Der Hotone Ampero II Stage in der Praxis
Für den Praxisteil werden wieder drei mögliche Einsatzszenarien getestet: Zuerst direkt in das Audio Interface, dann vor einem clean eingestellten Amp – quasi als Pedalboard Ersatz – und die dritte Variante ist der Einsatz als Preamp vor einer Röhrenendstufe inklusive Cab.
Hotone Ampero II Stage – Direct Recording – Presets und erste Eindrücke
Diese fünf erweisen sich als gute Ausgangsbasis für das Erstellen eigener Sounds. Natürlich wird hier noch nicht die ganze Bandbreite sichtbar. Aber es gibt einige Patches, die sich an bekannten Gitarrensounds/Songs orientieren (Straits of Swing, Whole Lotta Zep, etc.), einige mit etwas stärkerem Effekteinsatz und zum Abschluss ein paar Bass-Patches. Was im Factory-Content des Gerätes fehlt, sind solche für kombinierte Einsätze von Mikrofon und Gitarre mit komplett separaten Signalwegen.
Hotone Ampero II Stage – Amp und Cab Modeling
Nun geht es ins Detail und wir werfen einen Blick auf die verschiedenen Amp- und Cab-Modelle des Ampero II Stage. Zum einen gibt es die „normalen“ Amp- und Cab-Modelle, aber zusätzlich werden auch Preamp-Modelle und Cab-IRs angeboten. Außerdem ist es auch möglich, über den dualen Signalweg zwei unterschiedliche Amps und Cabs zu nutzen. Das könnt ihr in Beispiel 10 hören, wo beim virtuellen Diezel-Amp eine Cab-IR im Einsatz ist. Alle Amp-Settings sind übrigens auch im Video zu sehen.
Das Modeling ist sehr detailgetreu erstellt und neben der Klangregelung der Original-Amps hat man auch die Schaltoptionen nachgestellt. Das sind beispielsweise beim Dumble die Bright-, Fat-, und Jazz/Rock-Schalter, allesamt auch entsprechend hörbar. Insgesamt 85 Amp-Modelle hat der Ampero II Stage im Angebot, sinnvoll eingeteilt in die Kategorien Clean, Drive, Hi-Gain, Bass und Power-Amp. Die Cab-Modelle sind nach Guitar Cab S (1×10 bis 2×12), Guitar Cab L (4×10 und 4×12) sowie Bass Cab (2×10 und 4×10) sortiert, insgesamt 68 Stück. Dazu können verschiedene Mikrofontypen ausgewählt werden, auch in den Kombinationen Mix 1 bis Mix 4. Zudem ist die Position des virtuellen Mikrofons in sechs Varianten einstellbar. In Beispiel 7 hört ihr alle Mikrofontypen und Mikrofonkombinationen. Die Amps klingen authentisch und vermitteln auch das entsprechende Spielgefühl, die High-Gain-Modelle haben mir etwas besser gefallen als die klassischen Amps. Vor allem im Breakup/Low-Gain-Bereich ist es in puncto Dynamik/Ansprache im Vergleich zu Mitbewerbern im gleichen Preissegment etwas dünner.
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Die Effektsounds des Hotone Ampero II Stage
Der Ampero II Stage hat klassische Effektpedal-Modelle und auch ein paar Eigenkreationen und spezielle Effekte wie Mic Lab (Mikrofon-Simulation) oder Bit Crusher im Angebot. Auch hier ist alles einwandfrei strukturiert und bei der Anwahl eines Effekts stehen folgende Kategorien zur Verfügung:
DYN: Compressor, Boost, Noise Gate – 17 Effekt-Modelle
FREQ: Acoustic, Filter, Pitch, Special – 34 Effekt-Modelle
WAH: Wah Pedale – 13 Effekt-Modelle
DRV: Overdrive, Distortion, Fuzz, Bass Drive – 37 Effekt-Modelle
EQ: Equalizer – 10 Effekt-Modelle
MOD: Modulation, sortiert nach Chorus, Flanger, Vibrato, etc. – 28 Effekt-Modelle
DLY: Delay – 32 Effekt-Modelle
RVB: Reverb – 12 Effekt-Modelle
Macht zusammen 183 verschiedene Effektmodelle, eine Auswahl, die in Umfang und Zusammenstellung alles beinhaltet, was man auf der Bühne und im Studio braucht. Klanglich sind die Effekte im gehobenen mittleren Bereich angesiedelt und nicht vergleichbar mit den Boutique-Sounds von beispielsweise Strymon oder Eventide, aber auf jeden Fall bühnen- und recordingtauglich. Bei mehreren gleichzeitig eingesetzten Effekten neigt der Sound zum Verwaschen und auch der Prozessor kommt irgendwann an seine Grenzen. Einige leistungshungrigere Effekte sind nicht mehr verfügbar, wenn andere bereits im Signalweg geparkt sind. Das wird sichtbar, wenn man ein neues Effektmodul belegen möchte und bestimmte Modell ausgegraut sind.
