Praxis
Verwendungszweck
Auch wenn das mitgelieferte Kabel Assoziationen an einen Mobilkopfhörer weckt, ist der Sundara aufgrund seiner bauartbedingt fehlenden Dämmung von Außengeräuschen nicht für den mobilen Einsatz geeignet (obwohl er an mobilen Abspielgeräten ein souveränes Bild liefert). Folglich ist eine Verwendung zum Monitoring während der Aufnahme ebenfalls nicht zu empfehlen. Im stationären Betrieb werden audiophile Musikliebhaber seine ausgezeichneten Wiedergabeeigenschaften allerdings zu schätzen wissen und obwohl der Sundara vom Hersteller, im Gegensatz zum ebenfalls magnetostatischen Audeze LCD-X, nicht ausdrücklich zur professionellen Verwendung empfohlen wird, kann ich mir den Einsatz in Mix und Mastering sehr gut vorstellen.
Tragekomfort
Obwohl es sich um einen magnetostatischen Kopfhörer handelt, welche in dieser Rubrik nicht den besten Ruf genießen, kann man dem HIFIMAN Sundara hier kein Defizit nachsagen, so ist er deutlich leichter und angenehmer zu tragen als der LCD-X von Audeze. Ein interessantes Detail können die großzügig dimensionierten Ohrpolster aufweisen. Diese bestehen im körperaufliegenden Bereich aus komfortablem Velours, während der außen liegende Rand aus Proteinkunstleder gefertigt wurde. Der Anpressdruck beider Ohrmuscheln ist für einen offenen Kopfhörer relativ kräftig, wobei ich auf der Homepage des Herstellers gelesen habe, dass man den Federstahlbügel bei Bedarf etwas aufbiegen kann, was ich mir beim vorliegenden Testkopfhörer aber verkniffen habe. Ein flexibles Kopfband anstatt eines gepolsterten Bügels zu verbauen ist aus meiner Sicht stets eine intelligente Lösung, die sich auch beim AKG K812 und STAX SR-202 wiederfindet. Dennoch muss sich der Sundara in der Rubrik Tragekomfort hinter den schamlos bequemen Modellen von Beyerdynamic (mit gepolstertem Bügel) einreihen. Der Rastmechanismus zur Größenanpassung funktioniert problemlos und der Kopfhörer sitzt gut und sicher auf meinem Kopf, wobei ich mir vorstellen kann, dass das Gehäuse bei Menschen mit einem besonders großen Kopf etwas knapp bemessen ist.
Klang
Testbedingungen
Über die Notwendigkeit des “Einspielens” von Kopfhörern findet man unterschiedliche Aussagen und selten konkrete Informationen. Einige Hersteller geben beispielsweise an, dass ihre Wandler bereits eingespielt sind, andere bitten Testpersonen wie mich, den Kopfhörer vor der Beurteilung einzuspielen. Dritte sind der Meinung, dass eine eventuell empfundene Klangverbesserungen nach der “Einspielphase” ein nicht messbarer, psychologischer Gewöhnungseffekt ist. Nichtsdestotrotz habe ich den HIFIMAN Sundara vor diesem Test mehrere Tage an meinen alltäglichen DAW-Tätigkeiten teilhaben lassen und auch zwischendurch musikalisch beschallt.
Der Test erfolgte an den folgenden Kopfhörerausgängen/Verstärkern:
- Lake People G93
- iPhone SE
- iPad 4
- SPL 2Control
- UAD Apollo 8
Neben diversen akustischen Experimenten (Sinus Sweeps, übliche DAW-Tätigkeiten) habe ich einen stilübergreifenden Mix vertrauter Eigen- und Fremdproduktionen über den Sundara angehört und analysiert.
Der erste Eindruck
Schon beim ersten Check über mein iPad offenbarte der Sundara überzeugende Wiedergabeeigenschaften, die ich in dieser Form von dem vergleichsweise preiswerten Modells des mir bisher nur aus dem Internet bekannten Herstellers nicht erwartet habe. Gut klingende Produktionen klingen in sämtlichen Klangparametern absolut ausgewogen, doch offenbart der HIFIMAN Kopfhörer auch Schwächen, wie es bei der kritischen Beurteilung in Mix und Mastering erforderlich ist?
