Handling/Bespielbarkeit
Wer hauptsächlich herkömmliche Longscale-Bässe spielt, muss sich beim Wechsel zum “Beatles Bass” auf einige bauartbedingte Eigenheiten einstellen und seine Spieltechnik eventuell anpassen. Die erste Eigenheit betrifft die Ergonomie des Höfner HCT 500/1 CV Contemporary, denn der Korpus des ist extrem klein und leicht, sodass sich eine dezente Kopflastigkeit kaum vermeiden lässt. Zudem wurde der vordere Gurtpin am Halsfuß angebracht, sodass der Hals nicht automatisch nach oben gezogen wird. Der Bass muss also entweder mit der linken Hand in Position gehalten werden, oder man hilft eben mit etwas Druck auf den Korpus nach.
Aber wie auch immer – wirklich signifikant wirkt sich die Dysbalance durch das geringe Gesamtgewicht des Basses von etwa 2,8kg nicht auf den Spielkomfort aus. Mit einem rutschfesten Gurt hängt der Höfner HCT 500/1 CV Contemporary recht stabil vor dem Körper und lässt sich auch über längere Distanzen angenehm spielen.
Wesentlich deutlicher machen sich die engen Saitenabstände von 14mm an der Brücke und die kürzere Shortscale-Mensur beim Spielen bemerkbar. Die Auswirkungen der kurzen Mensur empfinde ich persönlich dabei allerdings eher als angenehm – Lagenwechsel werden durch die geringen Abstände der Bünde zu einem puren Vergnügen, und komplexere Läufe gehen geradezu mühelos von der Hand!
Gewöhnungsbedürftiger ist für mich persönlich das enge String-Spacing. Allerdings bin ich doch immer wieder überrascht, wie schnell sich die Spieltechnik an neue Parameter anpasst. Nach einiger Zeit mit dem Höfner-Shorty fühlt sich alles prompt sehr natürlich an und man denkt beim Spielen nicht mehr an enge Bünde oder Saitenabstände. Lediglich einige modernere Spieltechniken (wie beispielsweise Slapping) sind mit Saitenabständen von 14mm recht schwer umsetzbar, dafür ist der Violin-Bass aber auch aus klanglicher Sicht nicht gerade das geeignetste Instrument – zumindest nach meinem Geschmack!
Höfner HCT 500/1 CV Contemporary: Sound
Speziell sind beim Höfner HCT 500/1 CV Contemporary aber nicht nur die Saitenabstände, sondern auch die Abstände der Tonabnehmer. Er kommt nämlich mit dem sogenannten Cavern-Spacing der Violin-Bässe aus dem Jahr 1961. Wie sich dieses Pickup-Spacing auf den Sound auswirkt, finden wir jetzt anhand der folgenden Audiobeispiele heraus.
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Der Treble-Pickup sitzt beim Höfner HCT 500/1 CV ziemlich weit vorne und kann daher nicht so viele Hochmitten und Höhen übertragen wie ein Violin-Bass mit herkömmlichem Spacing. Er klingt mit beiden Tonabnehmern in gleicher Lautstärke dementsprechend hörbar wuchtiger und liefert wirklich ein sehr solides Fundament! Sehr positiv finde ich zudem den Effekt des Tonblocks auf den Sound: In meiner Wahrnehmung klingt der Höfner HCT 500/1 CV etwas ebenmäßiger und punchiger als ein Violin-Bass ohne Tonblock – die Töne besitzen mehr Gewicht und klingen gleichmäßiger und langsamer aus.
Schaltet man nur den Bass-Pickup scharf, so wird der Sound noch eine Spur sonorer und hohler, weil die präsenten Mitten des Treble-Pickups fehlen.
Ein große Überraschung und ehrlich gesagt meiner absoluter Favorit ist der Solosound mit dem Treble-Pickup. Ich hätte nicht gedacht, dass der Violin-Bass einen derart warmen, knurrigen und durchsetzungsstarken Sound zu liefern vermag – richtig cool!
