Praxis
Nach der Betätigung des Netzschalters ist die Polar 8 schnell spielbereit. Auffälliges Grundrauschen oder andere Artefakte sind nicht zu vernehmen. Das Master-Poti lasse ich in der 0-dB-Stellung und widme mich zunächst dem Kanal 3. Dort versuche ich eine Bluetooth-Verbindung mit meinem iPhone 12 einzurichten. Dazu drücke ich den Pair-Button, der darauf in einem blauen Licht pulsiert. In den iOS-Bluetooth-Einstellungen wird mir der Eintrag „HK Audio PLOAR 8 FA1C“ anzeigt. Ich tippe auf „verbinden“ und nach wenigen Sekunden steht die Verbindung. Das war einfach!
Um jetzt die zweite Polar 8 mit der ersten via der TWS-Funktion (True Wireless Stereo) zu koppeln, drücke ich die TWS-Taste der ersten Polar 8, bis diese zu Blinken beginnt. Anschließend drücke ich die TWS-Taste der zweiten Polar 8 und nach einiger Zeit haben sich beide Einheiten zu einem Stereosystem konfiguriert. Sehr cool, fällt so doch die lästige Verkabelung zwischen den Systemen flach.
Aber Achtung, diese drahtlose Kopplung funktioniert nur mit Bluetooth-Signalen! Alle weiteren analogen Signale der Kanäle 1 & 2 werden nicht drahtlos weitergereicht. Dafür muss man entweder die XLR-Link-Out-Buchse verwenden oder, falls man ein externes Mischpult verwendet, geht der Summenausgang links in die erste Polar 8 und der rechte Mixerausgang in die zweite Polar 8.
Was die Reichweite betrifft, kommt es etwas auf die Aufstellung an. Die Bluetooth-Schnittstelle ist in dem Aktivmodul untergebracht. Von dort geht die BT-Antenne bis an die Decke des Subwoofers, aber nicht weiter bis in das Topteil. Steht der Subwoofer nicht auf der Bühne, sondern auf dem Boden und das Publikum steht davor, dürfte es zu einer Signaldämpfung kommen. Je nachdem von wo man das BT-Signal versendet. Freifeld hatte ich jedenfalls keine Probleme, eine Reichweite von 30 Metern zu erreichen. In der Praxis könnte das je nach Aufstellungen jedoch etwas weniger sein.
Kommen wir zum Klang. Die erste Hörprobe ist ein Medley bekannter Songs vom Zuspieler. Egal welche Musikrichtung, die Grundabstimmung des Systems gefällt mir gut. Das klingt ausgeglichen und in sich stimmig. Auch der kritische Übernahmebereich zwischen Subwoofer und Topteil ist gelungen, beide Schallwandler klingen wie eine Schallquelle und nicht voneinander separiert. Einen Summen-EQ vermisse ich jedenfalls nicht.
Die Grundeinstellung (Treble und Sub Level in den Mittenstellung) passt für meinen Geschmack sehr gut. Steht die Polar 8 in einer Freifeld-Aufstellung, kann ein kleiner Boost des Bassbereichs (Poti auf zwei Uhr) je nach Programmmaterial nicht schaden. Stichwort „Bass“. Den Frequenzgang der Polar 8 gibt HK Audio mit 50 – 20.000 Hz an. Das passt zu meinem Höreindruck. Der Bass ist für einen einsamen 8-Zoll-Treiber erstaunlich präsent, geht aber nicht wirklich tief. Wirklicher Tiefbass stellt sich auch mit einem kräftigen Dreh am „Sub“ nicht ein. Für einen EDM/Techno-Mini-Rave ist die Polar 8 demnach nicht die richtige PA, aber das dürfte bereits von der Papierform her klar sein.
Auch in puncto maximaler Schalldruck unterliegt die kompakte Säulen-PA den Gesetzten der Physik. Was kann man mit einer Polar 8 beschallen? Kleine DJ-Gigs im zweistelligen Bereich, Hintergrundbeschallung im etwas größeren Rahmen. Live-Gigs mit gemäßigter Backline-Lautstärke bis 100 Personen würde ich dem Säulenzwerg zutrauen. Eng wird es bei klassischen Band-Formationen mit Bass und Schlagzeug, falls diese über die Polar 8 wiedergegeben werden sollen. Hier setzten die guten System-Limiter dem Ganzen schnell ein Ende.
Cajon, Akustikgitarre und Stimme – da sehe ich eher die Einsatzgebiete der Polar 8. Gerade die Stimmwiedergabe weiß zu überzeugen. Ohne großes Gekurbel ist der Vocalsound wirklich überzeugend. Warm, angenehm und mit guter Reichweite – das kann die Polar 8 sehr gut. Als einfaches Säulensystem ist die Rückwärtsdämpfung (Baffle-Step-Effekt) des Topteils natürlich nicht sehr ausgeprägt. Das hat Vor- und Nachteile. Mikrofone nehmen im Betrieb unweigerlich auch etwas vom rückwärtigen Schall auf. Auf der anderen Seite kann man sich so eventuell zusätzliches Monitoring sparen.