Handhabung
Durch die besondere Bauweise unterscheidet sich der Beatles-Bass in der Handhabung schon deutlich von einem normalen E-Bass. Der erste Punkt ist die Kopflastigkeit, die man sofort spürt, wenn man sich den Höfner H500/1 Artist Violin Bass umhängt. Klar, der kleine hohle Korpus ist extrem leicht und bildet kaum ein Gegengewicht zum Hals, was eben negative Auswirkungen auf die Balance zur Folge hat.
Außerdem liegt der vordere, am Halsfuß angebrachte Gurtpin relativ weit rechts und kann den Hals somit nicht nach oben ziehen. Man muss den Bass also entweder mit der linken Hand in Position halten oder mit dem rechten Unterarm nach unten drücken. Oder beides, was angesichts des geringen Gesamtgewichts von läppischen 2,2kg im Endeffekt aber auch nur wenig Mühe verursacht. Mit dem richtigen Gurt kann man natürlich noch zusätzlich entgegenwirken – alles also halb so wild also!
Bespielbarkeit
Deutlich gewöhnungsbedürftiger sind hier schon die engen Saitenabstände von 14mm, die durch die nahezu gleichbleibende Breite des Halses (42mm-50mm) bedingt werden. Sobald man sich damit arrangiert hat, geht auf dem Beatles-Bass aber alles sehr angenehm von der Hand. Das mitteldicke C-Profil fühlt sich gut an, und Lagenwechsel werden durch die 30“-Mensur zu einem reinen Vergnügen. Man fliegt auf dem kurzen Hals förmlich nur so durch die Lagen – toll!
Positiv finde ich zudem, dass die Saitenspannung trotz der kurzen Mensur relativ straff ist, weil der Höfner H500/1 Artist Violin Bass erfreulicherweise mit Flatwound-Saiten bespannt ist, wie es sich bei Shorties dieser Art meiner Meinung nach auch gehört!
Intonation
Die Saitenlage war ab Werk eher etwas höher eingestellt, was ich bei Shorties, die mit Flatwounds bespannt sind, per se absolut in Ordnung finde. Bei der Intonation gab es jedoch etwas Verbesserungsbedarf, denn die tieferen Saiten klingen leider etwas zu hoch. Mit den Metallreitern kann man die Mensur nicht mehr verlängern.
Für dich ausgesucht
Zur Korrektur muss man die Saiten lockern und den kompletten Steg, der traditionell nicht auf der Decke befestigt ist, für die tiefen Saiten etwas nach rechts schieben. Im Reich der Kontrabässe gehört dieses Prozedere zum absoluten Standard – beim E-Bass jedoch nicht, so dass es unterm Strich natürlich besser wäre, wenn Höfner den Bass bereits korrekt eingestellt verschicken würde.
Höfner H500/1 Artist Violin Bass – Sound
Jetzt können wir uns endlich mit den klanglichen Fähigkeiten des Höfner H500/1 befassen und hören uns zu diesem Zeck einige Audiobeispiele an. Ich habe den Bass bei allen Beispielen ohne Amps oder Preamps aufgenommen – ihr hört also den nackten Sound „ohne Netz und doppelten Boden“.
Höfner empfiehlt in der kleinen beiliegenden Broschüre folgende Einstellung für den klassischen 60er-Sound im Stil von Paul McCartney: “BassOn -On, TrebleOn – Off, Rhythm/Solo -Solo”. Es ist also nur der vordere Pickup im Spiel und der Sound wird in den Höhen nicht beschnitten. Und siehe da: Mit dieser Einstellung landet man in der Tat augenblicklich im Vintage-Land und erntet einen perkussiv-voluminösen Basssound mit einer dezenten Akustiknote, wie man ihn von etlichen Beatles-Songs bestens kennt.
Im Rythm-Modus klingt alles abermals etwas weicher und runder, was mir persönlich sogar noch besser gefällt – definitiv meine Lieblingseinstellung mit dem Höfner H500/1 Artist Violin Bass!
Schlägt man die Saiten wie im nächsten Beispiel nur mit dem Daumen an, so kommt der McCartney-Sound sogar noch etwas authentischer, gleichzeitig aber auch eine Spur undifferenzierter, weil die Anschläge eben nicht mehr ganz so präsent erscheinen:
Wer sich beim Halstonabnehmer-Sound mehr Durchsetzungskraft wünscht, kann aber natürlich auch einfach zum Plektrum greifen und die Saiten damit etwas weiter rechts in Richtung Steg bearbeiten. Mit diesem charmenten „ploppigen“ Sound sollte man auch in lauteren Bands noch bestens durchkommen und trotzdem ausreichend Tiefbässe für das Fundament liefern können.
Einen ähnlichen Effekt erreicht man, indem man den Stegtonabnehmer dazuschaltet. Mit beiden Pickups bei gleicher Lautstärke liefert der kleine Bass einen großen Vintage-Sound mit luftig-offenen Bässen und durchsetzungsstarken Hochmitten.
Für das zweite Beispiel habe ich den Stegtonabnehmer um etwa 20% zurückgenommen und den leiseren Rhythm-Modus verwendet. Der Sound wirkt jetzt etwas organischer und wärmer, was mir persönlich noch besser gefällt.
Damit wir wirklich alle Einstellungen gehört haben, gibt es zum Abschluss noch den Stegtonabnehmer im Solobetrieb. Viel Low-End liefert der Bass jetzt logischerweise nicht mehr, aber auch dieser Sound hat zweifellos seinen Charme und kann in spezielleren Musikrichtungen durchaus reizvoll sein!