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Hughes & Kettner AmpMan Classic und AmpMan Modern Test

Praxis

Eine wichtige Sache gleich vorweg: Der AmpMan reicht mit seinen 25 Watt an einer 8-Ohm-Box absolut für den Proberaum und die Beschallung auf der Bühne aus. Auch die Cleanreserven sind dabei hoch genug, um sich gegen Drums und Bass durchzusetzen.

AmpMan Classic – Channel A

Wir starten den Praxisteil mit dem AmpMan Classic, selbstverständlich zuerst mit den unverzerrten Tönen, und arbeiten uns langsam in Richtung High Gain vor, wofür dann der AmpMan Modern zum Einsatz kommt. Der AmpMan Classic ist nun mit einem 1×12 Cab mit Celestion Creamback Speaker verbunden, der Lautsprecher wird mit einem Beyer Dynamic M160 Bändchenmikrofon abgenommen. Der Channel A liefert sehr brillante Cleansounds im Fender-Stil, wenn man den Gain-Regler in der Mitte geparkt hat. Hier ist der Sound bei der Verwendung von Singlecoil-Gitarren noch unverzerrt und glockenklar. Sehr gut geeignet für cleane Akkordbegleitungen oder auch Funk-Sounds, wie man im zweiten Beispiel hören kann. Eine leichte Verzerrung setzt bei Gain ab ca. 14 Uhr ein, was man noch etwas weiter treiben kann, wenn man den Sagging-Regler weiter aufdreht. Das macht richtig Laune in diesem Kanal, denn man hat den Grad der Verzerrung förmlich in der Hand, je nach Stärke des Anschlags. Die Endstufenkompression der beliebten Class A Amps ist hier wirklich sehr gut reproduziert, das Spielgefühl ist erstklassig.

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Classic A: Alle Regler in 12 Uhr Position (Stratocaster) Classic A: Gain 13 Uhr (Telecaster) Classic A: Gain & Sagging 15 Uhr (15 Uhr)

Als nächstes widmen wir uns den Möglichkeiten, die die Klangregelung bietet und den Auswirkungen auf den Ton. Dafür stehen Presence-, Resonance- und Tone-Regler zur Verfügung. Was Presence und Resonance anbelangt, hat man eine ungefähre Vorstellung, wie es klingen kann, wenn man den Regler in eine bestimmte Richtung dreht. Beim Tone-Regler muss man etwas experimentieren, denn die Funktionsweise hat nichts mit der klassischen Höhenblende eines Fender Tweed-Amps oder eines Overdrive-Pedals zu tun. Dadurch, dass hier mehr Frequenzen auf einmal verschoben werden, erhält man in der linken Hälfte einen eher Vintage-orientierten Ton mit kräftigeren unteren Mitten. Bewegt man den Regler über die 12-Uhr-Position hinaus, werden die Mitten allmählich abgesenkt, die Höhen leicht angehoben und der Ton wird etwas drahtiger.

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Classic A: Tone – 7, 10, 14, 17 Uhr (Stratocaster) Classic A: Presence – 7, 10, 14, 17 Uhr (Stratocaster) Classic A: Resonance – 7, 10, 14, 17 Uhr (Stratocaster)

Den Channel A kann man auch recht ordentlich zum Zerren bringen, vor allem mit erhöhtem Sagging entlässt der Speaker ein pfundiges Brett. Und wenn es noch nicht reicht, dann steht ja auch noch der Boost bereit, der die Vorstufe mit verstärkten Mitten anbläst und damit für einen soliden Overdrive-Sound sorgt. Das alles passiert im Channel A mit einer sehr guten dynamischen Ansprache und erstklassigem Reaktionsverhalten des Amps.

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Classic A: Gain 17 Uhr (Esquire) Classic A: Gain 17 Uhr (SG) Classic A: Gain 17 Uhr – Boost off > on (Esquire)

AmpMan Classic – Channel B

Der zweite Kanal des AmpMan Classic ist bei Mittelstellung aller Regler im Frequenzbild etwas weicher, die Höhen sind nicht so stark ausgeprägt. Ein Problem ist das nicht, denn wer es anders möchte, kann mit der Klangregelung nachbessern. Da ist allerdings Fingerspitzengefühl angesagt, denn die unteren Mitten sind schon recht prominent vertreten, wodurch der Sound etwas muffig aus dem Speaker kommt. In dieser Hinsicht war das Frequenzbild von Channel A ab der 12-Uhr Ausgangsbasis etwas klarer. Für einen durchsetzungsfähigen Ton, der auch im Mix den Bass nicht stört, hatte ich den Presence-Regler oft recht weit aufgedreht, Resonance eher unter der 12-Uhr-Marke. Tone stand meist über 12 Uhr, damit die Mitten leicht abgesenkt werden. Bei diesem Kanal hat mir, ehrlich gesagt, die klassische Dreiband-Klangregelung zum Einstellen meiner Klangvorstellungen etwas gefehlt. Aber das ist natürlich Geschmacksache. Der Zerrgrad reicht von leichter Verzerrung bei Gain-Einstellungen ab 10 Uhr bis zum kernigen Leadsound mit maximalem Gain, und wenn man dazu den Boost aktiviert, gibt es das Wohlfühl-Sustain obendrauf. Bei niedrigeren Gain-Einstellungen reagiert der Amp noch gut auf die Anschlags-Aktionen an der Gitarre, bei höheren wird der Sound zunehmend dichter und man kann mit dem Anschlag weniger gestalten, aber über das Volume-Poti an der Gitarre immer noch gut entzerren. Den Sagging-Regler habe ich in diesem Kanal sehr sparsam eingesetzt, denn der Sound wird bei höheren Einstellungen und höherem Gain schnell matschig. Das sollte aber nicht wirklich ein Problem sein, denn das Sättigungsschmatzen ist ohnehin eher etwas für Clean- und Breakup-Sounds. Generell wird im Channel B des AmpMan Classic der typische klassische Rocksound mit britischer Färbung geliefert.