Dieser Sound des Höfner HCT 500/1 CV Contemporary hat mich sogar dazu animiert, einen Verzerrer und dazu noch eine Boxensimulation anzuschmeißen, um den Beatles-Bass richtig zu rocken! Hier das Ergebnis:
Plektrumspiel funktioniert bei einem Höfner-Bass natürlich immer ganz vortrefflich. Der sonore Sound profitiert dabei vom stark in den Vordergrund gerückten Attack und setzt sich in der Band ganz ausgezeichnet durch. Die Lautstärke des Bass-Pickups habe ich für die Aufnahme leicht zurückgenommen.
Im letzten Beispiel hört ihr nun noch einen milderen Sound, für den ich die Töne mit den Daumen angeschlagen und gleichzeitig leicht abgedämpft habe. Der Bass-Pickup war nur etwa zur Hälfte aufgedreht, um das Fundament etwas zu zähmen. Den Rhythm/Solo-Schalter habe ich außerdem in die Position „Solo“ gestellt. Neben einem deutlichen Lautstärke-Boost liefert die Solo-Stellung laut Höfner auch etwas mehr Höhen als die Rhythm-Stellung. Der Unterschied ist für mich aber eher marginal und versendet sich im Kontext mit anderen Instrumenten nahezu komplett.
furanku sagt:
#1 - 03.09.2024 um 07:01 Uhr
Nichts gegen den Höfner Violinbass. Andererseits sehe ich abseits von Beatles Revivalbands und McCartney-Fans wenig Relevanz dieses Basses. Ich glaube auch kaum, dass selbst ein Bassist der Zielgruppe den typischen Klang wirklich heraushören könnte, den bekommt man auch mit anderen Bässen hin ... nur dass man eben dort diesen Sound sonst eher vermeidet. Auch spieltechnisch ist der Bass eher unangenehm. Es ist schon reine Tradition und Folklore diesen Bass bis heute zu bauen und offensichtlich finanziell für Höfner noch attraktiv.
Lars Lehmann sagt:
#1.1 - 03.09.2024 um 12:04 Uhr
Hallo Furanku, da muss ich dir aus meiner persönlichen Erfahrung widersprechen. Ich liebe den Sound meines Höfner-Basses, vor allem im Studio. Speziell mit Flatwounds sitzt dieser halbakustische Ton wie eine "1" im Mix. Na klar, das Handling eines Violin-Basses ist ohne Frage speziell, aber der Klang war bislang bei ganz bestimmten Songs (meistens welche mit Retro-Klangästhetik, aber auch einige moderne Dance-Nummern) exakt das, was die Tracks brauchten. Viele Grüße, Lars
Antwort auf #1 von furanku
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenpau docmartney sagt:
#1.1.1 - 09.09.2024 um 08:57 Uhr
spiele die dinger und auch kopien davon auch gerne, mit pyramid flats. erst einmal sind sie schön leicht und ich hab eh bandscheibenprobleme, dann mag ich das stringspacing und auch die mensur- macht flotte fingerlines easy machbar und obendrein liebe ich alles mit hohlräumen- die akustische komponente macht so ein instrument irgendwie organischer. mache damit in erster linie reggae, ska, dub und artverwandtes- robbie shakespeare von den riddim twins "sly und robbie" hat die dinger auch immer wieder benutzt- und sogar da kommt bei mir zusätzlich n schaumklotz unter die saiten, um den sound noch mellower hinzukriegen. ich muss aber auch dazusagen, dass ich bei den dingern immer sofort nach erwerb die bescheuerte elektrik rausschmeisse und dafür ein volume- und ein tone-poti, sowie für jeden pickup einen on/of-kippschalter einbaue. ich schraube mir meinen sound auch während der gigs gerne am bass zurecht, bevor ich ständig an den amp renne. ist zwar nicht die nummer 1 in meiner sammlung (die ist inzwischen auch absurd groß), aber für proben mit fahrradanreise ideal.
Antwort auf #1.1 von Lars Lehmann
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenRoman sagt:
#2 - 09.10.2024 um 00:31 Uhr
Die Höfner Contemporary Serie wurde doch immer in China (zeitweise auch Indonesien) gebaut - hier im Artikel wird Japan als Herstellungsland genannt - ist das ein Fehler, oder wurde die Produktion tatsächlich verlegt? Bei dem Preis kann ich mir "Made in Japan" eigentlich nicht vorstellen...