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Heritage Audio Tubesessor Test

High Voltage!

Auch wenn die drei Höheneinheiten im 19“-Format sicher keine besonders platzsparende Lösung darstellen, bietet der Heritage Audio Tubesessor mit seinem großzügigen Design ein wirklich edles Bediengefühl. Es ist eine wahre Freude, an den großen Bedienelementen zu schrauben, die der Hersteller offenbar direkt von seinem Herchild übernommen hat. Warum auch nicht.

Slanted Tube Compressor
Durch das großzügige Design des Heritage Audio Tubesessor fühlt sich die Bedienung absolut hochwertig an.

Das ebenfalls großzügige VU-Meter ist ein echter Hingucker. Im Bypass des Kompressors wird die Beleuchtung abgeschaltet, während das Metering des Ein- und Ausgangspegels weiterläuft. Etwas ungewöhnlich ist, dass das Meter mit seinem Nullpunkt auf +8 dBu kalibriert wurde. Der Standard liegt bekanntlich bei +4 dBu. Die Aussage des Herstellers dazu ist sinngemäß, dass die meisten Anwender die Box heutzutage ohnehin heißer anfahren und ein Meter auf Rechtsanschlag nichts bringt. Das klingt natürlich einleuchtend. 

Meter VU
Ungewöhnlich: Der Nullpunkt des VU-Meters liegt bei hohen +8 dBu. Und wenn man den Sweet-Spot des Tubesessors treffen will, dann macht es auch Sinn, den Kompressor „auf Betriebstemperatur“ zu fahren.

Trotzdem besteht bei so hohen Pegeln natürlich eine Gefahr, angebundene AD-Wandler zu überfahren. Die verwendete Hardware sollte also ausreichend Headroom bieten – was bei der Verwendung von analoger Hardware ohnehin ratsam ist.

Der Heritage Successor bietet eine große klangliche Bandbreite

Ähnlich wie das Vorbild aus dem Hause Lydkraft bietet der Heritage Audio Tubesessor eine smoothe Opto-Kompression in der Tradition des Teletronix LA-2A. Die erweiterten Timing-Einstellungen sorgen dabei – ebenfalls wie beim Original – für eine wesentlich größere klangliche Bandbreite. Bereits auf dieser Ebene kann der Tubesessor durchaus etwas kräftiger zupacken. Auch wenn die klassischen Einsatzgebiete eines Opto-Röhrenkompressors bei Gesang und Bass liegen, kann ich ihn mir durchaus auch für viele andere Quellen bis hin zu Drums vorstellen.

Heritage in der Praxis
Der Heritage Audio Tubesessor im Praxis-Test.

Im Bereich der Timing-Einstellungen zeigt der Tubesessor eine Eigenheit, die anfangs etwas befremdlich auf mich wirkte. Sobald die Gain-Reduktion im Fixed-Mode 3 dB überschreitet, kommt deutliche Sättigung ins Spiel. Im Modus Fix/Man zeigt sich dies nur noch minimal, während der manuelle Modus auch bei starker Kompression am saubersten bleibt. Dies gilt grundsätzlich und ganz unabhängig von den gewählten Attack- und Release-Zeiten. Ich hatte noch nie die Gelegenheit, an einem originalen Tube-Tech CL 1B zu schrauben. Tatsächlich zeigt das Plug-in von Softube aber ein ähnliches Verhalten. Die folgenden Gesangs-Audios bieten einen Überblick und zeigen das durchaus komplexe Zusammenspiel mit den Modi der zusätzlichen Röhrensättigung.

Audio Samples
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Vocals, Dry Vocals, 3dB GR, Manual, Classic Vocals, 6dB GR, Manual, Classic Vocals, 6dB GR, Manual, Mild Vocals, 6dB GR, Manual, Medium Vocals, 6dB GR, Manual, Hot Vocals, 3dB GR, Fixed, Classic Vocals, 6dB GR, Fixed, Classic Vocals, 6dB GR, Fixed, Mild Vocals, 6dB GR, Fixed, Medium Vocals, 6dB GR, Fixed, Hot

Mit einer Bass-Spur habe ich die Wirkung des Sidechain-Filters getestet. Hier gefällt mir die klassische Einstellung mit Lowcut bei 80 Hz am besten, aber auch die anderen Modi sind teils durchaus interessant. Eine Ausnahme stellt der High-Pass bei 5 kHz dar, denn im Fall des E-Bass ist in diesem Bereich nicht mehr viel los. Zum Anschluss wird auch dieses File bei gleichbleibender Pegelreduktion und maximaler Röhrensättigung durch die drei Timing-Modi geschickt. Die deutliche aber nie giftelnde Sättigung/Verzerrung gefällt mir ausgesprochen gut.

Audio Samples
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Bass, Dry Bass, 6dB GR, Manual, Classic, Sidechain: Off Bass, 6dB GR, Manual, Classic, Sidechain: 80 Bass, 6dB GR, Manual, Classic, Sidechain: 160 Bass, 6dB GR, Manual, Classic, Sidechain: 1K Bass, 6dB GR, Manual, Classic, Sidechain: 3K Bass, 6dB GR, Manual, Hot, Sidechain: Off Bass, 6dB GR, Fix/Man, Hot, Sidechain: Off Bass, 6dB GR, Fixed, Hot, Sidechain: Off
Kommentieren
Profilbild von Fiete

Fiete sagt:

#1 - 20.06.2023 um 19:04 Uhr

2

Die Hörbeispiele klingen ja überhaupt nicht nach CL1b. Ich habe selber einen, den ich sehr dafür schätze, unsichtbar zu leveln, vor allem beim vocal recording. Wenn er das Signal färbt, dann minimal hifi mit einem ganz leichten boost in den höhen. Den hörbar zum zerren zu bringen ist praktisch unmöglich. Hier passiert ja wirklich das absolute Gegenteil: selbst in der cleansten Einstellung klingt der tubesessor so als wäre da ein LPF drauf. Dazu verliert das Signal einiges an detail (gut zu hören in den vocal frys). Sicherlich ein trotzdem ein interessanter Kompressor/Sättigungskiste, aber ganz weit weg vom CL1b. Das ist wohl eher eine Marketing Masche als ein Klon.

Profilbild von Thomas B.

Thomas B. sagt:

#2 - 21.06.2023 um 00:21 Uhr

1

Am besten klingt immer noch das erste, unbehandelte Signal bei den Vocals. Es hat die meisten Höhen, die auch noch sehr schön sind. Sobald der Tubesessor drin ist, hat es weniger Höhen, wie mein Vorredner richtig festgestellt hat. Wenn ich davon ausgehe, dass dieser A/B sorgfältig gemacht wurde, ist er ein Nicht-Kauf-Argument.

Profilbild von Fox

Fox sagt:

#3 - 07.05.2024 um 23:06 Uhr

0

Für Ihre Antwort wäre ich Ihnen sehr dankbar. An welche Wandlerklasse denken Sie zur Unterstützung des Röhrensensors? Ich habe eine ID22-Hörschnittstelle. wird es reichen?

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