wie beim langsamen Durchschreiten des Master-Levels. Da sich das 19-Zoll-Gerät in aller Regel in einem separaten Geräteraum oder einem weit entfernten Rack befinden dürfte, sollten die Relaisgeräusche niemanden ernsthaft stören. Befindet es sich in hörbarer Nähe, könnte man vielleicht versuchen, sich die Störgeräusche mit Mantra-artigem Vorsagen von „goldbeschichtete Relais“ schönzureden.

Der Klang ist absolut sauber

Die Klangqualität lässt für meine Ohren nichts zu wünschen übrig. Im Gegenteil, ich bin fast geneigt zu sagen, dass meine Abhöre mit dem RAM System 5000 sogar besser klingt als ohne, aber das kann eigentlich nur durch persönliche Blendung von der Optik der Geräte und der Blumigkeit der verwendeten Bauteileliste stammen und eigentlich nicht möglich sein. Die typischen Abhörfunktionen Mute, Dim, Mono und Phase tun brav, färbungs- und störgeräuschfrei ihren Dienst. Das Durchfahren unterschiedlichster Lautstärken geschieht nicht stufenlos, sondern bauartbedingt mindestens in 1-Dezibel-Schritten. Bei langsamen Drehungen am Lautstärkeregler lassen sich 1-dB-Sprünge bei komplexem Musikmaterial nicht ausmachen. Dreht man den Regler schnell lauter oder leiser, so springt der Pegel mit einem Mal um einen größeren Dezibelwert. Dies hört man deutlich, und hin und wieder knackt es dabei prinzipbedingt auch ein wenig, da die Relais schalten und nicht überblenden können. Ein wenig ungewohnt ist das schon, wenn man bisher ausschließlich stufenlose Lautstärkeregelungen zur Verfügung hatte.
Um wieviel Dezibel man die Abhöre absenkt, kann man drei Sekunden lang im Display der Remote ablesen. Wem es zu viel Hirnleistung abverlangt, sich an seine präferierten Abhörpegel zu erinnern, dem bietet die Remoteeinheit zwei Level-Speichertasten als Zweitfunktion der Tasten „Out 1“ und „Out 2“. Hier lassen sich Abhörpegel speichern und jederzeit wieder abrufen.

Am blauen Zahn der Zeit

Mit der hervorragenden Einbindung mobiler Geräte per Bluetooth erweitert Heritage Audio auch den größten seiner Abhörcontroller um ein praxisnahes und zeitgemäßes Feature. Vorbei sind die Zeiten schlecht klingender Bluetooth-Verbindungen. Die per Bluetooth gekoppelte Wiedergabe klingt Dank der drei zur Verfügung stehenden Codecs exzellent. Die eingebundenen Bluetooth-Quellen lassen sich nicht nur auf die Abhöre, sondern auch auf die beiden Kopfhörerverstärker einspeisen. Dies ist sehr von Vorteil, denn mittlerweile hat so gut wie jeder Musiker oder auch Techniker Vergleichsmaterial, Lieblingstracks oder vergangene Aufnahmen auf dem Smartphone, die mit Hilfe des RAM System 5000 somit unkompliziert vorgespielt werden können. Sobald ein Bluetooth-Gerät gekoppelt ist, ist dieser Weg übrigens gelockt und kein anderer Blauzahn kann den Betrieb stören. Ein weiterer Bluetooth-Zuspieler lässt sich erst dann einbinden, wenn sich das aktuell verbundene Gerät trennt oder wenn der Resetknopf am Frontpanel der Rackeinheit betätigt wird. Sehr praktisch, falls sich der Nachbar mal wieder einen Spaß daraus macht, sich ungefragt zu verbinden. Die Leistung der Bluetooth-Verbindung beim RAM System 5000 ist grandios. Bei all meinen bisherigen Bluetooth-fähigen Geräten wie Boomboxen oder ähnlichem konnte ich keine annähernd vergleichbare Verbindungsgeschwindigkeit, Stabilität und schon gar nicht solch eine Reichweite feststellen. In meinen Studioräumen kam ich nicht an die Grenzen des Systems. Durch zwei Räume und drei Wände hindurch gab es keinen Ausfall der Bluetooth- und auch keinen Abbruch der Remoteverbindung. Ein echtes Killerfeature, denn so können Musiker auch in entfernteren Aufnahmeräumen relativ unkompliziert zum Zuspieler werden.

Die beiden Kopfhörerausgänge machen nicht nur optisch einen soliden Eindruck, sondern liefern auch aus elektrischer Sicht ein ordentliches Pfund Pegel.
Die beiden Kopfhörerausgänge machen nicht nur optisch einen soliden Eindruck, sondern liefern auch aus elektrischer Sicht ein ordentliches Pfund Pegel.

Auch die Kopfhörerverstärker sind vom Feinsten

Wer denkt, man bekäme mit dem RAM System 5000 von Heritage Audio bloß einen ausgecheckten, hochwertigen Abhörcontroller, hat die Rechnung ohne die Kopfhörer-Amps gemacht. Die beiden Kopfhörerwege, die das Frontpanel der Rackeinheit verlassen, sind von allererster Güte. Sie bieten einen enormen Pegel bei gleichzeitig homogenem Klang. Sowohl mein meine hoch- als auch niederohmigen Kopfhörer klingen tadellos und bleiben selbst bei Maximalverstärkung recht verzerrungsarm. Eine Latenz lässt sich auch nicht ausmachen, sodass die beiden Kopfhörerausgänge selbstverständlich perfekt zum Monitoring für Musiker geeignet sind.

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