Praxis
Kleines Manko
Zunächst darf man sich über die mit 1 HE schlanke Bauform des Heritage Successors freuen. Der Prozessor wurde nicht zum wichtigtuenden 2 oder gar 3 Höheneinheiten messenden Tool aufgeblasen und ist dennoch wunderhübsch und sehr gut bedienbar: Alle Abstände auf der Frontplatte sind ausreichend groß, die typischen Neve-Heads lassen sich gut bedienen, die Ablesbarkeit ist durchweg ordentlich. Dass das Meter nur die GR anzeigt und sich weder auf Input- noch Output-Pegel stellen lässt, ist zwar ein Manko, aber eben nur ein kleines. Ein „Manköchen“ sozusagen.
Standardmäßig insertierter Buskompressor?
Im Betrieb zeigt sich, dass der Heritage Successor durchaus das Zeug zum standardmäßig insertierten Prozessor haben kann. Es gibt ja Engineers und Producer, die per Default beispielsweise einen API 2500 im Drumbus insertieren. Schon bei geringen Hüben und auch gänzlich ohne Regeltätigkeit verleiht der Successor den durch ihn hindurchgeschickten Signalen eine Art „Halo“, was sie sofort edel klingen lässt, aber gleichzeitig die „Griffigkeit“ der Signale erhöht. Im Grundcharakter ist die leichte Anreicherung durch die Übertrager, aber eben auch durch die Schaltung selbst erkennbar. Die Obertonanreicherung folgt dynamisch sehr gut dem Eingangssignal und wirkt dadurch nie künstlich oder aufgesetzt. Und wofür Diodenbrücken durchaus bekannt und beliebt sind, ist die warme, dichte „Verklebung“ von Signalen. Besonders bei zu transparenten, zu „braven“ Drumsignalen tut ein Prozessor dieser Art dem Bus meist sehr gut. Das ist auch hier der Fall, denn alle bearbeiteten Beispiele zeigen plötzlich einen höheren Zusammenhalt. Das funktioniert auch beispielsweise mit Stimmen und Akustikgitarren, die für Singer/Songwriter-Produktionen eng miteinander verschränkt werden müssen, für Keyboard- oder Gitarren-Stems oder für die zusammengemischten Backgroundvocal-Signale.
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„Verkehrt einstellen“ fast unmöglich
Gibt man der Diodenbrücke ordentlich Hubarbeit, indem der Threshold herunter- und die Ratio heraufgesetzt werden, zeigt sich auch, weshalb diese Schaltung ebenfalls so beliebt ist: Schön musikalisch folgt die Regelung dem Material. Es erscheint fast unmöglich, den Successor „verkehrt“ einzustellen, wenn man ihn auf komplexeren Signalen anwendet. Sicher: Im Limiting-Betrieb schafft auch er es zu patschen und knacksen. Und ihn nur zum Abfangen der höchsten Spitzen zu benutzen, ist sicher nicht die richtige Anwendung.
Bei Einzelsignalen – für die er explizit nicht gedacht ist – fehlt ihm bisweilen etwas der Biss, doch schon auf Drumbussen mit hoher Dynamik und Steilwand-Transienten kann er sein volles Potenzial ausfahren. Nicht zuletzt die kurze minimale Attack ermöglicht es, die komplette Schlagzeuggruppe immer so vorzubereiten, dass sie auf die Stereoschiene „entlassen“ werden kann. Ganz toll ist, dass der Heritage Successor so rauscharm ist, dass man nicht abwägen muss, ob nun Klangästhetik oder Rauscharmut wichtiger ist.