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Classic B: Alle Regler in 12 Uhr Position (Stratocaster) Classic B: Gain 10 Uhr (Stratocaster) Classic B: Gain 13 Uhr – Anschlagsdynamik (Stratocaster) Classic B: Gain 15 Uhr – Reaktion auf das Volume Poti an der Gitarre (Les Paul) Classic B: Gain 14 Uhr (Les Paul) Classic B: Gain 17 Uhr – Boost off > on (Les Paul)

AmpMan Modern – Channel B

Nun kommt der andere AmpMan zum Einsatz und der Channel B liefert in der 12-Uhr-Stellung aller Regler bereits ein etwas dichteres Zerrbrett mit einem Hauch mehr Gain. Das Frequenzbild ist dem AmpMan Classic ähnlich, die unteren Mitten sind bei der Neutralstellung der Klangregler etwas kräftiger, der obere Frequenzbereich etwas schwächer. Auch hier muss mit der Klangregelung für moderne Sounds deutlich nachgelegt werden, aber für staubtrockenen Stoner Rockriffs ist das eine gute Basis. Damit bei den ersten beiden Beispielen ein direkter Vergleich mit dem AmpMan Classic und dem Stoner Rock Sound möglich ist, habe ich noch das Cab mit dem Creamback benutzt. Anschließend geht es an die 4×12 Box mit Vintage 30 Speakern, die mit einer Kombination von SM57 und M160 abgenommen wird, was eher der Klanggestaltung für moderne High-Gain-Sounds entspricht. Mit höheren Presence-Settings und einem weiter aufgedrehten Tone-Regler lassen sich mit diesem Kanal recht ordentliche Mid-Scoop-Sounds erzeugen. Aber auch hier hatte ich das Gefühl, dass ich mit der Klangregelung etwas limitiert bin. Der Zerrgrad ist schon recht zünftig, es gibt sattes Sustain für kernige Riffs, aber man muss den Gain-Regler nicht voll ausfahren. Vor allem bei Gitarren mit höherem Output reicht eine Gain-Einstellung bis 14 Uhr für satte Zerrsounds.

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Modern B: Alle Regler in 12 Uhr Position (Stratocaster) Modern B: Gain 11 Uhr Modern B: Gain 13 Uhr (Les Paul) Modern B: Gain 13 Uhr (PRS Holcomb) Modern B: Gain 14 Uhr (PRS Holcomb)

Red Box DI Out

Jetzt wollen wir noch einen kleinen Rundgang durch die acht unterschiedlichen Cab-Sounds machen, die der Red Box DI-Out liefert. Vorab aber wieder das Signal mit derselben Einstellung des Amps über die angeschlossene Lautsprecherbox, beim AmpMan Modern mit der 4×12 Box mit SM57 und M160, der AmpMan Classic wurde über die Creamback-Box gespielt und mit einem M160 abgenommen. Die Red Box-Sounds sind in Ordnung, man findet bei den acht Cab-Versionen auf jeden Fall einen Sound, der zur benutzten Lautsprecherbox passt. Verglichen mit den Platzhirschen der Cabsimulation (Universal Audio OX, Two Notes Torpedo) ist naturgemäß noch Luft nach oben, aber bei einem Preis von runden 350 Euro für den kompletten AmpMan wäre es vermessen, auch noch ein High-End-Speakersimulation zu erwarten.

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Red Box: AmpMan Modern B – zuerst mikrofoniertes Cab, dann alle acht Red Box Cabs (PRS Holcomb) Red Box: AmpMan Classic B – zuerst mikrofoniertes Cab, dann alle acht Red Box Cabs (Stratocaster)

Zum Abschluss hört ihr die beiden AmpMans noch einmal im Band-Arrangement mit unterschiedlichen Einstellungen.

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AmpMan Classic & AmpMan Modern im Band-Arrangement.
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Profilbild von Stephan

Stephan sagt:

#1 - 28.08.2023 um 13:43 Uhr

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Ich habe seit inzwischen 2 Jahren den “AmpMan Modern” als Verstärker auf meinem Pedalboard. Da ich eine 4 Ohm Box angeschlossen habe, verfüge ich somit über einen 50 Watt Verstärker. Ich kann aus Erfahrung sagen, dass das im Proberaum, aber auch auf der Bühne lautsärkemässig vollkommen ausreicht. Ich musste meinen Amp niemals mehr als 3/4 aufdrehen. In kleinen Clubs spielen wir die Amps direkt und auf den grossen Bühnen kommt sowieso eine PA zum Einsatz. Das ganze Gerät ist wirklich gut durchdacht. Der einstellbare Solo-Boost oder die Noise Reduction seien hier Beispielhaft genannt. Die ganzen Features sind wirklich der Hammer und erleichtern die Bedienung, was vor allem auf Bühne dafür sorgt, dass man sich mehr auf das konzentrieren kann, um was das es bei einem Gig geht – das Gitarrenspiel. Auch der Sound ist richtig gut. Ich arbeite viel mit diversen Pedalen. Der AmpMan liefert dafür einen grandiosen Grundsound, der sich sehr schön weiter bearbeite lässt.

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