Praxis
Hit’n’Mix RipX DeepRemix zur Stem Separation nutzen
Fast wie in einer DAW zeigt DeepRemix nach der Analyse links die erkannten Instrumente und Vocals an, jeden Part kann man einzeln hören (Solo) oder muten. Im Hauptfenster sieht man am linken Rand eine Piano Roll, daneben die erwähnten bunten Schlangenlinien. Farblich nach Instrumenten getrennt, repräsentieren sie die Rhythmen und Melodien der Elemente. Stellt man ein Instrument auf solo, blendet das Programm die Noten der anderen Instrumente aus.
Hitnmix_Ripx_DeepRemix_05_Layers.jpgWill man eines der Elemente direkt als WAV-Datei exportieren (oder auf Wunsch auch direkt als MP3), stellt man es ebenfalls auf solo und startet den Exportdialog. Das Ganze geht natürlich auch umgekehrt – Song exportieren, minus Vocals oder Drums. Das eignet sich zum Beispiel perfekt für Karaoke-Versionen, zum Lernen eines Songs am eigenen Instrument oder für den Unterricht. DeepRemix bietet außerdem die Möglichkeit, eine Spur als MIDI-Clip zu exportieren.
Songs mischen und Instrumente transponieren
Die Software löst damit ein Problem, das viele Remixer und Producer beim Kombinieren von Samples haben. Denn sobald die Tonarten zweier Loops hier zu weit auseinander liegen, muss man sich mit mühsamem Slicing und Pitching aushelfen, damit es nicht zu dissonant klingt. In Hit’n’Mix DeepRemix lässt man die Software die Tonart eines Songs unten links über „Detect“ erkennen – und kann den Song dann direkt darüber in eine Vielzahl an (westlichen) Tonarten und Tongeschlechter (Dur, natürlich Moll, etc.) transponieren.
Auf diese Weise kann man auch mit dem Remixing direkt in DeepRemix beginnen. Dazu lade ich zum Beispiel drei Songs in die Software. Beim ersten mute ich alles außer den Drums. Dann isoliere ich beim zweiten Song die Gesangslinie, markiere alle ihre Noten, kopiere sie und füge sie über den Befehl „Paste & Fit Tempo“ temposynchron in den ersten Song ein. Nachdem DeepRemix die Tonart der Vocals erkannt hat, gehe ich zum dritten Song und „klaue“ mir dort die Streicher. Ich markiere sie, kopiere sie und füge sie wieder im ersten Song ein. Dort landen sie dann, angepasst an die Tonart. Dass das mit nur drei Audiodateien so mühelos geht – faszinierend!
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Mit den Werkzeugen in Hit’n’Mix RipX DeepRemix einen Song verändern
Aber auch einen einzelnen Song kann man mit den Werkzeugen der Software drastisch verändern. So bekommt jedes Element, also Vocals, Bass, Drums, etc. auf Wunsch eigene interne Effekte wie Reverb oder Delay. Wer möchte, belegt jede Note separat zum Rest des Instruments mit Effekten. Außerdem sind mit den Effekten wie dem integrierten Lowpass-Filter auch Automationen möglich.
Um zu automatisieren, gruppiert man einige Noten (STRG/CMD + G), dreht am gewünschten Effekt rechts und doppelklickt die Gruppe dann. Etwas umständlich, dafür taucht jetzt im unteren Bereich von Hit’n’Mix RipX DeepRemix ein Block mit einer Automationslinie auf. Deren Verlauf kann man mit der Maus nachzeichnen. So erzeugt man beispielsweise nachträglich nur in der Strophe einen sich öffnenden Lowpass-Filter nur in der Strophe eines Songs.
Wie klingt DeepRemix?
Mit dem neusten Update 6.2.5 hat sich die Qualität der RipX-Engine laut Hit’n’Mix noch einmal verbessert. Und ich muss sagen, dass die gesamte RipX-Flotte, also neben DeepRemix auch DeepCreate und DeepAudio, vor allem bei der Stem Separation ganz vorne mitspielt. Gerade der Gesang ist in vielen Genres und Songs, die ich getestet habe, immer deutlich verständlich.
Eine leichte Phasigkeit und Verwaschenheit schafft auch dieses Update nicht vollkommen auszubügeln. Aber im Vergleich zu vielen Separation Tools, wie das erwähnte Moises oder der „Music Rebalance“-Funktion in Izotope RX, erweist sich die RipX-Familie bei der Stem Separation als eine der besten.
Auch Drums, Piano oder Perkussion klingen isoliert meist durchaus brauchbar. Der Bass hört sich dagegen selten nach mehr als einem phasigen Brummen an. Hier scheint die RipX-Engine vor allem das Hochfrequente, zum Beispiel die Plektrengeräusche beim E-Bass oder die Obertöne des Synth-Basses, noch nicht gut vom Rest trennen zu können. Will man allerdings den Bass aus einem Song zu Übungszwecken entfernen, klingt das Resultat vollkommen in Ordnung,
Effekte in DeepRemix einsetzen
Die Idee, quasi jeder Instrumentennote unterschiedliche Effektanteile verleihen zu können, birgt großes kreatives Potenzial. Die Qualität der Effekte ist aber leider eher durchschnittlich. Der Reverb scheppert, der Delay klingt nach Echo-Maschine und der Lowpass-Filter macht das Signal unangenehm dünn und resonant.
Auch der Workflow für Effekte ist gewöhnungsbedürftig. Die 28 Audioeffekte sind in die drei Kategorien „Pitch“, „Time“ und „Level“ aufgeteilt. Die Sortierung kommt mir eigenartig vor. Ich hätte den Reverb nicht unbedingt in der Time-Kategorie vermutet und den „Low Pass“ Effekt nicht in der „Level“-Kategorie gesucht. Und dann bietet jeder Effekt genau einen, in einigen Fällen auch zwei, Slider. Ich kann also weder das Feedback beim Delay, noch die Flankensteilheit beim Low Pass oder eigene Akkordebei der Harmony-Funktion einstellen. Detaileinstellungen für jeden Effekt wären ein echter Gewinn.