Praxis
Die Wahrheit liegt auf dem Platz, also probierten wir unser Test-Setup bei einem Konzert einer Cover-Rock-Truppe aus. Als Antrieb diente uns ein Key Rack 1.12. Die Key Racks 1.12 und 2.24 sind mit dem kompakten (1 HE) IDP Controller Amp (2 x 600 Watt @ 4 Ohm) aus dem Hause Lab Gruppen bestückt und wurden von HK Audio bereits mit den passenden Presets für die hauseigenen Boxen gefüttert. Der Anwender kann somit schlüsselfertig losrocken, ohne sich Gedanken über Entzerrung oder Limiter machen zu müssen.
Unser Key Rack 1.12 besteht aus einem 2-HE-Softcase, das neben der Endstufe eine 1-HE-Leerblende und ein verriegelbares Kaltgerätekabel beherbergt. Im Case ist genügend Platz, um die Speakon-Kabel unterzubringen. Dabei reichen zweipolige Lautsprecherkabel völlig aus. Von der Endstufe geht man links/rechts in die beiden Subwoofer und verbindet mit zwei kurzen Speakon-Leitungen die Bässe mit den Topteilen. Das ist schnell gemacht und man braucht sich keine Gedanken darüber machen, dass Schlagregen oder umkippende Getränke die Boxen unter Wasser setzten könnten. Aktive Boxen sind in diesem Punkt generell anfälliger.
Die Band sollte auf einer Gartenterrasse vor einer überschaubaren Menge an Gästen aufspielen. Daher machte ich mir keine Gedanken, dass die 2 x 600 Watt der Systemendstufe zu knapp dimensioniert sein könnten. Zumal die Premium PR:O laut Datenblatt einen guten Wirkungsgrad aufweisen und somit auch mit kleineren Endstufen zünftig aufspielen sollten.
Vor Ort zeigt sich, dass Wunschvorstellung und Wirklichkeit krass voneinander abweichen können. Der Gastgeber hat kurzerhand eine Bühne auf sein 4.000 qm² großes Gartengrundstück gezimmert, dessen Anblick eine tontechnische Panikattacke beim Autor auslöste. Teil dieser Schicksalsgemeinschaft war ein DJ, der mit seiner HK Audio Lucas immerhin ein markenäquivalentes Produkt beitragen konnte.
Der Aufbau geht ungewohnt schnell von der Hand. Kein lästiges Verlegen von Stromkabeln zur PA, nur ein einfaches Speakon Kabel pro Seite, das vom Subwoofer zum Top durchgeschliffen wird. Da ich diese Band seit Ewigkeiten betreue, habe ich auf ein herkömmliches Mischpult verzichtet und mische alles über ein iPad. Die PR:O 12 MA verrichtet ihren Monitordienst am Schlagzeug und erhält einen Mix der gesamten Band. Die kleine PR:O 10 XA dient dagegen dem Sänger, der nur sich selbst auf dem Monitor hören möchte, dafür aber so laut wie möglich.
Um maximalen Pegel aus den Monitoren zu holen, setzte ich Low Cuts bei 70 Hz und drehe am PR:O 10 XA das Klang-Poti deutlich in Richtung „Speech“, was den Monitor in den Low Mids entschlackt, so dass sich die Stimme besser durch den Bandsound fräst. Das Gain-Poti der PR:O 10 XA drehe ich nur zu 80 % auf, damit der Sänger sich eigenhändig lauter machen kann. Eine Arbeitsweise, die sich für beide Parteien über Jahre hinweg als vorteilhaft entpuppt hat.
Bei der Main-PA versuche ich eine gesunde Rock’n’Roll-Lautstärke durch einen entschlackten Mix zu generieren. Low Cut bis 40 Hz, viel Kompression in den Einzelkanälen, ein Summenkompressor mit 2:1-Ratio und in den Kanal-EQs mehr absenken als boosten. Der Soundcheck steht an, und ich bin gespannt. Mit einem Auge auf die Limiter-Anzeige der Endstufe schiebe ich die Signale zusammen und bin erstaunt, was da geht! Das SPL-Meter zeigt zehn Meter von der Bühne entfernt an meinem FoH Stehtisch beachtliche 96 dBa slow, und das bei durchaus fettem Sound. Selbst bei hohem Pegel behält das System seine tonale Integrität und mutiert nicht zur akustischen Kreissäge. Das System klingt ohne Summen-EQ oder Klangverbiegungen ausgewogen und ansprechend. Und das mit lediglich 2 x 600 Watt – erstaunlich.
Band und Gastgeber sind jedenfalls zufrieden. Mit dem DJ hecke ich noch einen Geheimplan aus: Über einen Aux-Weg schicke ich etwas Bass Drum, Floor Tom und Bass in die Subwoofer seines HK Audio Lucas, um das Ganze einen Tick anzudicken. Als Gegenleistung bekommt der Konservenrocker einen Extraschub über die PR:O 18S Basstriebwerke. Eine klassische Win-Win-Situation. Beide Parteien hätten auch ohne Hilfestellung einen guten Job abliefern können, aber bei einem Open Air auf großem Grundstück ist mehr einfach mehr.
Das System spielt den ganzen Abend souverän auf und die zweihundert Gäste werden bestens unterhalten. Ein zufällig anwesender Sänger einer Coverband zeigt sich beeindruckt vom Sound. Leistungsreserven gab es allerdings keine mehr, das Eingangssignal bewegte sich stets nur ein, zwei Dezibel unter dem Schwellwert des Limiters. Vereinzelnd ließen Bass Drum oder Snare den Limiter der IDP-Endstufe eingreifen, was allerdings kaum hörbar wurde. Nach einer Spielzeit von über drei Stunden, kann man festhalten, dass unser System „vollgasfest“ ist. Schön, dass auch die Musiker mit dem Monitoring zufrieden waren.
Handling und Sound stimmen, weshalb es nicht weiter verwundert, dass die Systeme gerade in Musikerkreisen, Schulen und Clubs so beliebt sind: Sie bringen ohne großen Aufwand guten Sound auf die Bühne und geben den Anwendern Freiraum, sich auf das zu konzentrieren, worauf es ankommt: die Musik.