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Frequenzgang
Die soeben genannte Ausgewogenheit spiegelt sich in der Frequenzwiedergabe wieder. Über die musikalisch relevante Bandbreite werden alle Frequenzbereiche natürlich und ohne frei von Überzeichnungen dargeboten. Der Bass ist straff und druckvoll bis in den Subbereich, wobei die Quantität im Gesamtkontext marginal hinter den Referenzkopfhörern AKG K812 und Audeze LCD-X/LCD-XC zurückbleibt. Im weiteren Frequenzverlauf verhält sich der Sundara ähnlich ausgewogen wie der K812, wobei mir die Darstellung der Mitten des Magnetostaten fast noch eine Nuance natürlicher erscheint. Der AKG-Kopfhörer hingegen agiert dafür etwas analytischer und fächert die Mittenfrequenzen deutlicher auf, was möglicherweise ein geringfügiger Vorteil bei kritischen Beurteilungen sein kann, allerdings handelt es sich hierbei um absolut minimale Unterschiede, die auf einem sehr hohen Niveau stattfinden. In der Wiedergabe der Höhen habe beide Modelle eine hohe Übereinstimmung, der Audeze LCD-X wirkt hier vergleichsweise etwas bedeckt und wärmer.
Der elektrostatische STAX SR-202 ist im Direktvergleich zu diesem Trio noch etwas heller abgestimmt, was ich hier weder als besser oder schlechter bewerten möchte. Der Sundara sowie die zum Vergleich genannten Kopfhörer bieten allesamt eine Frequenzwiedergabe, die unter professionellen Anforderungen klangliche Beurteilungen und Eingriffe begünstigt. Auf diesem Niveau entscheiden individuelle Präferenzen, welchen Attributen man den Vorzug gibt. Fakt ist, dass der HIFIMAN Sundara innerhalb dieser elitären Auswahl problemlos mithalten kann.
Impulsverhalten
Auch in dieser Teilkategorie spielt der HIFIMAN-Kopfhörer auf Referenzniveau und liefert ein Resultat, das man von einem hochwertigen Magnetostaten erwartet. Transienten werden präzise und frei von Kompressionsartefakte ans Ohr geleitet, auch wenn die Detailfülle erwartungsgemäß nicht ganz so kompromisslos wie beim Elektrostaten von STAX ist, was im Übrigen auch nicht jedermanns Sache ist, erreicht der Sundara mühelos die Qualität professioneller Studiomonitore und spielt auch mit dem AKG K812 in einer Liga. Eindrucksvoll ist auch die Wiedergabe tieffrequenter Impulse, die der Sundara authentisch, kompressions- und mühelos darstellt.
Räumliche Abbildung
Der HIFIMAN Sundara zählt zu dem kleinen Kreis von Kopfhörern, die man zwischendurch mal absetzt, weil man denkt, die Studiomonitore wären noch aktiv. Die räumliche Abbildung des hochauflösenden Kopfhörers kommt einer Wiedergabe über Lautsprecher schon verhältnismäßig nah. Besonders in Kombination mit der Crossfeed-Funktion meines SPL 2Control ergibt sich eine bemerkenswert natürliche Bühne, die sich etwa auf dem Niveau des AKG K812 befindet, welcher einzelne Mixelemente noch etwas analytischer separiert. Nicht falsch verstehen, der Sundara hat eine hervorragende Tiefenstaffelung und einzelne Instrumente lassen sich im Stereopanorama präzise orten, dieser im Vergleich zum K812 etwas kompaktere Charakter wirkt teilweise sogar etwas natürlicher als die gnadenlose Sezierung mit dem AKG-Kopfhörer. Weiterhin gefällt mir das perfekt ausbalancierte Verhältnis von Phantommitte und Seitensignal ausgesprochen gut, welches Gesangsstimmen adäquat beleuchtet.