Hotone Ampero II Stage – Amp Input
Nun wird der Hotone Ampero II Stage als Pedalboard vor einen clean eingestellten Amp geschaltet, einen Sovtek-MIG-50H mit Marshall 4×12 Cab (Celestion G12M). Ein Royer R-10 und ein Shure SM-57 nehmen den Boxensound auf. Hier stoße ich recht schnell an die Prozessor-Grenze. Der Plan war, je ein Boost-, Overdrive-, Distortion- und Fuzz-Effekt zu platzieren, dazu einen Modulations-Effekt, Delay und Reverb. Nach der Wahl meiner vier favorisierten Zerreinheiten sowie von Reverb und Delay waren die Choruseffekte auf einen limitiert. Für große Pedalboard-Aktionen oder mehrere HQ-Effekte wird es dann etwas eng. Klanglich lagen die Overdrive- und Distortion-Pedale des Ampero II Stage im Vergleich zu „normalen“ Overdrives oder auch den Zerrern von Mitbewerbern im gleichen Preissegment etwas zurück. Der Zerrsound erwies sich als leicht pappig und in Verbindung mit einem unverzerrten Amp weniger warm. Zum Anfeuern bereits angezerrter Ampsounds hat mir das Ganze besser gefallen.
Hotone Ampero II Stage – Amp Return
In der dritten Konstellation werden die Preamps des Ampero II Stage gewählt, Cab Simulationen oder IRs sind nicht aktiviert, denn es geht in die Endstufe eines Röhrenamps (Ceriatone OTS 50) und dann auf das Marshall 4×12 Cab. Diese Variante gefällt mir klanglich wesentlich besser als die mit Clean-Amp und Overdrive-Pedalen.
Der Hotone Ampero II Stage im Band Arrangement
Zum Abschluss hört ihr den Ampero II Stage im Band-Arrangement, aufgenommen direkt ins AudioInterface mit Amp & Cab Simulation.
Einsatzbereich und Alternativen zum Hotone Ampero II Stage
Der Ampero II Stage ist absolut bühnentauglich und auch für Recording geeignet, also als sehr kompakte All-In-One-Lösung ohne zusätzliche Gerätschaften und nur mit seinem Angebot an Amp-Modellen und Effekten. Dank der zahlreichen Anschlussmöglichkeiten kann man sich natürlich auch auf der Bühne ordentlich mit einem Power-Amp beschallen lassen und das Cab-Simulation-Signal gleichzeitig an die PA schicken. Beim häuslichen Üben ist unser Kandidat auch dank Bluetooth-Funktion (Audio Streaming) und Kopfhöreranschluss ein guter Partner. Der Ampero II Stage spielt mit einem Verkaufspreis von rund 700 Euro in der etwas höheren mittleren Preisklasse, in der relativ wenig Konkurrenz herrscht. Zu nennen wären der Kemper Profiler Player, Line 6 HX Stomp und HX Stomp XL oder das Boss GT-1000 Core. Bei Kemper und Line 6 finde ich persönlich die Klangqualität der Effekte und Amp-Modelle (vor allem die „traditionellen“ Amps) besser. Dafür sind beim Ampero II Stage die Einstellmöglichkeiten (Touch-Display) und auch die Schaltoptionen im Bühnenbetrieb komfortabler. Das Bedienkonzept des Ampero II Stage ist wirklich erstklassig.