Praxis
Durch das geringe Gewicht und die 76,2 cm Shortscale-Mensur ist der “Beatle Bass” sehr bequem und mühelos zu spielen – sowohl im Sitzen als auch am Körper hängend im Stehen. Damit der Gurt nicht wie beim originalen 500/1 vor der Kopfplatte her befestigt werden muss, hat Höfner dem Ignition SE einen zweiten Gurtpin auf der Korpus-Rückseite spendiert.
Der Saitenabstand von 14 mm ist natürlich zunächst gewöhnungsbedürftig – einige moderne Spieltechniken wie etwa Slapping sind daher nur schwer bis gar nicht realisierbar. Das ist allerdings kein echter Nachteil, denn schließlich gehören diese Art Spieltechniken ja auch nicht zum “Auftrag” eines Beatles-Basses, und davon abgesehen kann ein engeres Spacing für andere Spieltechniken durchaus auch von Vorteil sein!
Etwas gewundert habe ich mich über die Saiten-Austattung: Ich hätte auf jeden Fall eigentlich eher Flatwounds – also geschliffene Saiten – für einen dicken Vintage-Sound erwartet. Stattdessen kommt der Ignition SE jedoch mit handelsüblichen (ungeschliffenen) Roundwound-Strings.
Bekanntermaßen bestehen Saiten aus einem Saitenkern mit einer äußeren Wicklung. Bei den heute überwiegend gebräuchlichen sogenannten Roundwounds wird – wie schon der Name vermuten lässt – ein runder Wickeldraht eingesetzt. Da dieser seinerseits ebenfalls zumeist auf einem sechseckigen Kern sitzt, gibt es bei diesen Saiten relativ wenige Berührungspunkte innerhalb der gesamten Saitenkonstruktion. Die Masse bleibt daher recht niedrig und dadurch die Saite insgesamt flexibel. Das zeigt sich dann auch in einem offenen, höhenreichen und präsenten Ton, wie er in der aktuellen Pop- und Rockmusik angesagt ist.
Im Gegensatz dazu waren gerade in der Beat-Ära der beginnenden Sechziger sogenannte Flatwound-Saiten in, mit denen auch Paul McCartneys Originalbass bestückt war. Bei dieser Saitengattung wird kein runder, sondern ein flacher Draht auf einen in der Regel runden Kern gewickelt, was die Saite nicht nur sehr kompakt macht, sondern ihr auch eine relativ große Masse verleiht.
Ein Nebeneffekt der glatten Oberfläche war, dass sich Schmutz kaum festsetzen konnte und sich Flatwounds als sehr langlebig erwiesen. Es soll durchaus Bassisten gegeben haben, die ihre gesamte Karriere mit nur einem einzigen Satz Flatwounds bestritten haben – außer, es riss ihnen einmal einer der dicken Drähte!
All diese Eigenschaften manifestieren sich natürlich auch im Ton der Saiten, der wenig brillant ist und eher Bässe sowie tiefe Mitten betont – in der damaligen Zeit ein durchaus stilprägendes Mittel! Heute werden Flatwound-Saiten sowohl auf der E-Gitarre als auch auf dem Bass nur noch in wenigen ausgesuchten Bereichen gezielt eingesetzt, etwa im Jazz oder im Neo-Soul.
Für dich ausgesucht
Nach dem ersten Check des Höfner-Basses am Verstärker entpuppte sich das Roundwound-Setup dann auch für meinen Geschmack als eher unpassend, denn die Höhen und Hochmitten der Roundwounds sind erwartungsgemäß nicht die Stärke unseres Testkandidaten. Bedingt durch den kleinen hohlen Korpus geht der Sound dann doch relativ schnell in Richtung Schuhkarton und wird etwas topfig – vor allem, wenn nur der hintere Pickup aktiv ist!
Dabei ist der Budget-Höfner durchaus in der Lage, einen satten und voluminösen Basssound zu erzeugen. Alleine mit dem Halspickup entsteht ein tragend-dicker Sound, der nicht zu dumpf ist und genügend Definition besitzt. Nimmt man den hinteren Pickup dazu, bekommt er mehr Attack und wird insgesamt etwas knackiger und durchsetzungsfähiger. Keine Frage: dieser Beatle aus China kann wirklich einen schön trockenen und punchigen Basston produzieren, für das authentische Vintage-Feeling empfehle ich allerdings unebdingt die Ausstattung mit Flatwound-Saiten.
Viel Spaß mit den nachfolgenden Klangbeispielen: